Folgeschäden von Sars-CoV-2

Long-Covid: Müdigkeit und verringerte Lungenfunktion

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Berlin -

Eine Covid-19-Erkrankung scheint für viele Betroffene auch nach einem negativen Test noch nicht vorbei zu sein. Einige Patienten erholen sich nur schwer und haben noch lange nach der eigentlichen Genesung mit Folgebeschwerden zu kämpfen: Neben Störungen der Lungenfunktion scheinen vor allem auch die kognitiven Fähigkeiten eingeschränkt zu sein, auch anhaltende Müdigkeit stellt ein Problem dar.

Auch wenn bildgebende Verfahren bereits eine deutliche Besserung des Erkrankungsverlaufs von Covid zeigen, leiden viele Patienten noch unter Beschwerden. Bereits relativ früh hatten Mediziner dies beobachtet. Im Fachjournal „Clinical Infectious Diseases“ wurde nun erneut eine Studie veröffentlicht, die die Einschränkungen der Covid-Patienten aufzeigt. Mittlerweile werden die Folgeschäden der Erkrankung unter dem Namen „Long-Covid“ oder „Post-Covid-Syndrom“ zusammengefasst.

Schäden erst auf den zweiten Blick sichtbar

In den Niederlanden wurde eine Ambulanz speziell für solche Fälle eingerichtet: Am Radboud Universitair Medisch Centrum in Nijmegen wurden 124 Patienten, von denen der Großteil bereits vorher in der Uniklinik behandelt wurde, noch drei Monate nach Ende der Akutphase der Erkrankung weiter beobachtet und untersucht.

Die Röntgenaufnahmen des Thorax waren bei 93 Prozent der Patienten unauffällig – augenscheinlich hatten sie sich von der Covid-Erkrankung erholt. Denn auch die Sauerstoffsättigung war in Ruhe mit durchschnittlich 96 Prozent normal. Bei genaueren Untersuchungen konnten jedoch massive Auswirkungen ermittelt werden: Die Diffusionskapazität für Kohlenmonoxid (DLCO) war bei vielen Patienten vermindert. Durchschnittlich wurden 81 Prozent des normalen DLCO-Werts erreicht.

Hinweise auf Lungenfibrose nach Covid-19

Den Medizinern zufolge kann dies ein ersten Anzeichen für eine Lungenfibrose sein, wie auch die CT-Aufnahmen verdeutlichen: Bei 86 Prozent kam es zu den Covid-typischen Milchglastrübungen, 60 Prozent hatten Kerley-Linien und weitere 26 Prozent zeigten radiologische Hinweise für eine Lungenfibrose. Die Beobachtungen zeigten dabei nicht zwingend Zusammenhänge mit den Symptomen der Patienten.

Einige berichteten über Atemnot, besonders bei körperlicher Anstrengung, 22 Prozent hatten eine verminderte 6-Minuten-Gehstrecke und bei 16 Prozent sank die Sauerstoffsättigung beim Gehtest ab. Rund ein Drittel der Patienten zeigte zudem mentale und kognitive Störungen, wie starke Abgeschlagenheit. Mehr als 60 Prozent gaben an in ihrem Alltagsleben eingeschränkt zu sein, fast zwei Drittel klagten über eine verminderte Lebensqualität. Die Symptome zeigten sich auch bei ambulanten Patienten mit nicht schweren Verläufen.

Langanhaltende Müdigkeit als Symptom

In einer weiteren Studie mit knapp 130 Teilnehmern klagte mehr als die Hälfte der ehemaligen Patienten noch Wochen später über Müdigkeitssymptome wie irische Wissenschaftler im Fachjournal „Plos One“ berichten. Auch hier kamen die Forscher zu der Erkenntnis, dass es keine Rolle spielt, ob jemand schwer erkrankt mit Covid-19 im Krankenhaus behandelt werden musste oder nicht – nur knapp 56 Prozent der Studienteilnehmer waren mit Covid-19 stationär behandelt worden.

Gut 52 Prozent der 128 Teilnehmer, die zum Zeitpunkt der Untersuchung die akute Krankheitsphase überstanden hatten, zeigte mindestens sechs Wochen nach der Infektion noch Müdigkeitssymptome, bei vielen war dies sogar noch nach zehn Wochen oder mehr der Fall. Gut 42 Prozent gaben nach dieser Zeit an, sich wieder vollständig gesund zu fühlen. „Die Studie betont die Belastungen durch Post-Covid-Müdigkeit. Sie zeigt auch, dass Post-Covid-Müdigkeit nicht in Verbindung zur Schwere der Erkrankung steht“, sagte Liam Townsend vom Trinity College Dublin, der die Untersuchung mit mehreren Kollegen durchgeführt hat. „Daher ist es nicht leicht, Verläufe vorherzusagen.“

 

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