Hohe Inzidenz als Risiko

RKI untersucht Corona-Ausbrüche in Altenheimen

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Berlin -

Bewohner:innen von Alten- und Pflegeeinrichtungen sind aufgrund ihres Alters und anderer Grunderkrankungen besonders gefährdet, an Covid-19 schwer zu erkranken oder zu versterben. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat nun untersucht, welchen Einfluss das generelle Infektionsgeschehen auf Ausbrüche in Einrichtungen hat.

Um von epidemiologischer Seite zu einem besseren Verständnis der Situation in den Pflegeheimen beizutragen, hat das RKI die Meldedaten zu den Ausbrüchen in solchen Einrichtungen aufgearbeitet. Der Aufarbeitung liegen Daten von knapp einem Jahr zugrunde. Durch die genaue Betrachtung der Ausbrüche im Vergleich mit dem allgemeinen Impfgeschehen konnten Erkenntnisse über die Ausdehnung, den Verlauf und Charakteristika der einzelnen Ausbruchgeschehen gesammelt werden. Das RKI hat hierfür drei verschiedene Zeitphasen des Pandemieverlaufs gesondert betrachtet:

  • Pandemiewelle (Meldewoche 10/2020 – 20/2020)
  • Interimsphase (Meldewoche 21/ 2020 – 39/2020)
  • 2. Pandemiewelle (Meldewoche 40/2020 – 6/2021)

Die Analysen wurden vom RKI stratifiziert nach Altersgruppen durchgeführt. Hierbei wurde eingeteilt in alle Ausbruchsfälle, Altersgruppe > 65 Jahre und Altersgruppe < 65 Jahre. Im gesamten Untersuchungszeitraum wurden insgesamt 4937 Ausbrüche und 132.952 Ausbruchsfälle an das RKI übermittelt. Die durchschnittliche Größe der Ausbrüche lag bei 26,9 Fällen (Median: 18 Fälle). Die höchste Anzahl an Gesamtfällen bei Menschen über 65 Jahren gab es zwischen der 50. und 52. Meldewoche. Zwischen der 50. Meldewoche und der 1. Meldewoche 2021 waren die Ausbruchsfälle am höchsten. Hier zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Ausbrüchen in Pflegeeinrichtungen und dem massiven Anstieg der Gesamtfallzahlen. „Der beobachtete Anstieg war nahezu linear und gipfelte in Meldewoche 51 mit einem Aufkommen von 373 Ausbrüchen und 11.706 Fällen“, heißt es im epidemiologischen Bulletin.

Die Hospitalisierungen und Sterberaten waren bei den über 65-Jährigen besonders hoch. Selbst bei der Einzelbetrachtung der Bundesländer ließen sich Unterschiede feststellen: „Aus allen Bundesländern wurden Ausbrüche gemeldet, wobei das Aufkommen pro Bundesland stark variierte von elf Ausbrüchen in Bremen bis zu 868 Ausbrüchen in Baden-Württemberg“, heißt es im epidemiologischen Bulletin. Die meisten Ausbrüche waren in den bevölkerungsstärksten Bundesländern zu verzeichnen. So verzeichneten Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen fast 50 Prozent aller Ausbrüche und Ausbruchfälle.

Auch die Beschäftigten in den Einrichtungen infizierten sich. Das Durchschnittsalter der Männer war hierbei niedriger als das der Frauen. Im Rahmen der Ausbrüche wurden 5262 Fälle als beschäftigt in der Pflegeeinrichtung dokumentiert. 82 Prozent der Infizierten waren weiblich. 40 Prozent der Frauen waren über 50 Jahre alt. „Der Fall-Verstorbenen-Anteil lag insgesamt bei 0,2 Prozent, wobei Männer eine deutlich höhere Sterblichkeit (0,6 Prozent) aufwiesen als Frauen (0,1 Prozent).“

Hauptstrategien

Im Ergebnis konnte das RKI bei der Untersuchung zeigen, dass die Covid-19-Inzidenz in der Gesamtbevölkerung der stärkste Prädiktor für das Auftreten von Covid-19 in Langzeitpflegeeinrichtungen war. Durch verschiedene Studien wurde diese Annahme bestätigt. So ist die Wahrscheinlichkeit des Eintrags der Infektion in die Einrichtung bei hohen Inzidenzen um ein Vielfaches höher. Die Verbreitung innerhalb der Einrichtung erfolgt schnell. Das RKI hat aus den Erkenntnissen Hauptstrategien zur Eindämmung von Covid-19 in Pflegeheimen entwickelt:

  • Senkung der regionalen und nationalen Inzidenzen
  • Verhinderung oder Minimierung des Erregereintrags in die Einrichtung
  • frühzeitige Durchbrechung der Infektionsketten (Schnelltests)
  • Ab dem ersten Fall sofortige Implementierung von Maßnahmen zur Verhinderung einer Verbreitung
  • Impfung aller Bewohner und Beschäftigten
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