Die aufgetretenen Sinusvenenthrombosen (CVT) nach Verabreichung des Corona-Impfstoffs Vaxzevria von AstraZeneca hat für große Unsicherheit gesorgt. Auch beim Vakzin von Johnson & Johnson (J&J) wurden mittlerweile ähnliche Fälle bekannt. Das Risiko, eine CVT zu entwickeln, ist Forscher:innen der Universität Oxford zufolge jedoch nach einer Covid-Infektion wesentlich höher als nach einer entsprechenden Impfung.
Insgesamt ermittelte das Team des Department of Psychiatry der Universität Oxford ein rund 100-mal höheres Risiko für die Entwicklung einer CVT nach einer Covid-Infektion im Vergleich zum allgemeinen Auftreten in der Bevölkerung. Es sei zudem um ein Vielfaches höher als nach einer Covid-Impfung oder einer Influenza.
Für ihre Studie analysierte das Team das Auftreten von CVTs im Zeitraum von zwei Wochen nach einer Covid-Diagnose, einer Influenza-Erkrankung oder nach der ersten Dosis des mRNA-Vakzins von Biontech oder Moderna. Außerdem zogen sie die CVT-Hintergrundinzidenz in der Allgemeinbevölkerung für ihre Berechnungen heran.
Nach einer Covid-Diagnose lag die CVT-Inzidenz bei 39,0 Menschen pro Million, bei einer Influenzaerkrankung bei 0 pro Million und nach der Impfung mit einem mRNA-Vakzin bei 4,1 Menschen pro Million. Die Hintergrundinzidenz für CVTs lag in der Allgemeinbevölkerung im Zwei-Wochen-Zeitraum bei 0,41 pro Million. Außerdem ermittelte das Team die Inzidenzen für sogenannte Portalvenenthrombosen (PVT): Nach der Covid-Diagnose lag diese bei 436,4 Menschen pro eine Million. Nach einer Influenza waren es 98,4 Menschen pro Million und nach der Impfung 44,9 Menschen pro Million.
Zwar wurde in der Studie nicht die Inzidenz bei Vektor-Impfstoffen untersucht, allerdings hatte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) die Häufigkeit mit 5,0 pro eine Million angegeben. Damit ist das von den Forschern berechnete Risiko nach einer Covid-Infektion deutlich größer. Im Vergleich zu den aktuell verfügbaren Covid-Impfstoffen sei es 8- bis 10-fach höher, im Vergleich zur Inzidenz der Allgemeinbevölkerung sei es nach einer Covid-Infektion sogar 100-mal höher.
„Die aktuellen Daten belegen das Risiko schwerwiegender thrombotischer Ereignisse bei Covid-19. Sie können einen Kontext schaffen und somit bei der Debatte um das Nutzen-Risiko-Verhältnis helfen“, erklärt das Team. Die Studie habe zu zwei wichtigen Ergebnissen geführt: Zum einen zeige sie, dass Covid-19 das CVT-Risiko merklich nach oben treibe, zum anderen sei das Risiko durch die Erkrankung eine solche Thrombose zu erleiden höher als nach einer Corona-Impfung. „Dies sollte berücksichtigt werden, wenn Nutzen und Risiko der Impfung beurteilt werden.“
Die EMA will noch in dieser Woche ein Gutachten über mögliche Thrombosen durch den Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson abgeben. Die Prüfung werde beschleunigt, teilte die Behörde mit. Bis zu der Entscheidung kann der Impfstoff weiter uneingeschränkt eingesetzt werden. Die EMA hält weiterhin daran fest, dass die „Vorzüge des Impfstoffs, Covid-19 zu verhindern“, höher zu bewerten seien als die Risiken von Nebenwirkungen.
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