Corona-Kehrtwende

Schmidt fordert Generalvollmacht für Apotheken

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Berlin -

Zur Meisterung der Herausforderungen der Corona-Krise in den Apotheken hat ABDA-Präsident Friedemann Schmidt von der Politik eine Generalvollmacht für situationsbedingte Abweichungen von Apothekengesetz (ApoG), Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) und anderen Vorschriften gefordert. „Wir alle arbeiten an der Kapazitätsgrenze“, sagte Schmidt in seiner aktuellen Videobotschaft, „Alle leiden unter dem massiven Ansturm von Patienten.“ Es gebe zwei zentrale Probleme: die wachsende Zahl von Lieferengpässen und die Personalsituation in den Apotheken. Mit dieser Botschaft korrigiert die ABDA ihre erst drei Tage alte Aussage, es gebe wegen der Corona-Krise keine Lieferprobleme.

„Wie stellen wir uns darauf ein, das Mitarbeiter selber krank werden oder von Quarantänemaßnahmen betroffen sein werden“, so Schmidt. Zur Personalsituation habe die ABDA gegenüber Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Vorschlag unterbreitet, „eine generelle Ermächtigung für Abweichungen von den Vorschriften des Apothekengesetzes und der Apothekenbetriebsordnung zu erlassen, auf deren Basis im Gespräch mit den Landesbehörden ganz konkrete Maßnahmen beschlossen werden könnten“. Einige Kammern hätte bereits ihre Satzungsautonomie genutzt und Erleichterungen in Kraft gesetzt. Schmidt: „Dieses Problem werden wird in den Griff bekommen.“

Zu den seit längerer Zeit bestehenden Lieferengpässen seien weitere Probleme durch die „irrationalen Hamsterkäufe“ hinzugekommen, so der ABDA-Präsident weiter. Hinzugekommen seien auch Lieferengpässe bei „einigen Arzneimitteln“, die als Prävention für Corona-Infektionen diskutiert würden. Hier bräuchten die Apotheker „ganz schnell Erleichterungen beim Rahmenvertrag und bei den Abgabevorschriften“, so Schmidt: „Wir müssen viel leichter substituieren können, Packungsgrößen ändern und stückeln können, um – ohne zusätzlichen Dokumentationsaufwand und vor allen Dingen ohne das Risiko von Retaxationen – die Versorgung sicherstellen.“ Die ABDA habe Spahn dazu eine „grundsätzliche Ermächtigung“ vorgeschlagen, um mit dem GKV-Spitzenverband Vereinbarungen zu treffen.

Man rede darüber schon seit Tagen und Wochen und erste Erfolge würden sichtbar, weil einige Krankenkassen aus eigener Kraft bereits die Bedingungen der Rabattverträge erleichtert hätten. „Aber das reicht natürlich noch nicht. Wir brauchen eine Einheitlichkeit“, so Schmidt. Auch wenn das gelinge, würden die nächsten Wochen „nicht leicht“. „Die Pandemie wird Fahrt aufnehmen und wir werden unter diesen Problemen noch wochenlang zu leiden haben.“ Trotzdem sei er zuversichtlich, dass „wir eine sichere und angemessene Arzneimittelversorgung gewährleisten können“, so der ABDA-Präsident. Dafür würden alle Apotheker benötigt.

Erst zu Wochenbeginn hatte die ABDA eine völlig anderslautende Botschaft veröffentlicht. Deswegen hatte es Kritik aus den Mitgliedsorganisationen gegeben. Weder bei Rx- noch bei OTC- oder Freiwahlprodukten seien verstärkte Engpässe bisher zu beobachten, hieß es. „Die Arzneimittelversorgung über Apotheken bleibt gesichert“, meldete die Standesvertretung am Montag an die Öffentlichkeit.

„Die Apothekerschaft sieht nach wie vor keine durch die Corona-Krise verursachten Engpässe in der Arzneimittelversorgung“, so die ABDA. „Wir kennen Lieferengpässe schon seit Jahren. Und sie machen den Apotheken eine Menge Arbeit. Zusätzliche Probleme, die auf den Ausbruch der Coronavirus-Pandemie zurückzuführen wären, stellen wir aber nach wie vor nicht fest“, erklärte Schmidt. Das könne sich angesichts der langen und intransparenten Lieferketten allerdings noch ändern. „Wir können natürlich nicht ausschließen, dass Auswirkungen der Krise im Laufe des Jahres auch in der Arzneimittelversorgung in Deutschland spürbar werden. Aber derzeit können wir die Patienten ordentlich versorgen. Auch die Herstellung von Desinfektionsmitteln in den apothekeneigenen Laboren ist zwischenzeitlich gut angelaufen.“

Das gelte nicht nur für den Rx-, sondern auch den OTC- und Freiwahlbereich. An Medikamenten für die Selbstmedikation gebe es keinen Mangel. Saisonal würden vor allem Mittel gegen Erkältungssymptome nachgefragt, für die es eine Vielzahl von Präparaten unterschiedlicher Hersteller gebe, so Schmidt. Die Apotheken hätten entsprechende Bestände. „Deswegen gibt es keinen Grund zur Sorge, und auch keinen Grund, Arzneimittel zu hamstern.“

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