Pooling bei Schnelltests Alexandra Negt, 16.04.2021 10:26 Uhr
Um im Kampf gegen Corona Testkapazitäten zu sparen, fordern einige Experten seit längerem ein sogenanntes Pooling: Statt jede Person einzeln zu testen, könnten Sammeltestungen vorgenommen werden – nur bei positivem Resultat müssten die einzelnen Teilnehmer einer Gruppe noch einmal individuell getestet werden. Das spart Kosten und Zeit. Doch das System weist auch Lücken auf.
Durch die Integration von Schnell- und Selbsttests auf Sars-CoV-2 in den Alltag sollen Infektionsketten schneller durchbrochen werden. Die regelmäßigen Tests sollen vor allem der Aufdeckung einer Infektion bei symptomlosen Personen dienen. Neben wöchentlichen kostenfreien Bürgertests müssen auch Arbeitgeber:innen ihren Teams Möglichkeiten zur Testung zu Verfügung stellen. Auch eine Testpflicht an Schulen ist immer wieder im Gespräch.
Um Zeit und Geld zu sparen, könnte das sogenannte „Pooling“ eine Lösung sein. Hierbei werden mehrere Proben zusammengeführt und in einem Vorgang mittels einer gemeinamen Testkassette auf Sars-CoV-2 getestet. Das Vorgehen ist generell auch für eine PCR-Analyse möglich. Die Idee ist nicht neu: Bereits vor 30 Jahren kam die Idee zur Sammelüberprüfung bei Erkrankungen wie HIV und Hepatitis.
Gerade an Schulen, aber auch in Betrieben könnte dieses Vorgehen eine echte Erleichterung sein. Im Rahmen von Studien wird das Pooling an einigen Grundschulen erprobt. So beispielsweise an Grundschulen in Köln. Zusammen mit Forschern der Universität wird hier zwei- bis dreimal pro Woche mittels Lollytest getestet. Die Forscher sammeln die Proben ein, im Labor wird dann nur ein PCR-Test pro Klasse durchgeführt. Nur wenn die Sammelprobe positiv ist, werden Einzeltests angeschlossen.
Auch bei Gurgeltests können als Pooling-Methode verwendet werden. In einigen Schulklassen findet das Verfahren schon Anwendung. Die Kinder erhalten ein Gefäß mit Barcode, sodass die Probe eindeutig einem Kind zugeordnet werden kann. Die Proben der Schüler werden ins Labor geschickt und in Gruppen aufgeteilt. Mittels Pooling-Verfahren wird dann eine PCR-Testung vorgenommen. Von mehreren Proben wird jeweils eine kleine Menge entnommen. Die entnommenen Flüssigkeiten werden anschließend gemischt. Aus dieser Probe wird dann analysiert.
Doch das Verfahren steht auch in der Kritik. Angezweifelt wird vor allem die analytische Genauigkeit. Immer wieder im Gespräch sind Verdünnungseffekte, die zu einem falschen Ergebnis führen können – auch wenn gerade bei der PCR geringste Mengen an Erbgut ausreichen. Bei der Durchführung ist also unbedingt darauf zu achten, dass sich das Gesamtvolumen im Pool-Gefäß nicht vermehrt. Mittlerweile wissen Wissenschaftler, dass es auch bei mehrmaligem Auswaschen der Probestäbchen kaum zu einer Verringerung der Viruskonzentration im herausgelösten Teil kommt. Ohne Verdünnung kommt es auch nicht zu einer Abnahme der Sensitivität. Fernab von analytischen Bedenken äußern Kritiker den zusätzlichen Zeitaufwand bei positivem Pooling-Befund, denn dann muss einzeln nachgetestet werden.
In einigen Bundesländern konnten im vergangenen Jahr bereits gute Erfahrungen mit der Pooling-Methode gesammelt werden. So beispielsweise im Saarland. Hier wurden alle Angestellten der Pflege- und Altenheime regelmäßig mittels Sammelprobe getestet. Es wurden immer Proben von 30 Personen gepoolt. So konnten regelmäßig rund 22.000 Menschen mit geringerem Arbeitseinsatz in den Laboren getestet werden