Erste Covid-Therapie am Markt

Remdesivir ist zugelassen Alexandra Negt, 03.07.2020 13:08 Uhr

Remdesivir (Gilead) ist in der EU zugelassen worden. Foto: Sonis Photography/shuttrstock.com
Berlin - 

Remdesivir (Gilead) wurde heute in Europa zur Behandlung von Covid-19 zugelassen. Die Europäische Kommission hat der bedingten Zulassung von Remdesivir zugestimmt. Das antivirale Mittel ist in Amerika und Japan bereits auf dem Markt. Die Gabe von Remdesivir soll eine Hospitalisierung im Schnitt um vier Tage verkürzen.

„Das erste Medikament zur Behandlung von Covid-19 ist seit heute in Europa offiziell zugelassen. Die Europäische Kommission erteilte eine bedingte Marktzulassung für das Antivirusmittel Remdesivir den europäischen Markt,“ informiert Dr. med. Peter Liese, Europaabgeordneter und gesundheitspolitischer Sprecher der CDU.

Alle für die Zulassung notwendigen Daten wurden durch eine sogenannte „rolling review“ bewertet, ein Ansatz, den die EMA bei Notfällen im Bereich der öffentlichen Gesundheit anwendet, um die Daten zu bewerten, sobald sie verfügbar sind. Durch die bedingte Marktzulassung gilt das antivirale Mittel als wirksam und nach Einschätzung der Experten als wahrscheinlich nebenwirkungsarm. Für Gilead bedeutet die bedingte Zulassung, dass Remdesivir weiterhin genau untersucht werden muss. Um die Wirksamkeit und Sicherheit von Remdesivir besser belegen zu können, wird der Hersteller aufgefordert, die Abschlussberichte der Studien bis Ende dieses Jahres bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) einzureichen.

„Die Krisenmechanismen für eine schnelle und trotzdem sichere bedingte Zulassung von Medikamenten in außergewöhnlichen Krisen wie dieser sind ein sehr wichtiges Instrument. Die bisherigen Untersuchungen haben gezeigt, dass Remdesivir den Krankheitsverlauf abmildert, vielleicht sogar die Todesrate absenken kann und dass die Nebenwirkungen vertretbar sind.“, so Liese. Er weist aber auch darauf hin, dass das Medikament nach der Marktzulassung nun auch den europäischen Patienten zeitnah und in ausreichender Anzahl zur Verfügung gestellt werden müsse.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn forderte vor zwei Tagen vom Hersteller des Corona-Medikamentes trotz eines Großeinkaufs der USA weiterhin Lieferfähigkeit. Er erwarte von der Pharmafirma Gilead Sciences, „dass Deutschland und Europa versorgt werden, wenn es um ein solches Medikament geht“, sagte der CDU-Politiker im ZDF-Morgenmagazin. Den Bedarf für die kommenden Wochen sieht Spahn ohnehin gesichert. In der Zentralapotheke des Bundes gebe es entsprechende Reserven.

Der Preis für eine Therapie mit dem antiviralen Mittel steht zumindest für Amerika fest. Gilead hat einen Preis von 390 Dollar pro Einmaldosis für die staatlichen Krankenversicherungssysteme Medicaid/Medicare bekannt gegeben. Daraus ergibt sich bei einer standardmäßig angesetzten Therapiedauer von fünf Tagen ein Gesamtpreis von 2340 Dollar pro Patient, da initial zwei Vials verabreicht werden. Privatpatienten zahlen 3120 Dollar. Gilead begründet den Preis unter anderem mit der verkürzten Hospitalisierungsdauer: Liege der Patient vier Tage weniger im Krankenhaus, so könnten Kosten eingespart werden. Die Einsparungen würden sich bei einer intensivmedizinischen Betreuung auf etwa 12.000 Dollar belaufen – weitaus mehr, als eine fünftägige Remdesivir-Therapie kostet.

Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, Wolf-Dieter Ludwig, steht einer eingeschränkten Zulassung des Medikaments Remdesivir zur Behandlung von Corona-Erkrankten kritisch gegenüber. „Wir wissen noch viel zu wenig über die Nebenwirkungen“, sagte Ludwig der Tagesschau. Das einzige, was Remdesivir bisher gezeigt habe, sei, dass es die Krankheitsdauer um vier Tage verkürzt. „Aber das Mindeste müsste doch sein, dass die Patienten, die es rechtzeitig bekommen, weniger schwer krank werden.“