Long-Covid: Impfung reduziert Risiko um rund 40 Prozent Cynthia Möthrath, 08.03.2022 09:38 Uhr
Nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 leiden viele Patient:innen auch lange Zeit später noch an den Folgen der Erkrankung. Vom Long-Covid-Syndrom sind rund 40 Prozent aller Erkrankten betroffen. Eine Studie aus Großbritannien zeigt nun, dass die Corona-Impfungen das Risiko, an Long-Covid zu erkranken, deutlich reduzieren können.
Die Spätfolgen einer Corona-Infektion sind sehr unterschiedlich und unspezifisch. Rund 40 Prozent der mit dem Coronavirus infizierten Menschen haben nach einer Studie der Mainzer Universitätsmedizin mehr als ein halbes Jahr Long-Covid-artige Symptome. Dies treffe nicht nur auf Menschen mit schweren Krankheitsverläufen zu.
Rund jeder Dritte ist betroffen
Jeder Dritte berichtet dem Team zufolge nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 nicht wieder so leistungsfähig zu sein wie vorher. Andere der zahlreichen Symptome „ohne klares klinisches Muster“ seien etwa Abgeschlagenheit, Geruchs- und Geschmacksstörungen, Gedächtnisstörungen, Atemnot/Kurzatmigkeit, Gelenkschmerzen sowie Schlafstörungen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, das Alter spielte hingegen keine Rolle.
Wissenschaftler:innen aus Großbritannien haben sich nun mit der Frage beschäftigt, ob die Corona-Impfungen auch vor Long-Covid schützen können: Dafür verglichen sie die Daten von rund 3000 doppelt-geimpften Personen, die sich mit Covid-19 infizierten, mit den Daten von ebenso vielen ungeimpften Infizierten. Alle wurden im Zeitraum zwischen April 2020 und November 2021 mittels PCR-Test oder Antigenschnelltest positiv getestet.
74 Prozent der Geimpften hatten das Vakzin von AstraZeneca erhalten, 25,5 Prozent den Impfstoff von Biontech/Pfizer und 0,5 Prozent erhielten den Moderna-Impfstoff. Zwölf Wochen nach der Infektion wurden die Teilnehmer:innen bezüglich Long-Covid unter die Lupe genommen. Bei den geimpften Teilnehmer:innen kam es vor allem ab Mai 2021 zu Ansteckungen mit der Delta-Variante (98,9 Prozent). Die ungeimpften Kontrollpersonen hatten sich zum Großteil bereits vor diesem Zeitpunkt infiziert (99,7 Prozent).
Doppelte Impfung schützt gut vor Long-Covid
Es zeigte sich, dass die geimpften Proband:innen nur in 9.5 Prozent der Fälle ein Long-Covid-Syndrom entwickelten. Bei den Ungeimpften waren es 14,6 Prozent. Bezüglich der verschiedenen Impfstoffe zeigten sich keine Unterschiede. Umgerechnet ging die damals noch vollständige Doppel-Impfung – sofern sie zwei Wochen vor der Infektion beendet war – mit einer 41-prozentigen Reduktion für Long-Covid einher.
Künftig will das Team auch den Einfluss der Booster-Impfungen auf Long-Covid untersuchen, um weitere Daten liefern zu können. Bereits jetzt sind sich die Forscher:innen jedoch sicher, dass die Impfung gut vor Long-Covid schützen kann. Das Team rät daher, das Thema in die Werbung der Impfkampagnen einzubinden, um die Impfbereitschaft zu erhöhen.
Long-Covid als Diagnose
Zu Beginn der Pandemie waren langanhaltende Symptome und Beschwerden nach einer Covid-Erkrankung kein eigenes Krankheitsbild. Erst seit 2021 kann das Post-Covid-Syndrom mithilfe eines eigenen ICD-Codes als solches diagnostiziert werden.
Long-Covid & Post-Covid: Wo liegt der Unterschied?
- Long-Covid: Symptome halten nach der Covid-Infektion über maximal vier Wochen an
- Post-Covid: Symptome dauern auch drei Monate nach der Covid-Infektion noch an
Chronische Vorerkrankungen als Risikofaktor
In einer Studie hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) untersucht, wie häufig es nach einer Covid-Erkrankung zu einem Post-Covid-Syndrom kommt und welche Folgen das für die ambulante Versorgung hat. Für die Untersuchung wurden die vertragsärztlichen Abrechnungsdaten für das zweite Quartal 2021 ausgewertet. Dabei wurde die Rolle von Vorerkrankungen deutlich, die das Auftreten eines Post-Covid-Syndroms offenbar begünstigen.
„Nur sehr selten erkranken Menschen am Post-Covid-Syndrom, die bis zur Sars-CoV-2-Infektion völlig gesund waren. Vielmehr handelt es sich bei den 160.000 Erkrankten im zweiten Quartal 2021 fast ausschließlich um Patientinnen und Patienten, die bereits wegen zahlreicher, meist chronischer Erkrankungen in vertragsärztlicher Behandlung waren“, erklärt das Zi. Mehr als 97 Prozent der Betroffenen wiesen bereits damals verschiedene körperliche und psychische Vorerkrankungen auf, beispielsweise Adipositas, Rückenschmerzen, Depressionen oder Anpassungsstörungen.