Freiwilligen-Initiative

Rapid-Tests: Lasst die Laien ran!

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Berlin -

Heimtests sind möglich und deshalb sollen sie umgehend zugelassen werden, fordert RapidTests, eine Freiwilligen-Initiative, die sich für die Freigabe für Laientests einsetzt. Das Pandemiegeschehen könne so viel besser kontrolliert werden. Auch Infektionscluster, vor allem in Schulen, könnten durch die regelmäßige Selbsttestung vermieden werden. Das exponentielle Wachstum könnte eingedämmt werden.

Die Mitglieder der Initiative verfügen über einen naturwissenschaftlich-medizinischem Hintergrund und setzen sich in ihrer Freizeit für die schnelle Freigabe von Laientests ein. Mit dem Motto „Test often – fast Turnaround“ wollen sich die Freiwilligen dafür stark machen, mittels großflächigem Einsatz von Schnelltests die Fallzahlen einzudämmen. Alexander Beisenherz, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, erläutert, dass ein Großteil der Infektionsübertragung vor Symptombeginn erfolgt. Das bedeutet, dass viele Menschen nicht wissen, dass sie Sars-CoV-2 positiv sind, und somit vorerst noch am Alltag teilnehmen. Durch die regelmäßige Testung könnten Cluster vermieden werden.

Keine Angst vor falscher Probennahme

Die Angst vor einer falschen Probenahme sei weitestgehend unbegründet. RapidTests stützt sich hierbei auf eine Studie der Berliner Charité und des Universitätsklinikums Heidelberg. Bei einer Probenentnahme mittels einfachem Nasenabstrich aus dem vorderen Nasenbereich konnten bei einer Laiendurchführung ähnlich gute Ergebnisse wie bei der Durchführung durch medizinisches Personal erzielt werden. Insgesamt wurden 146 symptomatische Erwachsene in die Studie miteingeschlossen. 40 von ihnen waren Sars-CoV-2- positiv. Die Empfindlichkeit beim Selbsttest betrug 82,5 Prozent, also 33 von 40 Positiven wurden detektiert. Bei einer Durchführung durch medizinisches Personal betrug die „Trefferquote“ 85 Prozent – 34 von 40 Corona-Infizierten wurden ermittelt. Bei hoher Viruslast betrug die Sensitivität sowohl für Selbst- als auch für professionelle Tests 96,6 Prozent. 80 Prozent der Teilnehmer empfanden die Probennahme als relativ einfach.

Für die vereinfachte Probennahme haben die Hersteller der In-vitro-Diagnostika bereits neue, abgewandelte Verfahren erarbeitet. Der ursprüngliche nasopharyngeale Abstrich ist demnach nicht mehr notwendig. Eine Probennahme aus dem anterioren, also dem vorderen Bereich der Nase reicht aus. Auch Gurgel, Spuck und Lutschtests sind in der Pipeline. Alle mit unterschiedlichen Sensitivitäts- und Spezifitätswerten. Wie hoch die Sensitivität tatsächlich ist, sei laut RapidTests im Rahmen eines Puplic-Health-Screening sogar vernachlässigbar.

Denn das Public-Health-Screening ist für RapidTests die Basis einer sinnvollen Teststrategie. Die Freiwilligen-Initiative unterscheidet nämlich drei unterschiedliche Test-Ziele. Neben dem Public-Health-Screening setzt sich die Strategie aus der individuellen Diagnostik und den sogenannten Türöffner-Tests zusammen. Türöffner-Tests sollen definierte Patientengruppen schützen. Beispielhaft sei die Durchführung vor Veranstaltungen. Aber auch die klassischen Point-of-Care-Tests (POC-Tests) in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zählen zu dieser Gruppe. Das Ziel des Public-Health-Screening sei vor allem die Eindämmung der Pandemie – das Problem des exponentiellen Wachstums könne nur mit einer breit gefächerten Testung verlangsamt werden. Hierfür müssten die Tests über eine hohe Spezifität verfügen, die Ergebnisse müssten schnell vorliegen und der Preis dürfte nicht zu hoch sein. „Die dauerhaft hochfrequente Testung großer Teile der Bevölkerung mit anschließender Selbstisolation im Falle eines positiven Ergebnisses kann Infektionsketten begrenzen.“ Je frühzeitiger infektiöse Menschen detektiert werden, desto besser kann das Infektionsgeschehen kontrolliert werden. Besonders problematisch: Die meisten Menschen wissen erst von ihrer Infektion, wenn es schon zu Ansteckungen gekommen ist. In diesen Szenarien liegt der sogenannte R-Wert meist über 1. Erst bei Werten unter 1 können die Infektionszahlen sinken.

TRACE – Modell zum richtigen Einsatz von Schnelltests

RapidTests verfolgt für Schulen das sogenannte TRACE-Schema. „T“ steht für Test. Die Initiative setzt dabei auf freiwillige Testungen. Bei einer Inzidenz von über 100 sollten tägliche Tests angestrebt werden, sofern die Schulen geöffnet haben. Bei Inzidenz-Werten zwischen 35 und 100 sollten zweimal wöchentlich Testungen veranlasst werden. Ab Inzidenzwerten unter 35 hält RapidTests nur noch minimalsymptomatische Testungen für sinnvoll.

„A“ steht für App und stellt für RapidTests eine optionale Verfahrensweise dar. Apps könnten Hilfestellungen bei positivem Ergebnis bieten und die Anwender zur regelmäßigen Durchführung motivieren. Hinter dem Buchstaben „C“ verbirgt sich die Compliance. Diese kann durch verschiedene Punkte, darunter eine geordnete Kostenübernahme oder eine altersgerechte, barrierefreie Kommunikation gesteigert werden. Am Ende steht mit „E“ die Evaluation. Hierunter fällt zum einen die Überführung in ein Meldesystem, beispielsweise per App zum anderen die wissenschaftliche Auswertung. RapidTests sieht eine Nachtestung eines positiven Antigen-Schnelltest-Ergebnisses mittels PCR-Methode als sinnvoll an.

 

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