Mehrheit glaubt an Lockerungen durch Corona-Schnelltests dpa, 22.02.2021 07:48 Uhr
Eine Mehrheit der Deutschen ist der Meinung, dass kostenfreie Corona-Schnelltest für alle zu einer Lockerung der aktuellen Beschränkungen führen können. Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hat jedoch vor weiteren Lockerungen der Corona-Regeln gewarnt.
Das geht aus einer Umfrage der Meinungsforscher von YouGov Deutschland hervor. 26 Prozent der Befragten stimmten demnach der Aussage „voll und ganz zu“, dass Schnelltests eine schnellere Öffnung von etwa Schulen, Hotels oder Einzelhandel begünstigen würden, 33 Prozent stimmten „eher zu“. Insgesamt 28 Prozent der Teilnehmer sahen die Schnelltests hingegen „überhaupt nicht“ beziehungsweise „eher nicht“ als mögliches Mittel für Lockerungen. 13 Prozent machten keine Angabe.
Corona-Schnelltests können derzeit in Pflegeheimen, Kliniken und nach Infektionsfällen zum Beispiel in Schulen genutzt werden. Für einen flächendeckenden Einsatz sind die Voraussetzungen mittlerweile aber auch gegeben, wie das Gesundheitsministerium in einem Entwurf für das Corona-Kabinett deutlich gemacht hatte. Das Corona-Kabinett will an diesem Montag darüber beraten.
Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hat vor weiteren Lockerungen der Corona-Regeln gewarnt. „Wer in Zeiten steigender R-Werte über Lockerungen spricht, handelt absolut unverantwortlich“, sagte der Mediziner den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Für solche Schritte sei es zu früh. „Bei jeder Lockerung wird es einen deutlichen Anstieg der Zahlen geben.“
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag nach dem Lagebericht des Robert Koch-Instituts vom Sonntagnachmittag bei 1,10 (Vortag 1,07). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 110 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab.
Mit Blick auf die zuletzt wieder gestiegene Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern binnen einer Woche, und den erneut hohen R-Wert warnte Montgomery: „Der Inzidenzwert zeigt, wo wir aktuell stehen. Der R-Wert zeigt, wohin wir gerade gehen. Bei einem Wert klar über 1,0 droht wieder exponentielles Wachstum – und genau das ist jetzt der Fall.“ Das Virus habe mit seinen Mutationen eine neue Stufe erreicht. Es sei nicht nur ansteckender, sondern führe wahrscheinlich auch zu schwereren Krankheitsverläufen.
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem RKI zuletzt binnen eines Tages 4369 Corona-Neuinfektionen gemeldet, wie aus Zahlen vom Montag hervor geht. Am Montag sind die vom RKI gemeldeten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag den Angaben zufolge am Montagmorgen bundesweit bei 61,0 – und damit höher als am Vortag (60,2).