Durchbruchinfektionen wegen Delta-Variante

Mehr Infektionen trotz Impfung: Virologen bleiben entspannt

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Berlin -

Nach Berichten aus Israel über eine verringerte Wirksamkeit der Pfizer/Biontech-Impfung gegen die Delta-Variante des Coronavirus hat ein Charité-Experte vor schnellen Schlüssen gewarnt. „Diese Zahlen muss man noch etwas mit Vorsicht betrachten. Es ist methodisch schwierig in einem solchen Setting wie in Israel mit niedrigen Inzidenzen und lokalen Ausbrüchen die genaue Effektivität der Impfung zu bestimmen“, teilte Professor Dr. Leif Erik Sander am Dienstag mit. Daten aus Großbritannien deuteten darauf hin, dass der Impfschutz kurz nach der zweiten Dosis nur geringfügig reduziert sei bei Delta – verglichen mit der bisher vorherrschenden Alpha-Variante.

Dass der Immunschutz mit der Zeit etwas nachlasse, sei allerdings auch denkbar, erklärte Sander. In Israel sei sehr früh geimpft worden. Dass vor allem der Schutz vor einer Weitergabe des Virus mit der Zeit nachlassen könnte, wird schon länger befürchtet – er gilt als weniger langlebig als der Schutz des Geimpften selbst. „Man muss also die Zahlen weiter genau beobachten“, so Sander.

Grundsätzlich sei anzunehmen, dass es durch die Delta-Variante häufiger zu sogenannten Durchbruchinfektionen – also Infektionen bei Geimpften – und auch zur Weitergabe des Virus durch Geimpfte kommen könne, bekräftigte Sander. Er hob jedoch hervor, dass sich sowohl in Israel als auch in Großbritannien zeige, dass die Impfung „sehr gut vor schweren Krankheitsverläufen schützt“.

Der Virologe Professor Dr. Alexander Kekulé sieht die Meldungen über eine geringere Wirksamkeit des Impfstoffs Pfizer/Biontech gegen die Delta-Variante gelassen. „Das ist nichts, weswegen wir jetzt alle in Panik geraten müssen“, sagte er dem Sender MDR Aktuell. Es sei völlig klar, dass die Impfstoffe gegen neue Varianten nicht die gleiche Wirksamkeit erzielten wie gegen Ursprungsvarianten. „Ich bin wirklich der Meinung, wir müssen uns da entspannen und sagen, okay, das sind halt die Impfstoffe, die wir haben. Auch bei einem geringeren Impfschutz ist das Immunsystem in einer besseren Ausgangslage als ohne Impfung.“

Kekulé betonte, dass die israelische Wirksamkeitsstudie noch nicht veröffentlicht und die Daten möglicherweise vorläufig seien. Zudem gebe es andere Studien etwa aus England, die eine Wirksamkeit von 88 Prozent gegen die Delta-Variante ergeben hätten.

In Israel hat die Wirksamkeit der Pfizer/Biontech-Impfung nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums in den vergangenen Wochen deutlich nachgelassen. Parallel habe sich die aggressivere Delta-Variante im Land ausgebreitet.

Seit dem 6. Juni sei die Wirksamkeit der Impfung bei der Verhinderung einer Infektion in Israel auf 64 Prozent gesunken. Dies sei auch bei der Verhinderung einer Erkrankung mit Symptomen der Fall. Allerdings wehre die Impfung demnach zu 93 Prozent eine schwere Erkrankung und Krankenhausaufenthalte ab.

In Israel steigt trotz einer hohen Impfquote seit rund zwei Wochen die Zahl der registrierten Corona-Neuinfektionen deutlich an. Am Sonntag wurden laut Gesundheitsministerium 334 Menschen positiv getestet. Zuletzt wurden Anfang April mehr als 300 Corona-Neuinfektionen an einem Tag festgestellt. Der größte Teil der Neuinfektionen steht im Zusammenhang mit der Delta-Variante, die zuerst in Indien nachgewiesen wurde. Viele der Infizierten sind jüngere Menschen.

Israel gilt wegen seiner erfolgreichen Impfkampagne als Vorzeigeland im Kampf gegen das Coronavirus. Von rund 9,3 Millionen Einwohnern haben 5,7 Millionen Menschen die erste Impfung erhalten, davon sind 5,2 Millionen vollständig geimpft. Dies entspricht 56 Prozent der Bevölkerung.

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