Schwerer Covid-Verlauf

Parodontitis als Risikofaktor

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Berlin -

Mittlerweile weiß man, welche Patientengruppen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 ausweisen. Anhand dieser Daten wurde unter anderem der Stufenplan zur pandemischen Impfung erarbeitet. Nun scheint eine weitere Patientengruppe ein erhöhtes Risiko für schwere Covid-Verläufe zu zeigen: Personen mit akuter Parodontitis.

Ergebnisse einer aktuellen Studie aus Katar zeigen, dass sich bestimmte Zahnerkrankungen negativ auf eine Corona-Infektion auswirken können. Insbesondere Menschen mit Parodontitis zeigen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf. Menschen mit einer akuten bakteriellen Entzündung des Zahnbettes werden laut Studie bei vorliegender Sars-CoV-2-Infektion häufiger intensivstationär aufgenommen und benötigen häufiger unterstützende Beatmung. Auch die Mortalität innerhalb dieser Patientengruppe ist erhöht.

Auch wenn Veränderungen am Zahnfleisch zu den ersten Symptomen bei einer Parodontitis gehören, so handelt es sich nicht allein um eine Entzündung des Zahnfleisches. Vielmehr ist der ganze Zahnhalteapparat betroffen. Die Erkrankung erfordert eine zahnmedizinische Behandlung. Bei bestimmten Formen und Ausprägungen wird eine Antibiotikatherapie verordnet. Eine Parodontitis ist eine Reaktion des Immunsystems. Häufig sind Diabetiker, Raucher, Menschen mit Alkoholabusus und Personen mit allgemein geschwächtem Immunsystem von der Erkrankung betroffen.

Die Studie zeigte, dass Covid-19-Patienten mit Parodontitis 3,5-mal häufiger auf die Intensivstation eingewiesen wurden. Die Studie wurde im vergangenen Jahr durchgeführt und schloss 568 Patienten mit ein. Der Wert wurde nach Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Nikotinkonsum und Body-Mass-Index berechnet. Parodontitis-Patienten benötigten 4,5-mal häufiger ein Beatmungsgerät als parodontal gesunde Covid-19-Patienten. Am größten war der Unterschied bei der Mortalität: Sars-CoV-2-Infektionen verliefen bei Parodontits-Patienten fast neunmal häufiger tödlich als bei Menschen mit einem gesunden Zahnhalteapparat.

Besonderes Risiko bei Beatmung

Je schlechter die Mundgesundheit, desto höher das Risiko einer Keimverschleppung bei künstlicher Beatmung. Der Studienautor Mariano Sanz hält fest, dass orale Bakterien durch die Beatmungsgeräte bis in die Lunge gelangen können, also pulmonal aufgenommen werden: „Dies kann zur Verschlechterung von Patienten mit Covid-19 beitragen und das Todesrisiko erhöhen.“ Nach seiner Empfehlung sollten die Patienten regelmäßig mit antiseptischen Lösungen versorgt werden. Die Mundhygiene muss bei dieser Patientengruppe besonders sorgfältig durchgeführt werden. Durch regelmäßiges Desinfizieren des Zahnfleisches könnte eine Keimverschleppung minimiert werden.

Auch die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie, Professor Dr. Bettina Dannewitz, betont die Notwendigkeit einer guten Mund- und Zahnhygiene: „Die Feststellung und Aufrechterhaltung der parodontalen Gesundheit kann ein wichtiger Bestandteil der Versorgung von Covid-19-Patienten werden. Mundpflege sollte Teil der Gesundheitsempfehlungen sein, um das Risiko für schwere Covid-19-Ergebnisse zu verringern. Daher sollten regelmäßige zahnärztliche Kontrollen auch und besonders in der Pandemiesituation durch die Patienten in Anspruch genommen werden, um so vermeidbare Risikofaktoren für einen schweren Covid-Verlauf zu verhindern.“

Bereits des Öfteren wurde die Wirksamkeit von desinfizieren Mundspüllösungen im Kampf gegen Corona diskutiert. Dass die Außenhülle der Viren empfindlich gegenüber verschiedenen Alkoholen ist, ist bereits bekannt. Alkoholhaltige Lösungen können das Virus demnach abtöten. Ein Nachteil dieser Lösungen: Sie brennen im Mundraum. Andere desinfizierende Inhaltsstoffe wie Chlorhexidin oder Octenidin können schmerzfrei, auch bei wundem Zahnfleisch, angewendet werden. In Untersuchungen zeigten auch Dequaliniumchlorid, Benzalkoniumchlorid und Povidon-Iod eine Wirksamkeit gegen Sars-CoV-2. Welcher Wirkstoff beim intensivmedizinisch betreuten Patienten zum Einsatz kommt, hängt letztlich auch mit Begleiterkrankungen zusammen.

 

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