Kommt „Sputnik V“ nach Deutschland? dpa, 23.01.2021 09:36 Uhr
Kanzlerin Angela Merkel hat Russland Unterstützung bei weiteren Schritten für den russischen Corona-Impfstoff „Sputnik V“ angeboten. Voraussetzung für eine mögliche Kooperation sei aber eine Zulassung des Präparats in der EU. Nachdem sich Russland an die zuständige EU-Arzneimittelagentur EMA gewandt habe, habe sie Unterstützung des bundeseigenen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) für das Verfahren angeboten.
Wenn der Impfstoff von der EMA zugelassen werde, könne man dann auch über gemeinsame Produktion oder Anwendung reden. Merkel betonte, über alle derzeit großen politischen Differenzen mit Russland hinweg könne man in einer Pandemie im humanitären Bereich zusammenarbeiten.
Über eine mögliche Produktion von „Sputnik V“ in Deutschland werde bereits diskutiert, sagte der Chef des staatlichen russischen Direktinvestmentfonds, Kirill Dmitrijew, bei einer Online-Pressekonferenz. Mehrere EU-Mitgliedsländer hätten „ernsthaftes Interesse“ an dem Vakzin. In Ungarn gab es am Donnerstag die erste Notzulassung in der EU. Als erstes EU-Land hatte Ungarn zwei Millionen Dosen bestellt. Außenminister Peter Szijjarto kündigte am Freitag bei einem Besuch in Moskau an, dass das Mittel in drei Etappen geliefert werden solle. Die ersten Dosen soll Ungarn binnen 30 Tagen erhalten.
Bei einer Impfung mit „Sputnik V“ sind zwei Injektionen nötig. Der Impfstoff war Mitte August als weltweit erster freigegeben worden – vor Abschluss wichtiger Tests. Das hatte international Kritik ausgelöst. Unabhängige Studien sind bisher nicht bekannt. Dmitrijew zufolge sollen die Ergebnisse der Testphase III in der kommenden Woche im Fachblatt „The Lancet“ publiziert werden. Erste Daten waren bereits Anfang September dort veröffentlicht worden. Danach hatten mehrere Wissenschaftler Kritik daran geübt.
Russland impft seine Bevölkerung bereits seit Anfang Dezember, in der EU begannen die Impfungen Ende Dezember. Bislang haben mehr als anderthalb Millionen Menschen in Russland das Vakzin erhalten. Immer wieder hatten russische Forscher die Vorteile ihres Präparats gegenüber den westlichen Wirkstoffen angepriesen. Die Wirksamkeit von „Sputnik V“ wurde mit 95 Prozent angegeben.