Immunität durch Infektion?

Protektive Antikörper monatelang nachweisbar

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Berlin -

Die Frage nach der Immunität durch eine überstandene Covid-Infektion beschäftigt die Forschung noch immer. Bisher konnte nicht eindeutig ermittelt werden, ob und wie lange eine Infektion Schutz vor Sars-CoV-2 bietet. Nun deuten zwei im Fachjournal „Science Immunology“ veröffentlichte Studien auf eine Immunität über mehrere Monate hin.

Immer wieder gibt es Berichte über Mehrfachansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2. Bisher sind die Forschungsergebnisse widersprüchlich. Erst kürzlich berichteten Forscher aus Hongkong von einem Mann, der sich symptomlos erneut mit Covid-19 angesteckt hatte. Mikrobiologen der Hochschule gingen aufgrund dieser Erkenntnisse davon aus, dass eine „Immunität nach einer natürlichen Infektion von kurzer Dauer sein kann“.

IgG-Antikörper über drei Monate nachweisbar

Nun zeigen zwei Studien aus Kanada und den USA jedoch, dass protektive Antikörper über Monate nach einer durchgestandenen Infektion in Speichel und Blut nachgewiesen werden können. Ein Team des Massa­chusetts General Hospital in Boston hat knapp 350 Patienten mit schweren Covid-Verläufen untersucht: In den Blutproben konnten sowohl IgM-Antikörper, IgA-Antikörper und IgG-Antikörper nachgewiesen werden. Erstere deuten auf eine kürzlich durchgestandene Infektion hin. Bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 werden sie nur vorübergehend vom Körper gebildet. Nach etwa 50 Tagen waren die IgM-Antikörper bei der Hälfte der Patienten nicht mehr nachweisbar.

Eine Immunität auf den Schleimhäuten bildet sich durch IgA-Antikörper aus, doch auch diese waren nach durchschnittlich 71 Tagen im Speichel nicht mehr nachweisbar. Bei den IgG-Antikörpern sah es anders aus: Nach einem deutlichen Anstieg bis zum 28. Tag kam es nur zu einem langsamen Abfall. Bei drei Personen konnten auch drei Monate später noch Antikörper nachgewiesen werden.

Auch die Universität Toronto machte ähnliche Beobachtungen: In einer Studie wurden etwa 400 Patienten mit Covid-19 untersucht. Sie wurden bis zu 105 Tage nach Auftreten der ersten Symptome beobachtet. Bei ihnen kam es ebenfalls zu einem Anstieg der Antikörper. Die IgG-Antikörper erreichten ihr Maximum nach 16 bis 30 Tagen. Auch hier fielen sie danach langsam ab. Antikörpertests blieben jedoch auch während der Nachbeobachtungszeit von 105 Tagen positiv, während IgM- und IgA-Titer rasch abfielen.

Immunität wirft Fragen auf

Bereits im Mai gab es erste Diskussionen um Einzelfälle, bei denen Personen sich erneut mit Sars-CoV-2 infiziert hatten. Damals wurden in Südkorea mehrere Personen nach einer überstandenen Infektion erneut positiv auf das Virus getestet. Anschließende Kontaktuntersuchungen hatten ergeben, dass die Personen zwar eine Zweitinfektion vorwiesen, offenbar aber nicht infektiös waren. Nun liegt erneut ein Bericht aus Hongkong vor, bei dem ein Mann erneut erkrankt ist. Die Erstinfektion verlief dabei mit sanfter Symptomatik, bei der Zweitinfektion zeigte er keine Symptome.

Nach Ansicht von Virologe Professor Dr. Christian Drosten sind Menschen, die eine Covid-19-Erkrankung überstanden haben, vor einer erneuten Erkrankung geschützt – zumindest für den Zeitraum der gegenwärtigen Pandemie dürfte die Immunität anhalten, sagte der Virologe von der Berliner Charité im NDR-Podcast. Im Ausnahmefall könne es möglicherweise bei erneutem Kontakt mit dem Virus zu einer neuerlichen, oberflächlichen Infektion kommen, eine schwere Lungenentzündung dürfte daraus aber nicht werden. Aufgrund der geringeren Viruskonzentration in solchen Fällen sollten daraus auch keine Infektionsketten mehr entstehen. Die berichteten Fälle von neuerlichen Infektionen bezeichnete Drosten als „Raritäten“.

 

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