Krankenhausnotfallplan

Kanzleramt: Alle Betten aus den Kellern

, Uhr
Berlin -

Angesichts der weiterhin steigenden Corona-Fallzahlen rechnet die Bundesregierung offenbar mit einer Zuspitzung der Versorgungslage von Infizierten. Dazu hat das Kanzleramt ein Notfallkonzept für die Krankenhäuser in Deutschland erarbeitet. Helge Braun (CDU), Chef des Bundeskanzleramtes, und die Chefs der Staats- und Senatskanzleien der Länder haben sich dazu gestern auf ein „Grobkonzept Infrastruktur Krankenhaus“ verständigt, das APOTHEKE ADHOC vorliegt. Die Zahl der Krankenhausbetten soll rasch verdoppelt werden, dafür sollen auch Hotels und größere Hallen angemietet werden. Kliniken sollen alle vorhandenen Betten aus ihren Kellern holen.

„Das RKI erwartet mit steigenden Fallzahlen in Deutschland auch eine deutliche steigende Inanspruchnahme der stationären Krankenhaus-Versorgung“, heißt es in diesem Papier. Zur Vorsorge haben Bund und Länder sechs Punkte vereinbart: Die Intensivkapazitäten sollen verdoppelt werden. Die Länder sollten dazu mit den Kliniken in ihren Bundesländern, die über Intensivkapazitäten verfügen, Pläne erarbeiten, um dieses Ziel durch den Aufbau „provisorischer Intensivkapazitäten“ zu erreichen. Zur parallelen Steigerung der Beatmungskapazität plant das Bundesgesundheitsministerium (BMG) mit den Gesundheitsministern der Länder bis Anfang nächster Woche, in welchem zeitlichen Ablauf die vom Bund beschafften Beatmungsgeräte unterschiedlicher Kategorien zulaufen können und wo sie eingesetzt werden. „Weitere Beschaffungen seitens der Länder und Kliniken sind davon ausdrücklich unbenommen“, so das Papier.

Um die Kliniken, die sich auf den Aufbau von Intensivkapazitäten konzentrieren, zu entlasten, müssten an anderen Kliniken und gegebenenfalls „provisorischen weiteren Standorten zusätzliche Betten- und Behandlungskapazitäten bis hin zur Verdopplung vorhandener Kapazitäten aufgebaut werden“. Derzeit gibt es in Deutschland knapp 500.000 Krankenhausbetten. Durch das Vorhalten/Reservieren und Auf-, Aus- und Umrüsten von Rehabilitationseinrichtungen, Hotels oder größeren Hallen könnten für die zahlreichen leichteren Behandlungsverläufe zusätzliche Kapazitäten aufgebaut werden. Helfen sollen dabei das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das Technische Hilfswerk (THW) und andere Dienste. Das könnte auch die Bundeswehr sein. Morgen wird Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) die Hilfe der Bundeswehr ankündigen. „Dies entlastet dann die Krankenhäuser für schwerere Verläufe“, so das Krisenpapier aus dem Kanzleramt.

Und weiter unter Punkt 4: „Alle Kliniken und weiteren Einrichtungen des Gesundheitswesens sollten ihre Lagerbestände, Altbestände und 'Keller' durchforsten nach Gerät (Betten, Liegen, EKGs, Beatmung etc.), das im Fall der Fälle genutzt werden kann.“ Jede Klinik sollte vorausschauende Personalplanung betreiben, vorhandenes Personal zusätzlich schulen für einen etwaigen Einsatz im Intensivbereich, Konzepte entwickeln für den Einsatz von Medizinstudenten höherer Semester, sowie für den Einsatz von Ärzten und Pflegekräften, die sich aus dem Ruhestand oder anderen Bereichen zur Unterstützung zur Verfügung stellen.

Auch die Krankenkassen werden zur Hilfe gerufen: Die Länder sollten Kontakt zu den medizinischen Diensten der Krankenversicherung in den Ländern aufnehmen und gemeinsame Konzepte entwickeln, wie dort beschäftigte Ärzte und Pflegekräfte in der akuten Versorgung unterstützen können.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Mehr zum Thema
Verzögerungen wegen „KOB light“?
ePA: Die Angst vor Abmahnungen
Mehr aus Ressort
„Auffällig höhere Fallzahlen“
Corona: Sommerwelle ist da
„Pandemie der Ungeimpften“
RKI-Protokolle bringen Spahn unter Druck

APOTHEKE ADHOC Debatte