„Kommt die Zulassung, kommt sie am 28. Dezember“ Alexandra Negt, 07.12.2020 14:11 Uhr
Die ersten Impfstoffzulassungen sind in den letzten Zügen: Für die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna werden entsprechende Anträge durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) unter Hochdruck geprüft. Die niedersächsische Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) glaubt aber nicht, dass es vor Weihnachten grünes Licht geben wird. Doch zwischen den Jahren könnte die Entscheidung fallen: Am 28. Dezember tagt die EMA.
Die EMA will noch im Dezember über eine bedingte Zulassung für den Corona-Impfstoff von Biontech entscheiden. Die EMA tagt am 28. Dezember, sodass eine Zulassung zwischen den Feiertagen möglich sein könnte. „Kommt die Zulassung, kommt sie am 28. Dezember“, so Reimann. Das Ergebnis der Prüfung soll spätestens einen Tag später am 29. Dezember vorliegen; diesen Tag hatte die EMA als spätesten Termin genannt. Die erste Distribution der Vakzine könnte in den letzten Tagen des Jahres stattfinden, sodass die ersten Lieferungen nach dem Jahreswechsel in den Impfzentren eintreffen könnten.
Stimmt die EMA einer Zulassung zu, so könnten die ersten Impfungen ab dem 4. Januar 2021 in den Impfzentren vollzogen werden. Der Aufbau der rund 50 Impfzentren in Niedersachsen sei seit dieser Woche in vollem Gange, informiert Reimann. Die Kommunen hätten landesweit nach geeigneten Gebäuden gesucht. In den allermeisten Fällen würden Turn- und Veranstaltungshallen umgebaut. Am Aufbau beteiligt ist das THW. Die Fertigstellung der Zentren zum 15. Dezember kann laut Reimann eingehalten werden. Zum genauen Ablauf machte sie kaum Aussagen – etwa zu der Frage, ob aktuell genügend Ärzte und weiteres Personal vorhanden sind.
Laut Reimann wurde für die Lagerung und den Transport ein Vertrag mit dem Postdienstleister DHL geschlossen. Die für Niedersachsen eingeplanten Impfdosen würden in zwei Zentrallagern lagern, eines davon in den Niederlanden. Die Vakzine von Biontech muss bei Temperaturen von -80 °C gelagert werden. Doch zu der befürchteten erschwerten Lagerung des Impfstoffes gab es seitens Biontech bereits Entwarnung: „Wir verschicken die Impfstoffe in speziellen Boxen. In ihnen herrscht für bis zu 20 Tage eine gleichbleibend niedrige Temperatur. Die Vials können somit in der Lieferbox gelagert werden,“ erklärt Sean Marett, Vorstandsmitglied von Biontech. Die Boxen könnten problemlos zweimal täglich geöffnet werden, ohne dass die Temperatur zu weit steigt. Eine schnelle Entnahme und erneute Verschließung der Box müsse dennoch erfolgen. Nach der Entnahme kann der Impfstoff fünf Tage lang im Kühlschrank gelagert werden. Nach der Verdünnung muss die Injektion binnen sechs Stunden erfolgen, so Marett.
Auch für deutsche Impfzentren bedeutet dies Erleichterung bei der Kühllogistik. Große Ultra-Tiefkühlschränke müssten nicht zwangsläufig installiert werden. Studien zu einer Lagerfähigkeit bei nur -20 °C laufen bereits. Die vorgegebene Lagertemperatur könnte also in den kommenden Wochen angepasst werden.
Vorquarantäne als sinnvolle Maßnahme
Gerade in Bezug auf die Feiertage riet die Gesundheitsministerin zur Vorquarantäne. Wer vor dem Fest konsequent für acht bis elf Tage keine Menschen trifft, der könnte relativ sicher sein, dass er kein Covid-19 hat. Der Besuch der Familie würde hierdurch sicherer werden. Experten befürchten einen starken Anstieg der Infektionszahlen nach den Feiertagen. Geht man davon aus, dass es an Weihnachten zu vielen Ansteckungen kommt, so wird sich dies – aufgrund der ungünstigen Lage des Wochenendes – ab Montag dem 4. Januar in den Infektionszahlen widerspiegeln. Auch das Land Niedersachsen ruft erneut zur Vernunft auf. Die Bürger sollten die Kontakte so weit es geht einschränken.