Virus im Herzgewebe nachgewiesen

Sars-CoV-2 befällt auch das Herz

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Berlin -

Die Auswirkungen des neuen Coronavirus sind vielseitig: Einer neuen Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) zufolge kann Sars-CoV-2 auch das Herz befallen. Die Ergebnisse sollen im Fachblatt „Jama Cardiology“ erscheinen.

Sars-CoV-2 könne Herzzellen infizieren und sich darin vermehren, sagte der Leiter der Studie, Dirk Westermann. Zudem sei das Virus in der Lage, die Genaktivität infizierter Herzzellen zu verändern. Allerdings ließe sich noch nicht abschließend klären, ob dies Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf von Herzpatienten habe, hieß es in einer Mitteilung. Die veränderte Genaktivität in den Herzzellen könnte Langzeitfolgen für die Gesundheit von Betroffenen haben. Künftig seien Reihenuntersuchungen an lebenden Covid-19-Patienten notwendig.

Für die Studie wurden laut UKE 39 gestorbene Herzpatienten untersucht, die mit Sars-CoV-2 infiziert waren. Sie waren im Mittel 85 Jahre alt. Bei rund zwei Drittel dieser Patienten konnten die Forscher im Herzgewebe das Virus nachweisen, wie das UKE weiter mitteilte. In 16 Fällen fanden sie den Angaben zufolge das Virus in Mengen, die klinische Auswirkungen hätten haben können.

Kardiale Schäden frühzeitig beobachtet

Bereits im März konnten in China bei der Aufnahme von Patienten mit schweren Covid-19-Verläufen zum Teil massive kardiale Schädigungen beobachtet werden. Gemessen wurde dies anhand eines wichtigen Markers: Werden Herzmuskelzellen zerstört, gelangt das sogenannte „Troponin I“ als Hauptbestandteil der Zellen ins Blut – ist dies der Fall, erhöht sich das „hochempfindliche Troponin I“ (hs-TnI). Vorgestellt wurden die Daten von der Renmin Klinik an der Universität Wuhan. Für die Untersuchung wurden die Daten von 416 Patienten verwendet: Bei 82 war hs-TnI deutlich erhöht. Die Konzentration lag im Durchschnitt bei 0,19 µg/l gegenüber 0,006 µg/l bei den übrigen 334 Patienten. Deshalb gehen die Forscher davon aus, dass es bei den Betroffenen zu einer Schädigung des Herzmuskels gekommen ist. Es ist jedoch unklar, ob dies eine direkte Folge der Viruserkrankung ist, oder ob es lediglich mit dem kritischen Zustand der Patienten einhergeht.

Marker bei Vorerkrankungen häufiger erhöht

Die Studie zeigte zudem einen weiteren Zusammenhang: Patienten mit einem erhöhten hs-TnI-Marker litten häufiger unter anderen Vorerkrankungen wie Bluthochdruck (59,8 versus 23,4 Prozent), Diabetes (24,4 versus 12,0 Prozent), Koronarer Herzkrankheit (29,3 versus 6,0 Prozent), chronischen Herzkrankheiten (14,6 versus 1,5 Prozent), Krebs (8,5 versus 0,6 Prozent), COPD (7,3 versus 1,8 Prozent), zerebrovaskulären Erkrankungen (15,9 versus 2,7 Prozent) und chronischen Nierenerkrankungen (6,1 versus 2,7 Prozent). Patienten mit einem erhöhten Marker hatten insgesamt eine schlechtere Prognose: Von den 82 Patienten starben mit 42 mehr als die Hälfte. Patienten mit einem niedrigen hs-TnI-Wert hatten hingegen nur eine Sterberate von 4,5 Prozent.

Neurologische Symptome mit Folgeschäden

Auch neurologische Schäden sind aktuellen Umfragen zufolge häufiger als zu Beginn angenommen: Verschiedene Fallserien berichteten bereits von neurologischen Beschwerden und Komplikationen: Dabei handelte es sich meist um leichte Symptome, die zunächst nicht als neurologisch eingeordnet wurden wie beispielsweise Kopfschmerzen, Schwindel, sowie Geruchs- und Geschmacksstörungen.

Die nun im „Lancet“ veröffentlichten Daten geben jedoch Hinweise auf wesentlich schlimmere Komplikationen, die durch einen Befall des Gehirns mit Sars-CoV-2 bedingt sein könnten. Denn für Sars-CoV-1 und Mers-CoV ist der Eintritt in das Gehirn bereits experimentell belegt – auch für das aktuelle Coronavirus Sars-CoV-2 könnte dies möglich sein. Auf einer Internet-Plattform konnten die Ärzte Angaben zu auffälligen Patienten machen. Während der Hochsaison von Corona zwischen dem 2. und 26. April wurden von der Universität Liverpool dort 153 Einträge für auffällige Covid-Patienten getätigt. Die Patienten waren zwischen 23 und 94 Jahre alt. 62 Prozent hatten ein zerebrovaskuläres Ereignis erlitten: Darunter hatten 74 Prozent einen Schlaganfall, 12 Prozent eine intrazerebrale Blutung und 1 Prozent eine Vaskulitis.

Außerdem war es bei 31 Prozent zu psychiatrischen Beschwerden gekommen: 23 Prozent entwickelten eine Enzephalopathie, 18 Prozent eine Enzephalitis. Bei 59 Prozent kam es außerdem zu Veränderungen der mentalen Gesundheit: Zehn Patienten entwickelten eine Psychose, sechs der Patienten eine demenzähnliche Störung und vier Patienten eine affektive Störung. Die Hälfte der Betroffenen mit neuropsychiatrischen Symptomen war jünger als 60 Jahre alt, Schlaganfall & Co. traten eher bei den älteren Patienten auf – 82 Prozent der Betroffenen waren über 60 Jahre alt.

 

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