Von Innsbruck bis Wien

Österreich startet Corona-Massentests

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Berlin -

Auch Österreich setzt nach Ländern wie der Slowakei und Luxemburg auf Massentests. Allein in Wien sind 300 Testlinien an drei Standorten geplant. Das Gesundheitsministerium geht davon aus, dass 60 Prozent der Bürger teilnehmen werden. Getestet wird an zentralen Standorten wie Messehallen. Bereits heute beginnen erste Regionen mit der Durchführung. Apotheken sind weder bei der Belieferung noch an der Durchführung beteiligt.

Österreich setzt bei der Eindämmung der Corona-Pandemie auf freiwillige Massentests der Bevölkerung. Den Auftakt macht die Gemeinde Annaberg-Lungötz im Salzburger Land unweit der bayerischen Grenze. Die 2200 Bürger sind aufgerufen, sich am Dienstag und Mittwoch testen zu lassen. Das Aufspüren von auch symptomfreien Corona-Infizierten gilt als wichtiger Baustein zur Unterbrechung von Infektionsketten. In den Bundesländern Tirol, Vorarlberg und Wien beginnen die mehrtägigen Massentests am Freitag. In Wien ist die Kapazität auf bis zu 150.000 Menschen pro Tag ausgelegt. Der Nachweis einer Corona-Infektion erfolgt via Antigen-Schnelltest, der bei positivem Ergebnis mit einem PCR-Test überprüft werden soll.

Da vor allem Lehrer als potentielle Superspreader gelten, sollen sie im Rahmen der Massentests gleich mitgetestet werden. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hatte am Wochenende ein Rundschreiben an alle Schulen versendet, in dem der Ablauf der Testungen erläutert wurde. Ab dieser Woche können Lehrkräfte auf einer Buchungsplattform einen Termin in der Nähe ihres Wohnorts für eine der bundesweit 100 Teststationen buchen. Die Terminvergabe soll Wartezeiten vor Ort geringhalten und Menschenansammlung vermeiden. In sechs Bundesländern markiert die Testung der Mitarbeiter von Schulen und Kindergärten den Auftakt der Massentest.

Die Testungen sollen in speziell vorbereiteten Räumlichkeiten stattfinden. In Wien wird hierfür unter anderem die Halle A der Messe Wien umfunktioniert. Optisch gleicht die Halle einem Großraumbüro – persönliche Schutzausrüstung für die Mitarbeiter liegt schon in ausreichenden Mengen bereit. Die Organisation übernehmen das Gesundheitsministerium, die Berufsfeuerwehr und das Bundesheer. Die Apotheken sind außen vor. Weder die Belieferung mit Ausrüstung noch die Durchführung erfolgt durch die Apotheken. „Wir Apotheken sind in keinster Weise beteiligt, das wird ausschließlich von Bund und Ländern organisiert“, berichtet Cornelia Zacek aus der Marien Apotheke in Wien.

In der Slowakei liefen die Massentests vor einigen Wochen ebenfalls ohne Beteiligung der Apotheken, denen man die Abstriche nicht zutraute. Manche Kollegen hatten sich freiwillig gemeldet, konnten aber nur Papiere ausfüllen. Alles wurde durch Armee organisiert.

Seit einigen Wochen führen auch Apotheken Antigen-Schnelltests durch. In den Apotheken dürfen ausschließlich gesunde Patienten mit vorheriger Terminvereinbarung getestet werden. Auch die Marien Apotheke führt diese Schnelltests seit dem 9. November durch. „Hierfür können die Kunden unseren Online-Service nutzen. Wichtig hierbei: Wir dürfen nur asymptomatische Patienten testen. Tatsächlich bereits fiebrige Patienten müssen weiterhin einen PCR-Test beim Arzt machen,“ erklärt eine Mitarbeiterin der Apotheke. Sie hält diese Regel für sinnvoll: „Die PCR-Methode gilt ja weiterhin als der Goldstandard.“ Die Testungen sind stark nachgefragt. Die Apotheke hat mit dem Angebot alle Hände voll zu tun.

Österreich ist bis zum 6. Dezember in einem Lockdown. Wegen der drohenden Überlastung des Gesundheitssystems entschied sich die Regierung für knapp drei Wochen in einen Lockdown zu gehen. Die meisten Geschäfte und Schulen sind geschlossen. Das Verlassen des privaten Wohnraums ist nur aus triftigen Gründen wie der Erfüllung von Grundbedürfnissen, der Arbeit, der Hilfe etwa für Angehörige sowie zur Erholung im Freien erlaubt. Die Massentests sollen versteckte Infektionen aufdecken und Infektionsketten durchbrechen. Die Regierung hofft, dass der Lockdown durch diese Maßnahmen nicht weitergeführt werden muss.

Das in der Apotheke übermittelte Ergebnis dient auch lediglich als Gewissheit für den Kunden. „Sofern der Arbeitgeber einen Antigen-Schnelltest aus der Apotheke im Krankheitsfall akzeptiert, ist das natürlich eine gute Sache, dennoch gilt unser Testergebnis nicht als ‚offiziell‘ und kann nicht überall zur Vorlage genutzt werden.“ Auch aus diesem Grund fließen die Ergebnisse aus den Apothekentestungen nicht mit in die Ergebnismitteilungen der Massentests mit ein. Für die positiven Ergebnisse im Rahmen der Massentests gilt das gleiche wie sonst auch: Positive Antigen-Schnelltests müssen mittels PCR-Methode nachgeprüft werden. Der Patient muss sich das der Testung nach Hause in Qurantäne begeben.

 

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