Impfreaktionen nach der Verabreichung einer Vakzine sind keine Seltenheit und in der Regel ein Zeichen dafür, dass die Impfung im Körper ihren Zweck erfüllt. Bei der aktuellen Corona-Schutzimpfung fallen die Impfreaktionen bislang gemischt aus: Während einige Menschen kaum Beschwerden haben, liegen andere – vor allem nach der zweiten Dosis – für einige Tage flach. Nun berichten US-Mediziner über allergische Spätreaktionen bei der Vakzine von Moderna, diese waren offenbar auch in der Zulassungsstudie schon ein Thema.
Beim Impfstoff von Moderna handelt es sich – ebenso wie bei der Vakzine von Biontech/Pfizer – um einen mRNA-Impfstoff. Seit Anfang des Jahres ist der Impfstoff auch in der EU zugelassen. In den USA hatte Moderna bereits im Dezember die Notfallzulassung durch die US-Arzneimittelbehörde FDA erhalten. Bislang waren keine Impfstoffe oder Arzneimittel mit dieser Technologie zugelassen. Die Skepsis in der Bevölkerung ist daher teilweise groß.
Impfreaktionen können grundsätzlich bei allen Impfstoffen auftreten. Zu den typischen Symptomen zählen Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen oder lokale Reaktionen an der Einstichstelle. In der Regel sind sie harmlos, meist verschwinden sie innerhalb weniger Tage von allein. In der Zulassungsstudie des Moderna-Impfstoffs litten mehr als 84 Prozent der Teilnehmer unter einer lokalen Hautreaktion mit Rötung, Druckschmerz und Verhärtung.
Beim Impfstoff von Moderna scheint es allerdings auch nach Abklingen der ersten Symptome einige Tage später erneut zu einer Hautreaktion zu kommen, wie US-Mediziner im „New England Journal of Medicine“ (NEJM) berichten. Die Rötung sei dabei häufig größer ausgefallen als die der Erstreaktion, auch Schmerzen und Juckreiz seien vermehrt aufgetreten.
In der Zulassungsstudie war es nach der ersten Dosis nur bei 0,8 Prozent der Probanden zu dieser verspäteten Reaktion gekommen, nach der zweiten Dosis sogar nur bei 0,2 Prozent. Viele Patienten und Ärzte seien jedoch verunsichert durch die verspätete Impfreaktion, berichten die Forscher des Massachusetts General Hospital in Boston.
In den zwölf vorgestellten Fallbeispielen seien die Reaktionen vier bis elf Tage nach der ersten Dosis aufgetreten, nachdem die anfänglichen Symptome zunächst vollständig abgeklungen waren. Die Rötungen waren diffus oder umschrieben, in einem Fall sogar ringförmig – ähnlich wie bei einer Borreliose. Fünf der Hautreaktionen wiesen einen Durchmesser von mehr als zehn Zentimetern auf. Bei einzelnen Patienten sei es zusätzlich zu einer Papelbildung an den Händen gekommen, ein anderer litt unter einer Urtikaria-Reaktion am Ellbogen.
Die Betroffenen wurden daraufhin mit Antihistaminika oder Eis behandelt, um die Symptome zu lindern. Einige erhielten zusätzlich Glukokortikoide in topischer oder oraler Form. Nach zwei bis elf Tagen bildeten sich die Reaktionen zurück. Die Mediziner gehen davon aus, dass dies auch ohne Behandlung der Fall gewesen wäre.
Alle Patienten erhielten später die zweite Impfstoffdosis. Bei jedem zweiten kam es erneut zu einer Reaktion. Insgesamt fiel diese jedoch milder aus als beim ersten Mal. Nur drei Patienten hatten erneut starke Reaktionen: Histologische Untersuchungen ergaben, dass es sich dabei um Überempfindlichkeitsreaktionen vom Typ IV handelte, die in der Regel nicht behandlungsbedürftig sind. Die Biopsie zeigte perivaskuläre und perifollikuläre lymphozytische Infiltrate mit wenigen Eosinophilen und Mastzellen.
Bislang wurden solche verspäteten Zweitreaktionen nur beim Impfstoff von Moderna beobachtet. Obwohl die Vakzine von Biontech/Pfizer auf dem gleichen Prinzip beruht, konnten von den Medizinern keine ähnlichen Fälle dokumentiert werden. Der Grund für die Spätreaktionen ist unklar, da die genauen Auslöser nicht bekannt sind. Insgesamt scheinen sie jedoch harmlos zu sein und nicht gegen eine Verabreichung der zweiten Impfdosis zu sprechen.
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