Wirkstoff 47D11

Monoklonaler Antikörper gegen Covid-19

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Berlin -

Wissenschaftler haben im Labor einen monoklonalen Antikörper entwickelt, der gegen das Coronavirus wirksam ist. Noch trägt der Wirkstoffkandidat, der auf die Spike-Proteine von Sars-CoV-2 abzielt, den Namen 47D11. In Zellkulturen konnte der experimentelle Antikörper das Virus neutralisieren.

47D11 ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der die Spike-Proteine des aktuellen Corona-Virus bindet und neutralisiert. Der Stoff richtet sich gegen ein bestimmtes Epitop in der Kernstruktur der rezeptorbindenden Areale der Spikes. Unter Epitopen versteht man Molekülabschnitte eines Antigens, die eine spezifische Immunantwort auslösen können. Bisher konnte in vitro gezeigt werden, dass der Antikörper fähig ist, die Infektion von Zellkulturen erfolgreich zu verhindern. 47D11 könnte auch bei der Entwicklung neuer Testverfahren für die Antigen-Erkennung in der Labordiagnostik hilfreich sein.

Noch handelt es sich um ausschließlich laborexperimentelle Erkenntnisse. Eine Überprüfung am Tier oder am Menschen erfolgte bisher nicht. Die Studie wurde am Montag im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht. Weitere Untersuchungen sind noch erforderlich, um festzustellen, ob die Ergebnisse in einem klinischen Umfeld bestätigt werden können. Auch der genaue Wirkmechanismus muss weiter erforscht werden.

Festhalten lässt sich zunächst, dass dies der erste Bericht eines humanen monoklonalen Antikörpers ist, der Sars-CoV-2 neutralisiert und somit das Eindringen in die Zelle und die Replikation verhindert. 47D11 bindet nicht nur an Sars-CoV-2, sondern auch am strukturverwandten Virus Sars-CoV-1 – eine kreuzneutrale Neutralisierung ist möglich. Neutralisierende Antikörper können den Infektionsverlauf im infizierten Wirt verändern und die Virus-Clearance unterstützen oder einen nicht infizierten Wirt schützen, der dem Virus ausgesetzt ist. Daher gehen die Wissenschaftler davon aus, dass der Antikörper allein oder in Kombination mit weiteren Arzneistoffen gegen Covid-19 eingesetzt werden kann.

Humane monoklonale Antikörper bestehen vollständig aus menschlichen Aminosäuresequenzen. Bei humanisierten Antikörpern handelt es sich um Substanzen, die von Hybridomzellen einer anderen Spezies (zum Beispiel Mäuse) produziert werden. Ein Beispiel für einen humanen monoklonalen Antikörper ist Adalimumab – ein Antikörper gegen das Zytokin TNF-alpha. Bei diesem Protein handelt es sich um einen multifunktionalen Signalstoff des Immunsystems, der an Entzündungsprozessen beteiligt ist. Adalimumab ist in Humira enthalten. Das Immunsuppresiuvum wird unter anderem bei Psoriasis, Arthritis und Morbus Chron eingesetzt.

Siltuximab

Auch andere monoklonale Antikörper werden geprüft, so liegen erste Zwischenergebnisse für Siltuximab (Eusa Pharma) vor. Untersucht wurde der Antikörper in einer Beobachtungsfallkontrollstudie: Die „SISCO-Studie“ (Siltuximab In Serious Covid-19) untersucht die Anwendung von Siltuximab bei Covid-19-Patienten mit Lungenentzündung oder akutem Atemnotsyndrom (ARDS) im Rahmen eines Compassionate Use-Programms im Krankenhaus Papa Giovanni XXIII in Bergamo.

Zahlreichen Berichten zufolge geht eine Covid-19-Infektion mit einem sogenannten „Zytokinsturm“ einher: Dabei handelt es sich um eine Überreaktion des Immunsystems, die durch eine erhöhte Bildung von entzündungsrelevanten Zytokinen gekennzeichnet ist und somit zu einer systemischen Entzündungsreaktion führt. Für die Behandlung könnte ein monoklonale Antikörper zum Einsatz kommen: Es handelt sich dabei um einen chimären, monoklonalen Antikörper, der mit hoher Affinität stabile Komplexe mit der löslichen Form von humanem IL-6 bildet. Eigentlich ist der Wirkstoff in den USA und Europa zur Behandlung von HIV- und HHV-8-negativen Patienten mit der multizentrischen Castleman-Krankheit (MCD) zugelassen.

 

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