Nach dem Ausbruch des Coronavirus CoV-2 sind in Nordrhein-Westfalen 20 Menschen nachweislich infiziert. Schätzungsweise 1000 müssen vorsorglich zu Hause bleiben, um das Ausbreiten des Erregers einzudämmen. Insgesamt stieg die Zahl der bestätigten Infektionen in Deutschland innerhalb eines Tages um mehr als das Dreifache auf über 30.
Immer mehr Menschen im Kreis Heinsberg müssen nach den ersten Infektionsfällen mit dem neuartigen Coronavirus vorsorglich zu Hause bleiben. Der Kreis Heinsberg geht mittlerweile von schätzungsweise 1000 Menschen in häuslicher Quarantäne aus. „Das ist eine rein statistische Rechnung“, sagte ein Sprecher des Kreises am Donnerstagabend. Bei der im Fokus stehenden Karnevalsveranstaltung „Kappensitzung“ im Ortsteil Langbroich-Harzelt von Gangelt im Kreis Heinsberg am 15. Februar könnte es etwa 400 Kontaktpersonen gegeben haben. Für deren Partner und gegebenenfalls Kinder könnte rein rechnerisch der Faktor 2,5 angesetzt werden, womit man auf die Zahl 1000 komme.
Nach dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 in Nordrhein-Westfalen sind inzwischen 20 Menschen nachweislich infiziert. Das Landes-Gesundheitsministerium und der Kreis Heinsberg hatten am Donnerstagabend mitgeteilt, dass nach den bisher sechs Fällen 14 neue Fälle bestätigt worden seien. Alle jetzt positiv Getesteten seien in häusliche Quarantäne entlassen worden, weil eine stationäre Behandlung nicht notwendig sei, hieß es. Von den 14 neu Betroffenen stammen demnach neun aus Gangelt, zwei aus der Nachbargemeinde Selfkant, eine aus der Stadt Heinsberg, eine aus Herzogenrath und eine aus Düsseldorf. „Nach jetzigem Stand deuten auch hier wieder zahlreiche Verbindungen zum Gangelter Karneval“, teilte der Kreis Heinsberg mit.
Alle zuvor bekannten sechs Infizierten hatten nach Erkenntnissen der Behörden Kontakt mit einem Ehepaar aus Gangelt, das an der Uniklinik Düsseldorf behandelt wird. Der Zustand des 47-jährigen Ehemanns ist nach Angaben der Uniklinik ernst. Im Kreis Heinsberg, dem westlichsten Kreis Deutschlands, in dem rund 252.000 Menschen leben, kämpft ein rund 100-köpfiger Krisenstab gegen die Ausbreitung des neuartigen Virus. Schulen und Kindergärten im Kreis sind vorsorglich vorerst geschlossen. Auch alle Kreisbehörden und Gerichte sind für den Publikumsverkehr dicht.
Auch in Norddeutschland ist das Virus mittlerweile angekommen. Ein Mitarbeiter der Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) hat sich infiziert. Es ist die erste nachgewiesene Infektion mit Sars-CoV-2 in Hamburg, wie die Klinik und die Behörde für Gesundheit am späten Donnerstagabend mitteilten. Ihm gehe es so weit gut, und er sei in häuslicher Isolation, sagte eine UKE-Sprecherin. Der Mann habe das UKE nicht von der Schweigepflicht entbunden, deshalb könne sie zunächst nicht mehr über ihn sagen, erklärte die Sprecherin.
Auch in Baden-Württemberg sind nach den vier registrierten Infektionen der beiden Vortage am Donnerstag vier weitere Fälle bekannt geworden. Das teilte das Sozialministerium mit. Damit ist die Zahl der bestätigten Fälle landesweit auf acht gestiegen. Nach der weiteren Ausbreitung des Virus in Europa und Deutschland ist die Landeshauptstadt Stuttgart in erhöhter Reaktionsbereitschaft und trifft Vorkehrungen, um angemessen zu handeln. Bei drei der neu Infizierten handelt es sich um zwei Frauen und einen Mann aus dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald beziehungsweise der Stadt Freiburg. Die drei Patienten sind isoliert zur Behandlung in einer Klinik. Ein weiterer bestätigter Fall wurde aus dem Landkreis Böblingen gemeldet. Dieser steht im direkten Zusammenhang mit einem 25 Jahre alten infizierten Mann aus dem Landkreis Göppingen, dessen Fall am Dienstagabend bekanntgeworden war.
Bei dem Mann aus dem Landkreis Böblingen handelt es sich um eine Kontaktperson der ebenso infizierten Reisebegleiterin des 25-Jährigen aus dem Landkreis Göppingen. Infiziert ist zudem der 60 Jahre alte Vater der Reisebegleiterin. Vater und Tochter werden in Tübingen isoliert behandelt. Der 25-Jährige hatte sich auf einer Italienreise angesteckt.
Als nächstes Bundesland ist nun auch Hessen betroffen, ein erster Fall ist bestätigt worden. Bei einer Person im Lahn-Dill-Kreis sei der Erreger nachgewiesen worden, teilte der Landkreis am Donnerstagabend mit. Hessens Minister für Soziales und Integration, Kai Klose (Grüne), und Landrat Wolfgang Schuster wollen am Freitag bei einer Pressekonferenz informieren.
Aus Bayer gab es unterdessen gute und schlechte Nachrichten. Die Gute: Der letzte Patient aus dem Infektionscluster um den Automobilzulieferer Webasto wurde aus dem Krankenhaus entlassen. Einzelheiten zu der Person teilte das Gesundheitsministerium in München am Donnerstag wegen des Persönlichkeitsschutzes nicht mit. Im Freistaat gab es 14 positiv getestete Covid-19-Patienten. Alle standen im Zusammenhang mit dem Autozulieferer Webasto aus Gauting-Stockdorf. Dort war im Januar eine Mitarbeiterin aus China zu Besuch, die das Virus in sich trug. Kollegen und teils deren Angehörige infizierten sich. Nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit gab es in Bayern bis Donnerstagnachmittag keine weiteren Fälle.
Nur Stunden später musste das Landesamt dann aber doch einen neuen Fall melden. Es handele sich um einen Mann aus Mittelfranken, der in Deutschland Kontakt mit einem infizierten Italiener hatte, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in München am Donnerstagabend mit. Nach einem Bericht der „Erlanger Nachrichten“ handelt es sich um einen Hautarzt, der an der Erlanger Hautklinik arbeitet und sich auf einem Kongress in München bei einem italienischen Kollegen angesteckt habe. Zahlreiche Menschen, die seitdem mit ihm in Kontakt standen, stehen den Angaben zufolge nun unter Quarantäne. Der Italiener sei erst nach seiner Rückkehr nach Italien positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden. Das zuständige Gesundheitsamt habe begonnen, Kontaktpersonen des Mannes zu ermitteln. Einzelheiten sollen am Freitag mitgeteilt werden.
APOTHEKE ADHOC Debatte