Zweimal Happy Birthday singen, dann sind die Hände gründlich eingeseift. Das ist nicht nur zu Corona-Zeiten wichtig. Daran erinnert jedes Jahr der Welttag des Händewaschens am 15. Oktober.
Hände nass machen, rundherum für mindestens 20 Sekunden einseifen, gründlich abwaschen, sorgfältig abtrocknen. Dieses Ritual vollziehen wir viele Male am Tag – zurzeit besonders intensiv. Es gab Zeiten, da hatte Händewaschen etwas beiläufiges, dem man nicht viel Beachtung schenkte. Doch seit sich das Coronavirus weltweit verbreitet, werden wir ständig an die richtige Handhygiene erinnert: auf Aufklebern in öffentlichen Toiletten, in Arztpraxen, Ämtern, Bussen, Bahnen, Schulen und Kitas.
Gefühlt wäscht man inzwischen ständig die Hände – auf jeden Fall tun viele es häufiger, wie die Psychologin Stefanie Biehl und ihr Team von der Universität Regensburg in einer Studie herausgefunden haben. Darin sagten die meisten der 280 Befragten ab 18 Jahren auch, dass sie ihre Hände vor allem dann waschen, wenn sie Kontakt zu anderen Menschen oder zu Gegenständen wie Türklinken oder Aufzugknöpfen hatten. „70 Prozent gaben außerdem an, dass sie ihre Hände einfach so häufiger gewaschen haben, weil sie das Gefühl hatten, sie müssten es tun“, sagte Biehl. Die Ergebnisse der Studie sind zwar nicht repräsentativ, zeigen nach Ansicht von Biehl aber, dass es ein stärkeres Bewusstsein für die Übertragung von Krankheitserregern über die Hände gibt.
Aber dieses Bewusstsein lässt der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) momentan etwas nach. Im „Covid-19 Snapshot Monitoring“ („Cosmo“) der Universität Erfurt, an dem die BZgA beteiligt ist, gaben zu Anfang der Pandemie 87 Prozent der Befragten an, ihre Hände immer oder häufig 20 Sekunden lang zu waschen. Im März stieg der Anteil sogar auf 96 Prozent und sank dann in der darauffolgenden Zeit ab. Anfang Oktober lag er bei 81 Prozent. „Die Befragungsdaten deuten also darauf hin, dass die Aufmerksamkeit für die Bedeutung des Händewaschens zunächst deutlich gestiegen ist, im Verlauf der Coronavirus-Pandemie jedoch an Bedeutung verloren hat“, sagt BZgA-Leiterin Heidrun Thaiss. Dennoch sehe sie gute Chancen, dass gründliche Händehygiene auch nach der Corona-Pandemie in unserem Alltag als selbstverständlich empfunden werde.
Wie wichtig diese ist, darauf weist seit 2008 jedes Jahr am 15. Oktober der Welttag des Händewaschens (Global Handwashing Day) hin. Die Initiative Global Handwashing Partnership verweist darauf, dass gründliches Händewaschen mit Seife Viren und Bakterien abtöten könne, die Durchfall oder Atemwegserkrankungen auslösen. Doch was macht das mit uns, wenn wir in Pandemiezeiten ständig unsere Hände waschen? Entwickeln dadurch mehr Menschen einen Waschzwang? Dass nun viele Menschen zwanghaft ihre Hände waschen werden, hält Biehl für unwahrscheinlich. „Das ist eine sehr komplexe Erkrankung, bei der viele Faktoren eine Rolle spielen, unter anderem auch Genetische“, sagt die Expertin. „Wir hatten in der therapeutischen Praxis den Eindruck, dass der Leidensdruck bei Zwangserkrankten nicht sehr viel größer geworden zu sein scheint.“
Was sich allerdings schnell bemerkbar macht: Die Hände leiden unter dem vielen Händewaschen – besonders wenn man klassische Seife und zu warmes Wasser verwende, sagt der Dermatologie-Professor Erwin Schultz vom Klinikum Nürnberg. „Die Lipide werden aus der Haut herausgelöst.“ Dadurch könne es zu Ekzemen kommen: die Haut jucke, werde schuppig und rissig. Eine typische Berufskrankheit bei Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Friseurinnen und Friseuren, die Folgen haben könne. „Die Haut ist dann geschädigt und ihre Barrierefunktion geschwächt“, erläutert Schultz. Dadurch steige das Risiko von Kontaktallergien.
Zu häufiges Waschen und Desinfizieren der Hände kann zu einem chronischen Hautekzem führen. Die Haut wird rissig und verhornt. Hände, die häufig gereinigt werden müssen, brauchen täglich morgens, abends und bei Bedarf auch zwischendurch eine regenerierende Basistherapie. Während der Arbeit eignen sich Cremes, die schnell einziehen und einen schützenden, atmungsaktiven Film auf der Haut bilden. Abends vor dem Schlafengehen darf es eine reichhaltige Pflege sein, die die Haut über Nacht mit Fett und Feuchtigkeit versorgt. Gut geeignet sind Medizinprodukte, die speziell für die Regeneration strapazierter Haut vorgesehen sind.
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