Sars-CoV-2 lässt das Hirn schrumpfen Cynthia Möthrath, 15.03.2022 08:07 Uhr
Sars-CoV-2 kann verschiedene Bereiche des Körpers infizieren. Forscher:innen aus Oxford fanden nun heraus, dass eine Covid-Infektion – auch bei einem leichten Verlauf – das Gehirn befallen und zu massiven Veränderungen der Hirnstrukturen führen kann. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Nature“ vorgestellt.
Im September 2020 konnte ein Team der Yale School of Medicine in New Haven Sars-CoV-2 erstmals im Gehirn von drei an Covid verstorbenen Patient:innen nachweisen. Die Forscher:innen gingen damals davon aus, dass das Virus auf die Nervenzellen im Gehirn abzielt. Unklar bleibt bis heute jedoch, wie die Viren in das Gehirn vordringen: Denkbar sei beispielsweise eine Ausbreitung über den Blutstrom oder die direkte Ausbreitung über die Nasenschleimhaut und die Riechzellen ins Gehirn, so das Team.
Die Universität Oxford hat sich nun erneut mit dem Thema beschäftigt. Die Arbeitsgruppe fand heraus, dass vor allem das limbische System bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 betroffen ist. Als Folge der Erkrankung kann es zu einem Rückgang der grauen Substanz in bestimmten Hirnregionen kommen. Dies sei auch bei milden Verläufen möglich, so das Team.
Hirnscans zeigen Veränderungen
Für ihre Untersuchungen nahmen die Wissenschaftler:innen die Aufnahmen von Magnetresonanztomografien (MRT) zur Hilfe: Insgesamt wurden die Bilder von 785 Personen zwischen 51 und 81 Jahren analysiert, von denen zwei Scans vorlagen. Im Durchschnitt waren zwischen den beiden Aufnahmen drei Jahre vergangen. Bei 401 der Patient:innen war vor der zweiten Aufnahme eine Covid-Infektion nachgewiesen worden – im Durchschnitt 141 Tage nach der Diagnose. Die übrigen Teilnehmer:innen dienten als Kontrollgruppe.
Das Team konnte ermitteln, dass die Patient:innen, welche an Covid-19 erkrankt waren, eine größere Reduktion der grauen Substanz aufwiesen. Außerdem zeigte sich eine Abnahme des Gewebekontrasts in bestimmten Hirnregionen. Bei einigen Erkrankten kam es durch die Infektion offenbar zu Gewebeschäden im Gehirn, außerdem wiesen die Genesenen eine stärkere Größenreduktion des Gehirns auf. Oft war bei ihnen auch ein stärkerer kognitiver Abbau beobachtet worden.
Beeinträchtigung auch bei milden Verläufen
Um herauszufinden, ob die Beeinträchtigungen nur bei schweren Verläufen auftraten, wurden die hospitalisierten Fälle anschließend aus der Analyse entfernt. Dennoch zeigten sich sowohl bei den Hirnscans wie auch in Bezug auf die Kognition weiterhin Defizite. Bislang ist unklar, ob die Veränderungen des Gehirns von Dauer sind, oder ob sie zumindest teilweise reversibel sind. Weitere Untersuchungen sollen daher folgen.