Omikron: Mehr Hospitalisierungen bei Säuglingen Cynthia Möthrath, 19.01.2022 14:49 Uhr
Kinder erkranken im Allgemeinen milder an Covid-19. In Großbritannien zeichnet sich nun jedoch ab, dass Säuglinge, die sich mit der Omikron-Variante infizieren, häufiger im Krankenhaus behandelt werden müssen. Über die möglichen Gründe sind sich Expert:innen nicht einig, am ehesten hängen die Verläufe jedoch mit dem noch schwach entwickelten Immunsystem zusammen.
Die Omikron-Variante scheint sich in einigen Eigenschaften von bisherigen Virusvarianten zu unterscheiden. Offenbar betrifft dies auch die Erkrankung von Säuglingen: Denn Omikron scheint vermehrt für behandlungsbedürftige Fälle bei Kindern unter einem Jahr zu sorgen, wie aus Daten des „Covid-19 Clinical Information Network“ der britischen Gesundheitsbehörde hervorgeht.
Mehr Hospitalisierungen bei Omikron
Eigentlich sind Krankenhauseinweisungen aufgrund von Covid-19 bei Kindern selten. Bei den vorherigen Virusvarianten lag der Anteil der pädiatrischen Hospitalisierungen vergleichsweise niedrig:
- Wildtyp: 32,9 Prozent
- Alpha: 30,2 Prozent
- Delta: 32,9 Prozent
Verläufe insgesamt milder
Bei Omikron hingegen ist der Anteil der Hospitalisierungen bei Säuglingen auf 37,8 Prozent gestiegen und liegt im letzten Update sogar bei 42,2 Prozent. Trotz der häufigen Hospitalisierungen zeigt sich unter Omikron insgesamt eine Tendenz zu milderen Verläufen: Nur knapp 13 Prozent der in der Klinik behandelten Säuglinge benötigen Sauerstoff. Beim Wildtyp waren es hingegen 22,5 Prozent. 3,9 Prozent der Säuglinge mit Omikron mussten mechanisch beatmet werden – beim Wildtyp waren es 5,8 Prozent.
Zudem konnten die Säuglinge auch früher wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden: unter einer Infektion mit Omikron bereits nach 1,9 Tagen, beim Wildtyp erst nach 6,6 Tagen. Todesfälle gab es unter Omikron ebenfalls keine im Vergleich zu einem bei den Wildtyp-Infektionen.
Woher kommen die Hospitalisierungen?
Die Ursachen für die häufigeren Hospitalisierungen sind nicht vollständig geklärt: Zwar könnten die insgesamt höheren Infektionszahlen bei Kindern dafür verantwortlich sein, allerdings erklärt dies nicht, warum besonders Säuglinge unter einem Jahr betroffen sind. Auch der Anstieg von Infektionen in der Winterzeit erklärt die überproportionale Häufung nicht, denn dann hätte es auch im vergangenen Winter bereits zu mehr Hospitalisierungen kommen müssen.
Am plausibelsten erscheint Expert:innen die Erklärung, dass ältere Kinder bereits durch asymptomatische Infektionen in früheren Wellen einen gewissen Schutz gegen Sars-CoV-2 aufweisen und so vor schweren Verläufen besser geschützt sind. Säuglinge hingegen verfügen nicht über derartige Viruskontakte zu vorherigen Varianten. Das Immunsystem ist dementsprechend nicht auf Omikron vorbereitet. Daher könnte es vermehrt zu schwereren Erkrankungen kommen.