Die ersten Kanülen haben Apotheker:innen gesetzt. Doch kaum wurden die Impfschulungen abgelegt, ändert sich der Prozess. Um die Sicherheit der Covid-Impfungen noch weiter zu erhöhen, soll das Vakzin mittels geänderter Impftechnik verabreicht werden. Die Aspiration soll Injektionen direkt ins Blut vermeiden und das damit eventuell verbundene erhöhte Peri- und Myokarditis-Risiko senken. Die Abda hat überdies einen neuen Notfallplan bei eintretender Anaphylaxie veröffentlicht.
Eigentlich soll der Inhalt der Spritze nach dem Stechen direkt injiziert werden – so zumindest werden es die aktuell impfenden Apotheker:innen in ihren Schulungen gelernt haben. Nun sollen die Impfenden nach der Ermittlung der Einstichstelle und dem Pieksen kurz Luft ansaugen. Dieser Prozess nennt sich Aspiration und dient zur Vermeidung der Injektion direkt in ein Blutgefäß. Untersuchungen haben gezeigt, dass die direkte Gabe in ein Blutgefäß mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung von Myo- und Perikarditis assoziiert ist. Kurzes Luftansaugen genügt. Zeigt sich kein Blut im Gefäß, so kann die Impfung fortgeführt werden. Kommt es zur Rotfärbung der Lösung, so ist die Spritze zu verwerfen. Der/die Apotheker:in sollte beachten, dass es aufgrund des Unterdrucks schwer sein kann den Kolben zurückzuziehen. Alle Covid-Impfungen sind streng intramuskulär zu geben.
Auch wenn der proteinbasierte Impfstoff von Nuvaxovid noch nicht in Apotheken verimpft werden kann, sind Vorgaben zur Immunisierung mit dem neu zugelassenen Vakzin bereits in die zugehörigen BAK-Leitlinien aufgenommen worden. Zugelassen ist Nuvaxovid für die Grundimmunisierung von Erwachsenen. Doch Personen, die die Booster-Impfung gerne mit dem neuen Vakzin hätten, können ebenfalls geimpft werden. Die Ständige Impfkommission schreibt hierzu: „Obwohl Nuvaxovid bisher nicht zur Auffrischimpfung zugelassen ist, kann Nuvaxovid bei produktspezifischen medizinischen Kontraindikationen gegen mRNA-Impfstoffe zur Auffrischimpfung verwendet werden.“
Im Rahmen der Beurteilung, ob ein/e Patient:in geimpft werden kann, müssen Apotheker:innen bei der Immunisierung mit Nuvaxovid zusätzlich nach vorher verabreichten Totimpfstoffen fragen. Ausgenommen dem Influenza-Impfstoff sollten zwischen Nuvaxovid und Totimpfstoff zwei Wochen Abstand liegen. Diese Information sollte dem/der Patient:in auch mit den auf den Weg gegeben werden, denn eine andere Immunisierung mit einem Totimpfstoff sollte auch erst 14 Tage später vorgenommen werden.
Berliner Sonderweg: Aktuell kann Nuvaxovid nur von den Ländern bezogen und in Impfzentren verimpft werden. Ärzt:innen und Apotheker:innen gehen leer aus. Anders in Berlin: Hier können Apotheken den proteinbasierten Impfstoff bestellen. Maximal fünf Vials täglich. Die Apothekerkammer Berlin informierte darüber, dass die täglichen Bestellungen zunächst bis Mitte März möglich sein sollen.
Die Stiko-Empfehlungen zur zweiten Booster-Dosis sollten auch von Apotheken umgesetzt werden. Die vierte Spritze sollen aktuell alle Menschen über 70 Jahre, Bewohner:innen in Pflegeeinrichtungen und Personen mit dem Risiko für einen schweren Verlauf erhalten. Die Immunisierung soll frühestens drei Monate nach der Booster-Impfung erfolgen. Medizinisches Personal soll laut Stiko-Empfehlung ebenfalls ein viertes Mal immunisiert werden – dann jedoch mit einem Abstand von sechs Monaten zur AUffrischimpfung. Eine Sondergruppe stellen Personen ab 5 Jahre mit Immundefizienz dar. Auch sie sollten laut Kommission die vierte Impfung erhalten. Gleichzeitig kann eine Antikörpertiter-Kontrolle sinnvoll sein, um einen eventuell ausbleibenden Impferfolg zu bemerken.
Um im Ernstfall alle wichtigen Daten und notwendigen Verhaltensmaßnahmen parat zu haben, wurde ein „Notfallplan Impfen“ erarbeitet. Hier werden Notfallnummern, der Ort der Notfallausrüstung und die namentlichen Erste-Hilfe-Nothelfer genannt. Unter den durchzuführenden Notfallmaßnahmen werden folgende Punkte genannt:
Eine weitere Tabelle informiert über die verschiedenen Stadien der Anaphylaxie. Im Ernstfall können Apotheker:innen und PTA mit Hilfe der Tabelle den Zustand des/der Betroffenen besser überwachen und einschätzen. So wird das Absetzen eines Notrufes ab Stadium II, die Gabe von Epinephrin ab Stadium III empfohlen.
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