Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte offenbar Lust, Nikolaus zu spielen. Leider interpretiert er die Rolle etwas zu sehr im Stile des Sonnengottes – mal wieder. Weil niemand über den Verordnungsentwurf informiert war, befürchten die Apotheken ein mittelschweres Chaos in der Vorweihnachtszeit. Dennoch, das Positive überwiegt. Ein Kommentar von Alexander Müller.
Kanzlerin Angela Merkel wurde gestern im Bundestag emotionaler denn je. Die Infektionszahlen sind trotz verschärfter Maßnahmen viel zu hoch. Das Handeln der politisch Verantwortlichen wirkt getrieben, weil wir alle auf eine andere Entwicklung gehofft hatten. Da ist es verständlich, dass es auch zu Schnellschüssen kommt. So wie jetzt bei der staatlich subventionierten Bereitstellung von FFP2-Masken für besonders gefährdete Personen.
Spahn hat einen Verordnungsentwurf rausgehauen, von dem niemand etwas wusste: Die betroffenen Verbände waren anders als sonst üblich nicht eingeweiht, offenbar nicht einmal Spahns eigene Unionsfraktion. Teilweise mussten die Apothekerverbände gegenüber ihren Mitgliedern kleinlaut zugeben, dass sie den Entwurf gar nicht kennen und aus der Presse davon erfahren haben. Auch der bei der Abrechnung eingebundene Notdienstfonds wurde gestern kalt erwischt, die Großhändler fühlen sich vom Minister geradezu hintergangen. Spahn will sich mit dieser Hemdsärmlichkeit den Ruf des Machers in der Krise aufbauen, geht damit aber allen zunehmend auf die Nerven.
Bei allem verständlichen Ärger über dieses Herrschergebaren: 2,5 Milliarden Euro, 6 Euro pro Maske. Selbst bei zu erwartenden Preissteigerungen lässt sich zertifizierte Ware für diesen Preis ohne Weiteres bestellen. Wirtschaftlich droht den Apotheken kein Schaden, selbst wenn die Jäger und Sammler da draußen sich übermäßig eindecken. Es wird auch viele geben, die den eigenen Bedarf anders decken und nicht für drei Masken in die Apotheke gehen. Es handelt sich schließlich aktuell nicht um knappe Ware.
Und: Die Apotheken dürfen die Masken an die Risikopatienten verteilen. Das ist natürlich mit Aufwand verbunden, aber auch mit Imagegewinn. Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube in der Branche, dass man sich davon nichts kaufen kann. Die Apotheken versorgen die besonders gefährdeten Menschen kostenlos mit Schutzmasken. Das klingt doch erstmal nicht schlecht.
Bestimmt hätte sich mit etwas Nachdenken und Austausch vorab die Verteilung leichter organisieren lasen. Natürlich sind noch viele Fragen offen. Was tun, wenn die das Budget des Notdienstfonds aufgebraucht ist? Schließlich gibt es ja keine 1:1-Erfassung der Berechtigten, was in den zwei Wochen bis Weihnachten wohl auch hinzunehmen ist. Nun, als Kaufmann hat jeder Apotheker, hat jede Inhaberin zwei Optionen. Entweder man sagt dem Kunden: „Die vom Ministerium gestellten Masken sind leider schon alle verteilt, ich kann ihnen aber FFP2-Masken zu einem sehr fairen Preis anbieten.“ Variante B: Mischkalkulation. Bis in der Gesamtabrechnung der eigene EK unterschritten ist, können schon einige Masken verteilt werden.
Das andere nun beschworene Horrorszenario: Maskenhopping und Missbrauch. Ist das wirklich zu befürchten? Natürlich wird es ein paar Unverbesserliche geben, die sich mehr Masken holen, als ihnen zustehen. Aber der Aufwand, sich mit dem Modell eine goldene Nase zu verdienen, ist dann doch ein bisschen groß. Pro Apotheke gibt es im Dezember nur drei Masken auf einmal und die Preise bei Ebay werden aufgrund der staatliche Verteilaktion auch nicht explodieren. Es mag schon früher Menschen gegeben haben, die Apotheken für Kalender Apotheken abgeklappert haben, aber die machen das System nicht kaputt.
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