Für die kommende Woche können Apotheken ihren Arztpraxen eine gemischte Rückmeldung für deren Impfstoff-Bestellung geben. Großhändlern zufolge dürften alle Bestellungen des Impfstoffes von AstraZeneca erfüllt werden, die verfügbare Menge an Comirnaty reiche dagegen nicht aus. Sorge bereitet die Planung für das Impfzubehör.
Apotheken mit dem Hauptlieferanten Richard Kehr in Braunschweig werden nach bisheriger Übersicht alle Bestellungen von Vaxzevria erfüllen können. Davon geht der geschäftsführende Gesellschafter Hanns-Heinrich Kehr aus. „Wir haben eine Punktlandung.“ Das zeige, dass das Lobbyieren der Ärzte für den Impfstoff erfolgreich sei. Bei Comirnaty gebe es dagegen einen „unbefriedigende Lieferquote“.
Ähnlich sieht die Lage in Kiel beim Privatgroßhändler Max Jenne aus. „Wir liegen bei AstraZeneca bei etwa 100 Prozent“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Lothar Jenne. Ob es letztlich 95 oder 105 Prozent seien, könne noch nicht abschließend bewertet werden. Bei Corminaty liege die Lieferquote zwischen 50 und 60 Prozent gemessen am angemeldeten Bedarf. Die Bestellungen spiegelten die öffentliche Meinung wider, so Jenne: „Alle wollen Comirnaty“. Dieses Wochenergebnis dürfe jedoch nicht überbewertet werden. „Ich halte nichts davon, nur auf einzelne Zahlen zu schauen.“
Damit bestätigen sich die Ergebnisse einer Blitzumfrage von aposcope, nach der das Verhältnis von AstraZeneca zu Biontech bei 1 zu 2,4 liegt. Die Ärzt:innen haben also mehr als doppelt so viele Dosen Comirnaty bestellt wie Vaxzevria. Rein rechnerisch haben laut Umfrage jede Ärztin und jeder Arzt im Durchschnitt 40 Dosen AstraZeneca bestellt und 93 Dosen Biontech. Da viele Apotheken nur eine oder wenige Praxen beliefern, liegt der Median entsprechend bei 20 und 48 Dosen. Auffällig auch: 18 Prozent der Ärzt:innen haben laut Umfrage überhaupt keinen Impfstoff von AstraZeneca bestellt.
Auch in Koblenz ist kein einziges Vial übrig: Beim Privatgroßhändler Krieger ist die Nachfrage für beide Präparate größer als die Verfügbarkeit. „Bei AstraZeneca liegen wir bei einer Lieferquote von 90 Prozent, bei Biontech zwischen 50 und 60 Prozent“, sagt Marketingleiterin Carla Dortmann.
Wenn AstraZeneca-Impfstoff erstmals übrigbleiben sollte, haben die Großhändler bereits einen Plan B: „Wir haben Apotheken, die wir gut kennen, die interessierte Ärzte haben“, sagt Kehr. Bei Vaxzevria gebe es nicht das Problem der Verimpfung innerhalb von 120 Stunden wie bei Corminaty. Der Impfstoff könne im Kühlhaus bei Temperaturen zwischen 2 und 8 °C gelagert werden. „Zwischenlager bei Großhändlern und Apotheken könnten entstehen, auch wenn es natürlich das Ziel ist, dass möglichst aller Impfstoff verimpft wird.“
Die Bestellungen hätten sich mittlerweile eingespielt. „Der Prozess von der Kommunikation bis zur Logistik läuft gut“, sagt Kehr. Die Berechnung und Kürzung der Liefermengen etwa, die zunächst noch durch Personal erfolgt sei, laufe jetzt automatisiert. „Natürlich schauen wir am Ende noch einmal drüber.“ Auch bei Max Jenne ist man mit den Abläufen bezogen auf die Impfstoffe zufrieden: „Unsere Sorge bezogen auf das Impfzubehör ist da größer“, sagt Jenne.
Für Kanülen und Spritzen gebe es im Gegensatz zu den Vakzinen keine Lieferplanung. „Es gibt keine Vorhersage. Momentan kommen wir gerade so hin“, so Jenne. Eine mittelfristige Planung etwa für Juni bis September sei nicht möglich. „Ich will keine Unruhe auslösen, aber wenn ausschließlich über den Impfstoff berichtet wird, darf nicht so getan werden, als ob das Zubehör vom Himmel fällt.“
Während der Impfstoff über den Bund zugeteilt wird, müssen die Großhändler das Zubehör über den freien Markt beschaffen. Der Aufwand sei hoch: Es existiere eine Plattform des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), auf denen Firmen Zubehör anböten. Wegen des Kartellrechts dürften sie aber keine Mengen nennen. Dazu komme, dass pro Vial ein Zuschlag von 20 Prozent mehr Zubehör berechnet werde, das heißt: Apotheken, die sechs Dosen Corminaty erhalten, bekämen achtmal Impfzubehör geliefert. Zudem müssten die Kanülen und Spritzen händisch kommissioniert werden.
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