Corona-Impfstoff

Marburg: Klinische Tests ab September

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Berlin -

Marburger Virologen wollen gemeinsam mit Kollegen noch im September beginnen, einen Impfstoff gegen Sars-CoV-2 in ersten klinischen Versuchen am Menschen zu testen. Der Impfstoff für die klinische Phase-I wird zurzeit von der Firma IDT Biologika in Dessau hergestellt. Die Produktion wird demnach voraussichtlich in drei Monaten abgeschlossen sein, dann könne mit den klinischen Tests begonnen werden. Eine Genehmigung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) stehe allerdings noch aus.

Bereits vor einer Woche hatte Becker über die Vorbereitung auf den nächsten Schritt bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus gesprochen. „Wir sind jetzt in der Phase, dass wir finanziell und logistisch alles zusammenhaben, um die klinische Phase-I zu starten“, hatte Becker gesagt. Becker und sein Team sind an der Entwicklung eines Impfstoffes beteiligt und arbeiten dafür am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung mit anderen Wissenschaftlern zusammen. In Marburg findet in der klinischen Phase-I das sogenannte Immun-Monitoring statt. Geleitet werde die klinische Prüfung von Marylyn Addo vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE).

Der Ansatz der Entwicklung: Sie nutzen bereits vorhandene Bausteine, sogenannte Impfstoff-Plattformen, um möglichst rasch zu einem Kandidaten gegen den Erreger Sars-CoV-2 zu gelangen. „Wir haben uns ja schon länger auf das Thema Pandemie oder Ausbrüche von neuen Viren vorbereitet“, sagt der Virologe. „Wir haben in den letzten Jahren unsere Zusammenarbeiten schon darauf ausgerichtet, dass wir wirklich schnell sein können bei der Herstellung eines Impfstoffes. Wir haben auch den Eindruck, dass wir schnell sind.“

Dass sich Forscher und Unternehmen weltweit an der Suche beteiligen, hält der Marburger Wissenschaftler Becker für wichtig: „Wir brauchen eine relativ große Anzahl von Impfstoffansätzen und -kandidaten, um dann diejenigen herauszufischen, die am besten sind.“ Nach den ersten klinischen Tests würde auch eine ganze Reihe wegfallen. Mehrere Kandidaten seien auch deshalb wichtig, weil ein Hersteller allein nicht genügend Kapazitäten für die benötigten Mengen hätte.

Erfolsdruck hoch

Andreas Neubert ist für den Entwicklungsbereich der Impfstoffe in Dessau verantwortlich und reagiert mit Sachlichkeit auf die aktuelle Situation: „Der Erfolgsdruck ist hoch. Denn es gibt viele Erwartungen an einen Impfstoff gegen das Corona-Virus.“ Er und sein Team forschen im engen Austausch mit anderen Experten im In- und Ausland nach einem Impfstoff gegen das im schlimmsten Falle todbringende Corona-Virus.

Bei IDT in Sachsen-Anhalt arbeiten insgesamt 1400 Mitarbeiter. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) forschen derzeit weltweit über 80 Wissenschaftler-Teams nach einem Impfstoff. Gegründet 1921 als Bakteriologisches Instituts der Anhaltischen Kreise in Dessau ist das Unternehmen inzwischen einer der Weltmarktführer der internationalen Biotechnologiebranche. Hauptgeschäft ist die Entwicklung und Produktion biotechnologisch hergestellter Impfstoffe und Medikamente.

„Wir sind relativ weit auf dem Gebiet. Ich persönlich bin da sehr zuversichtlich“, meint IDT-Geschäftsführer Jürgen Betzing. Und Entwicklungs-Leiter Andreas Neubert ergänzt: „Ich möchte mit einem Impfstoff helfen, die gegenwärtige komplizierte wirtschaftliche Situation und gesundheitliche Bedrohung zu entschärfen. Wir dürfen unseren Humor und Optimismus nicht verlieren. Wir werden mit Corona fertig!“

 

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