Nach Treffen mit Spahn: Staatssekretär positiv auf Corona getestet APOTHEKE ADHOC, 25.10.2020 12:22 Uhr
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat möglicherweise einen befreundeten Staatssekretär mit Sars-CoV-2 infiziert – oder sich bei ihm angesteckt. Am Montag war Spahn mit Entwicklungsstaatssekretär Martin Jäger essen. Nach Spahns positivem Corona-Test wurde Jäger als Kontaktperson informiert. Sein Test war positiv.
Besonders heikel an der Angelegenheit: Die Bild-Zeitung wirft dem Entwicklungsministerium vor, es habe versucht, die Infektion zu verheimlichen. Noch am Freitagabend habe ein Sprecher auf Anfrage erklärt, dass unter der Hausleitung – also Minister plus Staatssekretäre – keine Infektionen mit Sars-CoV-2 bekannt seien. Da habe das positive Testergebnis aber bereits vorgelegen. Er später habe das Ministerium eingeräumt, dass es Jäger „den Umständen entsprechend gut“ gehe.
Der verbeamtete Staatssekretär war noch am Mittwochnachmittag wie alle Kontaktpersonen über Spahns positives Testergebnis informiert worden. Als Kontaktperson der Kategorie 1 wurde er dem zuständigen Gesundheitsamt gemeldet: Denn Jäger und Spahn waren am Montag gemeinsam Mittag essen. Die beiden sind befreundet, kennen sich aus ihrer Zeit im Bundesfinanzministerium unter dem damaligen Hausherren Wolfgang Schäuble. Jäger war Schäubles Sprecher und strategischer Berater, Spahn war parlamentarischer Staatssekretär. Die drei Männer sollen ein enges Vertrauensverhältnis haben.
Das Gesundheitsministerium hat bereits bestätigt, dass Spahn und Jäger am Montag gemeinsam essen waren. Ob es dabei zu einer Ansteckung kam, wer wen angesteckt haben könnte oder ob sich beide unabhängig voneinander infiziert haben, ist nach Angaben des Ministeriums noch nicht bekannt. Jäger zeige nach Angaben aus Regierungskreisen bisher nur leichte Erkältungssymptome, so die Bild. Als Kontaktperson der Kategorie 1 war er noch am Mittwoch über seine Quarantänepflicht informiert worden und begab sich in häusliche Isolation und ließ sich daraufhin testen.
Auch Jägers Vorgesetzter, Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU), hatte sich nach dem Bekanntwerden von Spahns Infektion vorsorglich testen lassen. Das Ergebnis fiel jedoch negativ aus. Auch sein Ministerium betonte, sich grundsätzlich bei allen Besprechungen im Haus streng an Hygiene- und Abstandsregeln zu halten.
Auch unter den weiteren Kabinettsmitgliedern gibt es bisher keine bekannten Coronafälle. Am Donnerstag betonte Regierungssprecher Steffen Seibert, dass Spahns Ministerkollegen und Kanzlerin Angela Merkel sich nicht verpflichtend auf Sars-CoV-2 testen lassen mussten, obwohl sie am Mittwochvormittag, als Spahn schon infiziert war, zu einer Kabinettssitzung im Kanzleramt zusammenkamen. Spahn habe sich an dem Morgen noch gut gefühlt, aber wie jeden Tag seit Beginn der Pandemie morgens Fieber gemessen. „Einzig eine belegte Stimme ist ihm selbst beim Sprechen in der Kabinettssitzung aufgefallen. Wegen sich im Laufe des Vormittags verstärkender Erkältungssymptome hat er sich dann vorsichtshalber testen lassen“, so Seibert.
Allerdings seien die Bedingungen im Internationalen Konferenzsaal des Bundeskanzleramts derart optimiert worden, dass die anderen Minister trotz der gemeinsamen Sitzung nur als Kontaktpersonen der Kategorie 2 gelten. „Das Bundeskabinett tagt unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln“, betonte Seibert. „Diese zielen ja darauf ab, dass auch im Falle der Teilnahme einer Person, die später als coronapositiv getestet wurde, nicht automatisch eine Quarantäne aller oder anderer Teilnehmer erforderlich wird.“ Die Bedingungen im Saal seien hinsichtlich vom Gesundheitsamt Berlin-Mitte fachlich überprüft worden. „Aus den genannten Gründen bleibt es bei den physischen Kabinettssitzungen unter den genannten strengen Infektionsschutzregeln.“