Neue Daten: Ist B.1.1.7 doch nicht tödlicher? APOTHEKE ADHOC, 14.04.2021 15:14 Uhr
Die ursprünglich in Südengland entdeckte Virusvariante B.1.1.7 ist mittlerweile auch in Deutschland vorherrschend. Verschiedene Studien haben sich bereits mit der Infektiosität der Mutante und den Auswirkungen auf die Sterblichkeit beschäftigt. Während die letzten Studien für beide Faktoren ein erhöhtes Risiko ermittelten, zeigen neue Untersuchungen andere Daten.
Zuerst galt sie als deutlich infektiöser, später ermittelten Studien auch eine erhöhte Sterblichkeit der Infizierten. Die letzten Daten der Universität Exeter zeigten sogar einen Anstieg von über 60 Prozent. Für ihre Studie hatte das Team virtuell 55.000 gematchte Paare gebildet, die sich in verschiedenen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Wohnort und Vorerkrankungen sehr ähnlich waren.
Eine der Personen war mit der Variante B.1.1.7 infiziert, die andere mit einer anderen Virusvariante. Anschließend untersuchte das Team die Höhe des Sterberisikos innerhalb von 28 Tagen nach positivem PCR-Test: Bei der britischen Virusvariante starben 4,1 von 1000 Infizierten, bei den anderen Virusvarianten waren es nur 2,5 von 1000 Infizierten. Das relative Risiko war damit um 64 Prozent erhöht.
Höhere Viruslast, aber keine erhöhte Sterblichkeit
Doch nun zeigen zwei aktuelle Studien unabhängig voneinander ein anderes Bild, beide wurden im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlicht. Die Studie des University College London ermittelte anhand von PCR-Tests die Viruslast der Infizierten und wertete die in diesem Zeitraum aufgetretenen schweren Erkrankungsverläufe und Todesfälle aus. Dabei verzeichneten sie zwar eine höhere Viruslast bei den an der Virusvariante B.1.1.7 erkrankten Personen – der Anteil der Todesfälle war jedoch nicht erhöht.
Die zweite Untersuchung zeigt ebenfalls keine erhöhte Sterblichkeit. Bei ihr wurden die Covid-Symptome, welche mittels App ermittelt wurden, ausgewertet. Anhand einer Gensequenzierung konnte auch hier zwischen der britischen Variante und dem Wildtyp unterschieden werden. Weder bei der Schwere der Erkrankung noch bei Langzeitschäden konnten hier wesentliche Unterschiede ermittelt werden. Allerdings ermittelte das Team für B.1.1.7 eine deutliche Erhöhung des R-Wertes – das belegt die der Virusmutation zugeschriebene erhöhte Infektiosität.
Bislang zeigen Studien demnach ein sehr unterschiedliches Bild, allerdings sind die Herangehensweisen und Designs der Studien ebenfalls sehr verschieden. Erste Angaben zur Sterblichkeit erfolgten damals mittels mathematischer Berechnungen, die beiden aktuellen Studien wurden im Winter in Südengland durchgeführt – zu diesem Zeitpunkt breitete sich die Variante dort extrem schnell aus. Dennoch geben die Forscher:innen an, dass weitere Studien notwendig seien, um die aktuellen Erkenntnisse zu untermauern.
Fresh-up: B.1.1.7
Die Virusvariante kursiert laut Robert-Koch-Institut (RKI) bereits seit September 2020 in Großbritannien. Im Dezember wurden dann erstmals Berichte laut. Sicher ist bislang, dass sie sich noch leichter von Mensch zu Mensch überträgt, als die bislang zirkulierenden Varianten. Auch die Reproduktionszahl ist höher, sodass die Ausbreitung schwerer einzudämmen sei. In Bezug auf die Impfstoff-Wirkung gibt das RKI bislang Entwarnung: „Hinweise auf eine substantiell verringerte Wirksamkeit der Impfstoffe gibt es bislang nicht.“