Corona-Impfung

Keine Einzeldosen: Hausärzte befürchten „Overkill“ Nadine Tröbitscher, 05.09.2023 09:10 Uhr aktualisiert am 05.09.2023 14:55 Uhr

„Wir werden wieder im organisatorischen Overkill enden, wenn wir jedes Mal, wenn eine Biontech-Impfung notwendig ist", fürchtet Nicola Buhlinger-Göpfarth. Foto: Benedikt-stock.adobe.com
Berlin - 

Seit zwei Jahren warten Praxen und Apotheken darauf, dass es die Corona-Impfstoffe auch als Einzeldosis gibt. Gerade weil die Nachfrage nach den ersten Impfrunden drastisch zurückgegangen ist, müssen Dosen oft entsorgt werden, weil nicht genügend Impflinge für die Vials zusammenkommen. Die Hausärztinnen und Hausärzte warnen jetzt vor einem „Overkill“.

Der Deutsche Hausärzteverband befürchtet einem Medienbericht zufolge einen erheblichen Aufwand in Arztpraxen bei der Impfung gegen das Coronavirus. Mit Blick auf den am vergangenen Freitag von der EU-Kommission zugelassenen weiterentwickelten Impfstoff von Biontech/Pfizer sagte die Vize-Verbandsvorsitzende Nicola Buhlinger-Göpfarth dem „Spiegel“, es sei ärgerlich, dass es das Vakzin nicht als Einzeldosis gebe.

„Wir werden wieder im organisatorischen Overkill enden, wenn wir jedes Mal, wenn eine Biontech-Impfung notwendig ist, entweder schnell fünf weitere Impflinge organisieren, die Impfung verschieben oder fünf Impfdosen wegschmeißen müssen“, sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende. Der Impfstoff wird dem Bericht zufolge in Fläschchen ausgeliefert, die sechs Dosen enthalten.

Biontech teilte dem „Spiegel“ nach dessen Angaben mit, dass derzeit Vorbereitungen liefen, auch Einzeldosen des angepassten Impfstoffs auf den Markt zu bringen. Wann diese in Deutschland verfügbar sein könnten, stehe aber noch nicht fest. „Wir verstehen den Wunsch der Ärztinnen und Ärzte“, teilte das Unternehmen mit.

Bei dem Impfstoff geht es um ein auf die Omikron-Sublinie XBB.1.5 angepasstes Präparat, das besser vor aktuell kursierenden Varianten schützen soll. Die Ständige Impfkommission in Deutschland empfiehlt Auffrischimpfungen mittlerweile nur noch bestimmten Gruppen, vorzugsweise im Herbst. Dazu gehören etwa Menschen ab 60, Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen ab einem Alter von sechs Monaten, Pflege- und Gesundheitspersonal sowie Angehörige von Risikopatienten.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) forderte die Hersteller auf, endlich Einzeldosen anzubieten. „Die entsprechende Forderung der Hausärzte ist völlig nachvollziehbar. Denn für die Arztpraxen und Apotheken ist es ein erheblicher Aufwand, die Impfungen mit den aktuell verfügbaren Impfdosen mit sechs enthaltenen Impfungen so zu organisieren, dass möglichst wenig Impfstoff verfällt. Diesen Mehraufwand und volkswirtschaftliche Mehrkosten müssen wir vermeiden.“

Holetschek fügte hinzu: „Es kann doch nicht sein, dass wir seit zwei Jahren auf Einzeldosen der Impfstoffe warten! Schon 2021 hat der Freistaat den Bund aufgefordert, die Impfstoffhersteller anzuhalten, Einzeldosen zu liefern – analog etwa zu den einzelnen Impfdosen des Grippeimpfstoffs. Passiert ist seitdem nichts. Mit der Anpassung der Impfstoffe an die neue Omikron-Variante XBB.1.5 wäre jetzt eine gute Gelegenheit, endlich Einzeldosen anzubieten. Ich fordere auch die Bundesregierung auf, bei den Herstellern noch einmal nachzufassen.“