„Turkovac“

Phase III: Türkei testet eigenen Corona-Impfstoff

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Berlin -

Die Türkei hat mit Impfungen im Zuge einer Phase-III-Studie für ein im Land entwickeltes Corona-Vakzin begonnen. Der Name des Präparats sei „Turkovac“, teilte Präsident Recep Tayyip Erdoğan am Dienstag mit. Ein erster Freiwilliger ließ sich damit im Stadtkrankenhaus von Ankara impfen, wie die staaltiche Nachrichtenagentur Anadolu Ajansı (AA) in einem Video zeigte – Erdoğan war per Video zugeschaltet.

Angaben zur Wirksamkeit nach schon vorliegenden Studiendaten wurden nicht gemacht. Gesundheitsminister Fahrettin Koca erklärte bei der Vorstellung lediglich, dass in den Phasen I und II Sicherheit und Auftreten einer Immunantwort auf die Impfung nachgewiesen worden seien. Entwickelt wurde der inaktivierte Virusimpfstoff der Meldung zufolge in einer Zusammenarbeit der Erciyes-Universität in der zentralanatolischen Großstadt Kayseri und dem Präsidium der Gesundheitsinstitute der Türkei (TÜSEB). Angaben zum geplanten Zulassungszeitpunkt wurden nicht gemacht.

Die Türkei impft zurzeit mit Comirnaty von Biontech/Pfizer, mit CoronaVac des chinesischen Herstellers Sinovac sowie in geringerem Umfang auch mit dem russischen Impfstoff Sputnik V. In dem Land mit rund 84 Millionen Einwohnern haben nach offiziellen Angaben rund 34 Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens eine Impfdosis erhalten. Insgesamt wurden bisher nach Angaben des türkischen Gesundheitsministeriums seit Beginn der Kampagne im Februar rund 43,6 Millionen Dosen verimpft, über 29 Millionen Menschen haben ihre Erstimpfung erhalten, knapp 14,6 Millionen auch ihre Zweitimpfung.

Nach einer sehr hohen Geschwindigkeit zu Beginn war die Impfkampagne aufgrund ausbleibender Lieferungen – unter anderem von Sputnik V – ins Stocken geraten, die Zahl der verabreichten Erstimpfungen stagnierte wochenlang. Im Mai hatte die türkische Regierung dann einen Vertrag mit Biontech über 60 Millionen Dosen Comirnaty unterzeichnet.

Seit den ersten Lieferungen aus dem bisherigen Vertrag mit Biontech hat das Impftempo rasant zugenommen. Geimpft wird in Krankenhäusern, Arztpraxen, Gesundheitszentren und von mobilen Impfteams, in Metropolen wie Istanbul, Ankara oder Izmir teils im 24-Stunden-Betrieb. Terminvergabe und -planung läuft zwischen Edirne und Hakkari fast ausschließlich digital: Im türkischen Gesundheitswesen können Versicherte von Medikationsplänen über Arztbefunde bis zu E-Rezepten die meisten Angelegenheiten über das staatliche Online-Portal „E-Nabız“ („E-Puls“) erledigen. Dort wurde bereits im Frühjahr eine Funktion freigeschaltet, über die Impftermine gebucht werden können. Dem türkischen Gesundheitsministerium zufolge können sich über das Portal nun auch Freiwillige für die Phase-III-Studie als Probanden bewerben. Die zum Portal gehörende App dient auch als digitaler Impfnachweis.

Einer Meldung des türkischen Gesundheitsministeriums zufolge hat Koca in einem Videomeeting mit Biontech-Geschäftsführer Uğur Şahin bereits die Zusage über die Lieferung weiterer 120 Millionen Dosen Comirnaty noch in diesem Jahr erhalten. Erdoğan sagte, innerhalb weniger Wochen werde allen im Land, die älter als 18 Jahre sind, ein Impfangebot gemacht. Ab Mittwoch können sich nach Angaben des Gesundheitsministers bereits Menschen ab 25 Jahren impfen lassen.

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