Bislang kommt es unter der Omikron-Variante vor allem zu milderen Erkrankungsverläufen. Verschiedene Studien könnten dafür nun eine Erklärung liefern: Die neue Virusvariante scheint sich Laboruntersuchungen zufolge kaum in den Lungen zu vermehren – die Symptomatik ist dementsprechend abgeschwächt.
Obwohl sich die neue Variante mit einem R-Wert von knapp 3 sehr schnell verbreitet, scheint sie nicht unbedingt gefährlicher zu sein als bisherige Mutanten. Denn bei vielen Erkrankten kommt es zu einer wesentlich leichteren Symptomatik, welche häufig durch starke Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Schmerzen im Körper geprägt ist.
Forscher:innen der Washington University untersuchten Omikron im Mausmodell und machten einige Entdeckungen: In Nase und Lungen der Tiere kam es kaum zu einer Vermehrung der Viren. Insgesamt wurden 129 Tiere mit Omikron infiziert, sie alle blieben jedoch gesund. Auch Mäuse, die mit dem menschlichen ACE-2-Rezeptor ausgestattet sind, überstanden die Infektion unbeschadet. Die Konzentration der Viren sei teilweise bis zu 1000-fach niedriger gewesen als für bisherige Varianten von Sars-CoV-2 bekannt.
Bei Hamstern wurden im CT zwar die typischen Milchglastrübungen entdeckt, welche auf eine Pneumonie hinweisen, allerdings kam es weder zu Ödembildung noch Einblutungen in das Lungengewebe. Auch die ausgedehnten Infiltrationen von Neutrophilen und Lymphozyten in den Alveolen, die für Sars-CoV-2 typisch sind, wurden nicht beobachtet.
Ein anderes Team der Universität Liverpool führte ähnliche Untersuchungen durch und kam dabei zu vergleichbaren Beobachtungen: Die Mäuse verloren zwar stark an Gewicht, erholten sich jedoch innerhalb weniger Tage wieder schnell. Auch hier war die Viruslast in den oralen Abstrichen 100-mal niedriger als bei der Delta-Variante. Veränderungen des Lungengewebes waren auch hier minimal.
Da Tiermodelle jedoch nur bedingt Aufschluss geben, haben Forscher:innen aus Hongkong Versuche an Zellkulturen von infizierten Patient:innen durchgeführt. Die Biopsien wurden mit dem Wildtyp und verschiedenen Virusvarianten von Sars-CoV-2 infiziert und beobachtet. Die im Fachjournal „Nature Portfolio“ veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass sich Omikron vor allem in der Bronchialschleimhaut vermehrt. In der Lunge hingegen fielen immunhistochemische Anfärbungen negativ aus. Was genau diesen Beobachtungen zugrunde liegt, konnten die Wissenschaftler:innen jedoch nicht klären.
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