Die Kinderarztpraxen bereiten sich auf die ersten Impfungen von unter 12-Jährigen vor. Apotheken erhalten heute erstmals Rezepte mit dem neuen Comirnaty für Kinder ab fünf Jahren. Eine Obergrenze gibt es nicht, doch da die nächste Bestellung erst Anfang Januar möglich ist, dürften die Praxen ihre Kühlschränke mit dem Covid-19-Impfstoff füllen.
Die Kinderärzt:innen können Impfstoff für die unter 12-Jährigen ohne Obergrenze bestellen. „Jeder bestellt den Bedarf, den er bei sich sieht“, sagt der Berliner Kinderarzt Jakob Maske, der auch Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) ist. Unter den Mediziner:innen gebe es auch Fälle, in denen kein Impfstoff bestellt werde. „Für die Impfung von Kindern braucht es ein gutes Konzept“, sagt er.
Die Umsetzung im Praxisalltag sei nicht einfach, etwa weil Verwechslungen zwischen den beiden Comirnaty-Impfstoffen möglich seien. Denn Kinder in einem Alter von fünf bis elf Jahren erhalten statt 30 µg Tozinameran nur ein Drittel. Lediglich die Dosierung und die abweichende Farbgebung zeigen, dass es sich um die Kinder-Variante handelt. Mit zwei Impfstoffen sei die Lage noch komplizierter geworden. „Da schrecken manche davor zurück.“
In seiner Berliner Kinderarztpraxis werden insgesamt 150 Dosen für drei Ärzt:innen für Kinder unter zwölf Jahren angefordert. Seitens der Eltern gebe es bereits vereinzelt Anfragen, sagt Schwester Kathrin Schulze. Da die nächste Bestellmöglichkeit erst am 4. Januar sei, werde man voraussichtlich noch „etwas zurückhaltend“ mit dem Impfstoff sein und richtig loslegen, wenn die Stiko-Empfehlung da ist. Von den Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren würden pro Woche zwischen 35 und 40 gegen Covid-19 geimpft. Dafür sei eine extra Impfsprechstunde eingerichtet worden. „Wir versuchen, so viele wie möglich zu erreichen, dass sie im Winter bereits zweimal geimpft sind.“ Im Fokus stünden vor allem Chroniker.
Der Verband kritisierte zuletzt, dass die Menge für die Altersgruppe ab 12 Jahren ebenfalls kontingentiert ist. „Wir erhalten nicht mal die 30 Dosen, die wir bestellen“, sagt Maske. Mit der Beschränkung verhindere das Bundesgesundheitsministerium (BMG) die Impfung der Kinder und Jugendlichen, da für sie ausschließlich die Impfung mit Comirnaty von der Stiko empfohlen sei. Dabei handele es sich um „eine absurde und inakzeptable Fehlentscheidung“ des damaligen Bundesgesundheitsministers Jens Spahn. „Genauso gut könnte man der Feuerwehr das Löschwasser rationieren bei einem Großbrand.“
Die Eltern vertrauten dem Biontech-Impfstoff. Comirnaty sei der Impfstoff, den Kinder und Jugendliche am besten vertragen. „Wenn wir nur die eingeschränkte Menge zur Verfügung haben, können wir viele unserer Patient:innen nicht impfen. Bereits verabredete Impftermine müssen wir absagen, Impfsprechstunden neu organisieren. Das können und wollen wir nicht leisten.“ Im Interesse unserer Patient:innen wurde gefordert, den Beschluss zur Liefereinschränkung sofort zurückzuziehen und damit die ausreichende Belieferung der Praxen mit dem Biontech-Impfstoff zu garantieren.
APOTHEKE ADHOC Debatte