Pneumokokken-Impfstoff

Prevenar ist zurück

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Berlin -

Im März kam es zu einem Engpass bei Pneumokokken-Impfstoffen. Grund war die Empfehlung für Menschen über 60 Jahre und Personen mit Vorerkrankungen, sich zum Schutz vor einem schweren Covid-Verlauf impfen zu lassen. Nachdem auf Importe zurückgergriffen wurde, sorgt Pfizer jetzt für Nachschub: Prevenar 13 sei vollumfänglich lieferbar. Die priorisierten Impfempfehlungen hat die Ständige Impfkommission (StikO) gerade zurückgenommen.

Um Komplikationen im Fall einer Infektion mit Sars-CoV-2 zu verringern, empfohlen das Bundesgesundheitsministerium (BMG) und die Stiko älteren und vorerkrankten Menschen Mitte März eine Impfung gegen Pneumokokken. Die Empfehlung stieß in der Bevölkerung zunächst auf großes Interesse. Das Problem: Impfstoffe wie Pneumovax oder Prevenar waren kaum lieferbar. Die Nachfrage war so groß, dass bei einigen Herstellern bereits im März die Hälfte des Jahreslagerbestandes abverkauft war. Einzelpackungen waren gar nicht mehr zu bekommen. Der Einzelimport sollte achtmal so teuer sein.

Aufgrund der Lieferengpässe bei den Impfstoffen informierte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) über empfohlene Vorgehensweisen. Die Stiko sprach sich dafür aus, Risikogruppen zu priorisieren – folglich sollten nur vulnerable Personengruppen versorgt werden. Prevenar-13 ist als Konjugatimpfstoff ab einem Alter von sechs Wochen und ohne obere Altersgrenze zugelassen. Innerhalb der Priorisierung sollte der Impfstoff nur für die Grundimmunisierung im Säuglingsalter bis zu einem Alter von zwei Jahren verwendet werden. Diese Priorisierung wurde nun seitens der Stiko aufgehoben.

Denn Pfizer informierte vergangene Woche darüber, dass es bei Prevenar 13 keinen Engpass mehr gebe – alle Packungsgrößen (1er-, 10er- und 50er-Packung) seien wieder vollumfänglich lieferbar. Zuvor kontigentierte Pfizer die Bestellungen seitens der Apotheken: „Um darüber hinaus die Lieferfähigkeit weiterhin aufrechtzuerhalten, limitiert Pfizer derzeit die Bestellmengen in Deutschland entsprechend dem üblichen Bedarf für diesen Impfstoff.“ Zudem stehe der Konzern in engem Austausch mit den Zulassungsbehörden, um die Versorgung von Risikopatienten zu priorisieren. „Ärzte und Apotheker, die Prevenar 13 bestellen wollen, können sich an den pharmazeutischen Großhandel wenden“, teilte eine Sprecherin mit. Nun kann wieder ungehindert bestellt werden.

Pneumovax 23 mit japanischer Beschriftung

Pneumovax 23 lässt noch auf sich warten: Laut dem PEI ist der Impfstoff als 10er-Packung im September und als Einzelspritze im Oktober wieder lieferbar. Als Übergangslösung hatte der Hersteller MSD Sharp & Dohme Ware aus Japan besorgt, um die Versorgung auf dem deutschen Markt zu sichern. Die Impfstoffdosen aus Japan wurden nicht mit deutscher Schrift versehen. „Um diese schnell in den Markt geben zu können, wird in Abstimmung mit den zuständigen Behörden auf eine Umetikettierung verzichtet. Die Impfstoffdosen werden deshalb mit japanischer Beschriftung in den deutschen Markt kommen“, teilte MSD damals mit.

Bei vielen Apothekern sorgte dies für eine Überraschung. Der Impfstoff konnte zunächst nicht korrekt ausgebucht werden. Als weitere Übergangslösung wurden umfassende Informationen zu Pneumovax 23 – etwa die deutsche Gebrauchsinformation sowie eine Produktbeschreibung und Abbildung der Verpackung – auf der Homepage des PEI veröffentlicht.

Säuglinge – Anpassung des Impfschemas

Insbesondere die Impfung von Säuglingen sollte aufgrund von Covid-19 nicht verschoben werden. Die Einhaltung der empfohlenen Termine sei extrem wichtig, dies gelte nicht nur für die Pneumokokken-Grundimmunsierung, so Mediziner. Die Stiko empfiehlt, die Impfserie der standardmäßig gegebenen Sechsfach-Impfung um den ersten Geburtstag abzuschließen. „Für einen zuverlässigen Langzeitschutz ist es besonders wichtig, zwischen der zweiten und dritten Impfstoffdosis einen Abstand von mindestens sechs Monate einzuhalten“, betonen die Impfexperten.

Die Sechsfach-Impfung schützt gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ B und Hepatitis B. Das neue Schema sieht für die Grundimmunisierung eine Dosis weniger vor als beim bisherigen 3+1-Schema. Der Impfschutz soll dabei allerdings vergleichbar sein. Grund für die Anpassung auf ein 2+1 Schema sei die Erkenntnis, dass nur ein kleiner Anteil der Säuglinge zu den empfohlenen Zeitpunkten geimpft wird, so das RKI. Durch die Vereinfachung des Impfplans möchte das RKI die Anzahl von fristgerecht durchgeimpften Säuglingen erhöhen.

 

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