Werden an Corona erkrankte Patient:innen mit Paxlovid behandelt, kann das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf um 89 Prozent reduziert werden. Die konsequente Behandlung mit dem Virostatikum könnte das Risiko für Long-Covid auch bei Patient:innen reduzieren, die einer Risikogruppe angehören.
Forscher:innen im Team von Dr. Yan Xie vom Clinical Epidemiology Center des VA Saint Louis Health Care Systems in Saint Louis, Missouri fanden anhand einer Erhebung heraus, dass das Risiko einer Post-Covid Erkrankung durch die Gabe von Paxlovid minimiert werden könne. Insgesamt wurden 67.579 positiv Getestete untersucht, die mindestens einen Risikofaktor für einen schweren Verlauf hatten und nicht hospitalisiert wurden. Risikofaktoren waren dabei:
Ebenso unterschieden die Forscher:innen zwischen Patient:innen, die innerhalb von fünf Tagen nach dem positiven SARS-CoV-2-Test mit Paxlovid (Nirmatrelvir plus Ritonavir) behandelt wurden und denjenigen, die während der akuten Phase der Infektion keine antivirale Covid-19-Behandlung oder Antikörperbehandlung erhalten hatten. Vor dem Hintergrund von zwölf vordefinierten Post-Covid-Symptomen ordnete das Team die Wirkung von Paxlovid ein.
Nach 90 Tagen konnte eindeutig ein geringeres Risiko, für die mit Paxlovid Behandelten, für postakute Folgen einer Covid-Erkrankung festgestellt werden. Für zehn der zwölf festgelegten Faktoren wurde das Risiko minimiert: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gerinnungs- und hämatologische Störungen, Fatigue Syndrom und neurokognitive Beeinträchtigungen und Kurzatmigkeit.
Die Ergebnisse decken sich mit einer weiteren Studie und belegen parallel dazu, dass die Risikoreduktion durch eine Behandlung der Infektion mit Paxlovid ebenso Ungeimpfte wie Geimpfte und geboosteten Personen betraf. Auch der Genesenenstatus hatte keinen Einfluss.
Erst kürzlich veröffentlichte das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQwiG) die Ergebnisse einer Studie, die belegten, dass die rechtzeitige Behandlung mit Paxlovid vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen kann. In der Phase 2/3-Studie Epic-HR (Evaluation of Protease Inhibition for COVID-19 in High-Risk Patients) wurden Wirksamkeit, Viruslast und Sicherheit von den beiden enthaltenen Wirkstoffen Niramtrelvir und Ritonavir untersucht. Knackpunkt der Studie war allerdings: Diese wurde ausschließlich mit ungeimpften Patient:innen durchgeführt.
2246 Teilnehmer:innen der Studie waren Erwachsene mit bestätigter SARS-CoV-2-Infektion und Symptomen, die nicht länger als fünf Tage vor Studienbeginn auftraten. Zusätzlich hatten alle mindestens einen Risikofaktor für einen schweren Verlauf von Covid-19. 1126 Teilnehmer:innen bekamen ein Placebo und 1120 erhielten die Wirkstoffkombination mit 300mg Nirmatrelvir plus 100mg Ritonavir jeweils alle zwölf Stunden über einen Zeitraum von fünf Tagen. 66,3 % der Teilnehmenden erhielten die erste Dosis oder Placebo innerhalb von drei Tagen nach Auftreten der ersten Symptome, 33,7 % an Tag 4 oder 5 nach Symptombeginn.
Interessant sind diese Ergebnisse vor allem auch für Ungeimpfte, die Studienergebnisse weisen auf eine vielversprechende Wirkung von Paxlovid hin: „Bei ungeimpften Risikopatienten, die erst seit wenigen Tagen symptomatisch und noch nicht schwer erkrankt sind, hatte Paxlovid in der betreffenden Studie eine vielversprechende Wirkung“, so IQWiG-Leiter Jürgen Windeler. Weiterhin betont er: „Bei der Anwendung können allerdings die zahlreichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die gerade in dieser Zielgruppe häufig verordnet werden, einschränkend wirken.“
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