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Long Covid: Regulation der Immunfaktoren gestört

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Berlin -

Long Covid stellt für die Forschung noch immer ein Phänomen dar. Die zugrundeliegenden Mechanismen sind nicht geklärt. Eine Studie will herausgefunden haben, dass bei Betroffenen die Regulation der Ausschüttung von Immunfaktoren erheblich gestört ist. Es komme zu einer regelrechten Umprogrammierung von Immunzellen, so die Wissenschaftler:innen.

Über „DigiHero“ einer deutschlandweiten Studie der Universitätsmedizin Halle zur digitalen Gesundheitsforschung wurden Proband:innen rekrutiert, die nach einer überstandenen Covid-19-Infektion an Symptomen der Folgeerkrankung Long Covid litten. Die Forscher:innen um Dr. Christoph Schultheiß, Erstautor der Studie und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin IV der Universitätsmedizin Halle fanden innerhalb der Auswertung der Studiendaten molekulare Hinweise auf verschiedene Subgruppen bei Long Covid. Die dabei auftretenden Muster seien vielversprechend für mögliche Therapieansätze. Ausgewertete Daten ließen vermuten, dass unterschiedliche Mechanismen für die Entstehung von Long Covid verantwortlich sind, darunter auch eine sogenannte „Umprogrammierung“ von Immunzellen.

Abwehr des Körpers

Makrophagen spielen bei der Immunabwehr des Körpers eine Schlüsselrolle. Die großen beweglichen Zellen, die zum zellulären Immunsystem gehören, entwickeln sich aus peripheren Monozyten. Sie gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und sind für die Vernichtung von eingedrungenen Viren, Bakterien und Toxinen sowie anderen Pathogenen zuständig. Entscheidend ist ihre Rolle bei der Aktivierung und Regulation der Immunreaktion, indem sie Immunfaktoren als Botenstoffe ausschütten.

Umprogrammierung von Immunzellen

In einer vorangegangenen Studie konnte eine hallesche Forschungsgruppe um Dr. Mascha Binder bereits zeigen, dass die Blutkonzentration der Immunfaktoren bei Long Covid Betroffenen erhöht war. „In der aktuellen Studie haben wir den Fokus auf weitere entzündungs- sowie fibrosefördernde Immunfaktoren gelegt, die durch Monozyten und Makrophagen ausgeschüttet werden können“, erläutert Dr. Christoph Schultheiß, Erstautor der Studie und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin IV der Universitätsmedizin Halle. „Dabei zeigte sich, dass bei Long Covid die Regulation der Ausschüttung dieser Immunfaktoren erheblich gestört ist.“ Zudem fanden die Wissenschaftler:innen heraus, dass diese Umprogrammierung offensichtlich in zwei ausgeprägten Mustern auftrat.

Klärungsbedarf der Mechanismen

Ein weiteres Augenmerk lag auf der Blutkonzentration des viralen S1 Spike-Proteins. Über dieses Protein kann das Covid-19 Virus effektiv die Zellen infizieren. Nachweisen ließ sich S1 insbesondere bei Genesenen mit anschließender Long-Covid-Symptomatik. Die Blutwerte belegen aber keinen Zusammenhang mit den entdeckten Mustern: „Wir gehen deshalb derzeit von verschiedenen molekularen Subgruppen bei Long Covid aus, die auf unterschiedliche zugrundeliegende Mechanismen in der Entstehung der Erkrankung zurückzuführen sind“, so Schultheiß. Es bestehe weiterhin Klärungsbedarf: „Klinisch ist Long Covid bereits gut definiert. Nun gilt es, die Mechanismen bei der Entstehung der Krankheit besser zu verstehen und mit dem klinischen Bild zu verknüpfen“, so Dr. Mascha Binder, Leiterin der Forschungsgruppe und Direktorin der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin IV der Universitätsmedizin Halle. „Wir konnten mehrere Immunfaktoren im Blut identifizieren und deren Rolle bei Long Covid nochmals unterstreichen. Für einige dieser Faktoren existieren bereits therapeutische Möglichkeiten, um der Deregulierung entgegenzuwirken“, so Binder.

Immunsystem nach Corona-Infektion geschwächt

Bereits im vergangenen Jahr konnte ein Team um die Immunologin Anne Krug, Professorin am Biomedizinischen Centrum der LMU,belegen, dass Covid-19 einen deutlichen Effekt auf das Immunsystem hat: Die Wissenschaftler:innen fanden heraus, dass als Folge einer Sars-CoV-2-Infektion nicht nur der Anteil bestimmter Immunzellen der sogenannten dendritischen Zellen im Blut stark abnimmt, sondern auch deren Funktionsfähigkeit eingeschränkt ist. Dadurch könnten Patient:innen während und unmittelbar nach einer Covid-19 Erkrankung anfälliger für Sekundärinfektionen sein.

Dendritische Zellen sind hochspezialisierte Zellen, die eine wichtige Funktion im Rahmen des Immunsystems erfüllen. Sie „beobachten“ ständig ihre Umgebung und können antigenspezifische Immunantworten initiieren und regulieren.

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