Plazenta-Infektion verhindert Sauerstoff-Versorgung Cynthia Möthrath, 18.02.2022 13:43 Uhr
Eine Covid-Infektion kann für Schwangere und ihr ungeborenes Kind mit Komplikationen einhergehen. Unter anderem ist das Risiko für Fehl- und Totgeburten, sowie perinatale Todesfälle erhöht. Patholog:innen fanden nun heraus, dass eine Infektion der Plazenta die Ursache darstellt.
Im Vergleich zu nicht-schwangeren Frauen, erkranken Schwangere häufiger an schweren Covid-Verläufen. Bestehen weitere Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder Übergewicht, wird das Risiko weiter erhöht. Von Fachgesellschaften und der Ständigen Impfkommission (Stiko) wird daher die Corona-Impfung auch für Schwangere und deren enge Kontaktpersonen empfohlen.
Gestörte Plazenta-Versorgung führt zu Sauerstoffmangel
Die Plazenta, häufig auch als „Mutterkuchen“ bezeichnet, ist für das ungeborene Kind eine essenzielle Versorgungsquelle. Sie besitzt zahlreiche Aufgaben und stellt in der Schwangerschaft die wichtigste Verbindung zwischen Mutter und Kind dar. Unter anderem ist die Plazenta verantwortlich für den Austausch von Sauerstoff und Nährstoffen, um das Kind im Mutterleib zu versorgen.
Patholog:innen fanden nun heraus, dass Totgeburten und perinatale Todesfälle nach einer Covid-Infektion der Mutter mit einer Infektion der Plazenta zusammenhängen. Dadurch wird die Versorgung des Kindes gefährdet und es kann zu derartigen Komplikationen kommen. Ein Team mit Forscher:innen aus zwölf Ländern hat die Plazenten von 64 Schwangeren untersucht, deren Kinder bei der Geburt oder bereits im Mutterleib verstorben waren. Sie alle waren nur leicht an Covid-19 erkrankt. In 30 Fällen konnte auch das Kind selbst obduziert werden.
Es zeigten sich unter anderem starke Fibrin-Ablagerungen in den Blutgefäßen, welche auf eine Entzündung der Plazenta hindeuten und mit einer gestörten Blutgerinnung zusammenhängen könnten. Durch die gestörte Durchblutung wurde der Gasaustausch der Kinder gestört, was zu einer Mangelversorgung geführt hat. Außerdem zeigten sich Nekrosen im sogenannten „Trophoblastgewebe“: Trophoblasten stellen die äußere Wand der Keimblase beim Menschen dar. Als drittes auffälliges Merkmal konnte eine sogenannte „chronische histiozytäre Intervillositis“ ermittelt werden: Dabei kommt es zu einer Entzündungsreaktion im Plazenta-Gewebe, welche sich durch eine Vermehrung von Histiozyten bemerkbar macht. Diese Zellen gehören zu den Makrophagen und sind Teil der Immunabwehr.
Sars-CoV-2 auch bei Kindern nachgewiesen
Zwar konnte bei einigen Feten Sars-CoV-2 im Rachenabstrich oder den Organen nachgewiesen werden, allerdings sind sich die Patholog:innen einig, dass die Infektion nicht für den Tod der Kinder verantwortlich oder beteiligt war. Sie gehen vielmehr davon aus, dass die Mangelversorgung durch eine Plazentitis zum Tode geführt hat. Denn bei den obduzierten Kindern zeigten sich petechiale Blutungen in den Organen und Organblutungen – alles klassische Zeichen eines Todes durch Sauerstoffmangel.