Viele Covid-Patient:innen leiden auch Wochen und Monate nach der Erkrankung noch an den Folgen. Dabei ist noch immer ein Rätsel, wer Long-Covid entwickelt und wer nicht. Eine Studie zeigt nun, dass die Einnahme von Nirmatrelvir – bekannt aus Paxlovid – das Risiko der Entstehung reduzieren könnte.
Seit der Pandemie kursieren immer wieder die Begriffe „Long-Covid“ und „Post-Covid“ in den Medien. Mittlerweile spricht auch die Politik von einer massiven Belastung für das Gesundheitssystem durch die beiden Krankheitsbilder. Betroffene sind zwar nach der Infektion mit Sars-CoV-2 genesen – allerdings nicht gesund. Die Symptome nach Covid-19 können unterschiedlich sein.
Eine Studie der Washington University School of Medicine in St. Louis und des Veterans Affairs St. Louis Health Care System konnte nun zeigen, dass die Behandlung mit Nirmatrelvir möglicherweise positive Effekte auf Long-Covid und Post-Covid haben könnte. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „JAMA Internal Medicine“ vorgestellt.
Insgesamt wurden die Patientenakten von mehr als 281.000 Patient:innen ausgewertet, die an Covid-19 erkrankt waren und mindestens einen Risikofaktor für einen schweren Verlauf aufwiesen. Basis für die Daten war die Gesundheitsdatenbank des US-amerikanischen Ministeriums für Veteranenangelegenheiten.
Rund 35.700 Patient:innen hatten innerhalb von fünf Tagen nach positivem Test das Medikament Paxlovid (Nirmatrelvir/Ritonavir) erhalten. Eine Kontrollgruppe von 246.000 Patient:innen hatte keine antivirale Therapie oder Antikörpertherapie erhalten. Das Team stellte insgesamt 13 typische Long-Covid-Symptome heraus, die unter die Lupe genommen wurden, darunter Fatigue, Thrombosen, neurokognitive Probleme sowie Atemnot.
Die Forscher:innen konnten durch Analysen ermitteln, dass das Risiko für 10 der 13 festgelegten Symptome durch die Einnahme von Paxlovid reduziert werden konnte. Wurde Nirmatrelvir innerhalb von fünf Tagen nach dem positiven Corona-Testergebnis eingenommen, war das Risiko für langfristige Gesundheitsprobleme um insgesamt 26 Prozent verringert. Außerdem konnte das Risiko für postakuten Tod um 47 Prozent gesenkt werden, die Wahrscheinlichkeit postakuter Hospitalisierung um 24 Prozent.
Das Team geht davon aus, dass durch die Behandlung mit Nirmatrelvir starke Entzündungsreaktionen und dadurch bedingte Organschäden verringert werden. Dadurch seien insgesamt auch die Post-Covid- beziehungsweise Long-Covid-Symptome geringer.
Während Nirmatrelvir eine bestimmte Protease von Sars-CoV-2 hemmt, fungiert Ritonavir als Booster: Durch die Kombination kommt es zu synergistischen Effekten. Ritonavir verlangsamt durch die hochpotente Inhibition von Cytochrom P450 – insbesondere CYP3A4 – und von P-Glykoprotein, den Metabolismus von Nirmatrelvir und sichert dadurch ausreichend hohe Wirkspiegel.
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