Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach hat sich gegenüber der „Welt am Sonntag“ dafür ausgesprochen, dass auch in Apotheken gegen Covid-19 geimpft wird. „Mehrere Tausend Apotheken werden diese Saison Grippeimpfungen anbieten, es sollte möglich sein, dort auch gegen Covid zu impfen.“
„Die Impfbereitschaft ist zum Erliegen gekommen. Um sie wieder anzukurbeln, brauchen wir dringend unkonventionelle Wege“, so Lauterbach. Er plädiert für die Ausweitung der Orte, an denen Impfungen stattfinden. Die Apotheker könnten dies bedenkenlos übernehmen, da es beim Impfvorgang selbst „so gut wie nie“ Komplikationen gebe. Sinnvoll wäre dabei auch eine Kombinationsimpfung: „Linker Arm Grippeimpfung, rechter Arm Covid-Impfung“, sagte Lauterbach. Eine eventuelle Nachsorge könne anschließend beim Hausarzt erfolgen.
Im Herbst und Winter sei wieder mit steigenden Fallzahlen zu rechnen. Weiterzumachen wie bisher, sei keine Option. „Die Zeit rennt uns davon“, so Lauterbach gegenüber der „Welt am Sontag“.
Auch Impfungen in den bestehenden Testzentren seien möglich – sofern dort auch Ärzte arbeiteten. „Wenn die Schnelltests kommende Woche kostenpflichtig werden, hätte jeder, der vor dem Schnelltestzentrum steht, die Wahl: Zahle ich jetzt 20 Euro für einen Test, oder mache ich gleich vor Ort eine kostenlose Impfung?“
Solche niedrigschwelligen Angebote wären mit Blick auf die geschlossenen Impfzentren wichtig: „Ansonsten bleibt für die Impfung nur noch der Hausarzt, den vor allem viele junge Menschen, die noch nicht geimpft sind, oft gar nicht mehr haben.“ Und wenn sie sich einen neuen Hausarzt suchten, so Lauterbach, dauere es häufig Wochen bis zum ersten Termin.
Und schließlich schlägt Lauterbach vor, auch in „Gesundheitsämtern als zentrale Säule“ Covid-Impfungen durchzuführen. Ziel sei es, mit einer möglichst hohen Impfquote in Herbst und Winter zu gehen. Mit einer um 5 bis 10 Prozent höheren Impfquote könnte gelockert werden.
Ein Ende der Maskenpflicht in den Schulen hält Lauterbach nur für gangbar, wenn die Schüler:innen dreimal pro Woche getestet werden. Die Alternative ist aus seiner Sicht, dass sich die Kinder in den kommenden Monaten massenhaft anstecken. „Wollen wir das denn?“, fragte Lauterbach. Eine bundesweit einheitliche Lösung für die Maskenpflicht fände er besser. Die werde aber aufgrund der Länderzuständigkeit nicht kommen.
Im Videointerview mit APOTHEKE ADHOC hatte sich Professor Dr. Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Weltärztebundes, noch in dieser Woche gegen Impfungen in Apotheken ausgesprochen: „Ich bin der festen Überzeugung, Impfen mit allem Drumherum gehört in die Hände der Ärzte. In Pandemiezeiten, also in Notzeiten, mag sowas mal anders sein, aber über die sind wir jetzt schon hinweg. Also ich sehe keine Notwendigkeit, es gibt genügend Ärzte, es gibt genügend Impfteams, nur die müssen an die Menschen herankommen. Und ich glaube das reicht.“ Die Angebote seien inzwischen schon sehr niedrigschwellig, so Montgomery. Analyse des Interviews im Podcast NUR MAL SO ZUM WIESSEN.
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