Herzmuskelentzündungen als Impfkomplikation werden mittlerweile seit einigen Monaten beobachtet und genauer analysiert. Eine im Fachjournal „JAMA“ veröffentlichte Untersuchung zeigt nun, dass es in den verschiedenen Altersgruppen deutliche Unterschiede gibt: Während es bei jüngeren Menschen vor allem zu einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) nach der Zweitdosis kommt, leiden ältere eher an einer Entzündung des Herzbeutels (Perikarditis), welche oft erst Wochen nach beiden Impfdosen auftritt.
In den USA werden Meldungen über Myokarditis und Perikarditis nach einer Coronaimpfung über das „Vaccine Adverse Event Reporting System“ erhoben. Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hatten auf Basis dieser Daten eine Häufigkeit von 4,8 Fällen pro eine Million Geimpfter angegeben. Eine Pflicht zur Meldung gibt es jedoch nicht – daher könnten die Daten unvollständig und die Dunkelziffer höher sein.
Denn die aktuelle Auswertung von Daten einer US-Krankenversicherung zeigt ein anderes Bild: Für ihre Untersuchung nahm sich das Team des Providence Regional Medical Center die Daten von 40 Krankenhäusern aus den Bundesstaaten Washington, Oregon, Montana und Kalifornien zur Hilfe. Insgesamt wurden dort innerhalb von vier Monaten 57 Patienten aufgrund einer Myokarditis oder Perikarditis in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang mit einer Corona-Impfung behandelt. Auf zwei Millionen Versicherte, die mindestens eine Impfdosis erhalten hatten, ergab sich eine Häufigkeit von 10 Myokarditiden und 18 Perikarditiden pro eine Million Geimpfter.
Die 20 Myokarditis-Fälle traten durchschnittlich 3,5 Tage nach der Impfung auf: 11 der Betroffenen hatten das Moderna-Vakzin erhalten, 9 den Impfstoff von Biontech/Pfizer. 75 Prozent der Patienten waren männlich. Das Durchschnittsalter lag bei 36 Jahren. In den meisten Fällen (80 Prozent) trat die Impfkomplikation nach der Zweitimpfung auf. In allen Fällen verlief die Komplikation harmlos.
Die 37 Perikarditis-Fälle traten mit etwa gleicher Häufigkeit nach der Erst- und Zweitimpfung auf. 12 der Betroffenen erhielten das Vakzin von Moderna, 23 den Biontech/Pfizer-Impfstoff. Allerdings traten die Symptome der Perikarditis mit durchschnittlich 20 Tagen erst wesentlich später auf. Die Patienten waren zudem im Durchschnitt älter (59 Jahre). Auch hier war der Großteil mit 73 Prozent männlich. Hospitalisiert wurden nur 35 Prozent der Fälle – alle konnten nach einem Behandlungstag das Krankenhaus verlassen.
Das Team geht aufgrund der Ergebnisse davon aus, dass es sich bei den auftretenden Myokarditiden und Perikarditiden um selbstlimitierende Komplikationen handelt. Auch die CDC hatten die Impfkomplikationen als in der Regel ungefährlich eingeschätzt. Dennoch geht das Team davon aus, dass die Fälle in Wirklichkeit noch häufiger auftreten als ihre Analyse zeigt – denn in ihrer Untersuchung wurden nur solche Fälle erfasst, die zum Besuch einer Notfallambulanz führten. Allerdings könnten viele Fälle auch unbemerkt bleiben und leichter verlaufen. Hinzu kommt, dass – vor allem in der Gruppe der Perikarditis – die Beschwerden nach mehreren Wochen nicht mehr in Zusammenhang mit der Impfung gebracht werden.
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