Am Sonntag in den frühen Morgenstunden ging das mobile Impfteam im Landkreis Kassel an den Start. Mit dabei war auch Apotheker Christian Heckmann. Von Anfang an wurden er und seine Kollegen der Post-Apotheke in Kassel in die Planung einbezogen. Das Ergebnis: Auch die mobilen Teams verfügen über eine Möglichkeit, den Impfstoff keimarm aufzubereiten. Mit viel Planung hat Heckmann in den letzten Wochen eine rollende Rezeptur auf die Beine gestellt.
Lange Zeit hieß es warten – zunächst auf den Impfstoff, dann auf die Priorisierung. Nun können die Impfzentren loslegen. Theoretisch zumindest. Praktisch blieben die meisten Zentren heute früh in Deutschland geschlossen. So auch im Landkreis Kassel. Kurzerhand fiel die Entscheidung, dass der ehemalige Flugplatz Calden nordwestlich von Kassel erst Mitte Januar seine Türen für die Impflinge öffnet.
Zu Beginn ist der Betrieb auf die mobilen Impfteams beschränkt. Im Landkreis Kassel bedeutet das, dass ein umgebautes Fahrzeug der Feuerwehr bestückt mit einem „To-Go-Labor“ ausrückt, um die Bewohner der Heime zu impfen. Im Impfzentrum Calden merkt man die pharmazeutische Hand, die von Anfang an mitgearbeitet hat. Heckmann ist stolz darauf, dass er den helfenden Apothekern und PTA eine gute Lösung zum keimarmen Arbeiten präsentieren kann.
„Im Fahrzeug selbst können wir ja keinen Reinraum installieren, das war mir klar. Auch der Einbau einer einzelnen Sicherheitswerkbank ist nicht ohne Weiteres möglich gewesen“, erzählt der Apotheker. Somit fiel die Wahl auf eine sogenannte Rezepturwerkbank. Diese Geräte verfügen über einen vertikalen Luftstrom und bieten hierdurch einen optimalen Produktschutz für eine hygienische und keimarme Rezepturherstellung. Das von Heckmann ausgewählte Gerät wird in Reinraumklasse 100 eingestuft. Durch diese Kategorisierung können sterile Zubereitungen unter aseptischen Bedingungen in geschlossenen Systemen hergestellt und umgefüllt werden.
Das Verdünnen des Impfstoffs erfolgt im Vial. Danach wird ausgeinzelt. Für den Apotheker stand von Anfang an fest, dass dies nicht ohne Weiteres geschehen kann. „Bei dem mRNA-Impfstoff handelt es sich um ein unkonserviertes Mehrdosenbehältnis. Da klingeln einem als Pharmazeut die Ohren. Auch bei uns in der Apotheke stellen wir aseptische Rezepturen her. Hier muss die Herstellung zwangsläufig unter einer Werkbank erfolgen. Wieso sollte das bei dieser Herstellung anders sein?“
Auch im stationären Impfzentrum hat sich der Apotheker für die Anschaffung zweier Werkbänke eingesetzt. „Hier arbeiten die PTA in voller Montur, so wie man sie aus dem Sterillabor kennt. So schaffen wir einen bestmöglichen Produktschutz.“
Der Einsatz am ersten Tag verlief reibungslos. Der Impfstoff konnte nach der initialen Temperaturkontrolle in den mobilen Kühlschrank überführt und nach und nach aufbereitet werden. Eine PTA stellte in Absprache mit dem impfenden Arzt immer wieder frische Impfdosen her, sodass bis zum Nachmittag 160 Personen geimpft werden konnten. Das Fahrzeug fuhr von Heim zu Heim. Der Vorteil der Mini-Rezeptur: Das Heim musste keine Räumlichkeiten zur Aufbereitung zur Verfügung stellen. Der Arzt konnte direkt mit dem Impfstoff zum Patienten.
Das Team der Post-Apotheke ist zufrieden mit dem ersten Tag. Der Startschuss im Impfzentrum selbst dauert noch ein wenig. Doch auch hier freuen sich die Apotheker und PTA schon auf ihren Einsatz. Der Reinraum steht, das Personal sei vorhanden. Durch die Aufbereitung unter den Laminar-Air-Flow-Bänken können die Pharmazeuten eine Haltbarkeit von bis zu sechs Stunden nach dem Aufziehen in die Spritze gewährleisten. „Wird nicht unter aseptischen Bedingungen gearbeitet, muss innerhalb einer Stunde verimpft werden“, erklärt Heckmann. Durch den Pop-Up-Reinraum gewinnen die Apotheker und Ärzte Zeit. Diese kann für Aufklärung und Beratung genutzt werden.
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