Im Rennen um einen Corona-Impfstoff hatte der US-Hersteller Johnson & Johnson Ende September mit der letzten und entscheidenden Phase-III der klinischen Tests begonnen. Nun hat der Mutterkonzern von Janssen heute bekannt gegeben, dass die EU-Kommission 200 Millionen Dosen für den Einsatz in der Europäischen Union bestellt hat.
Im Kampf gegen Corona hat sich die EU-Kommission Bezugsrechte für einen weiteren künftigen Impfstoff gesichert: Sie schloss einen Vertrag mit der belgischen Tochter von Johnson&Johnson über die mögliche Lieferung von Impfstoff für 200 Millionen Menschen. Vorgesehen sei zudem die Option auf Impfstoff für weitere 200 Millionen Personen, teilte die Brüsseler Behörde am Donnerstag mit.
„Covid-19 bedroht noch immer Menschen auf der ganzen Welt. Als forschendes Unternehmen sehen wir es als unsere Verantwortung, den Zugang zu unserem künftigen Covid-19-Impfstoff weltweit so schnell wie möglich zu ermöglichen. Wir danken der EU- Kommission und den EU-Mitgliedstaaten für das Vertrauen in unsere Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten sowie unsere Impfstofftechnologie", so Dr. Paul Stoffels, Forschungschef von J&J.
Das Besondere an diesem Impfstoffkandidaten: Nur eine Dosis soll bereits ausreichend Schutz bieten. Die Ergebnisse der bisherigen klinischen Tests seien positiv verlaufen, hieß es. Das Unternehmen hat parallel zu der klinischen Entwicklung die unternehmenseigenen Produktionskapazitäten weiter ausgebaut, um perspektivisch mehr als eine Milliarde Impfstoffdosen bereitstellen zu können. Erste Impfstoffdosen sollen Anfang 2021 „für den Notfallgebrauch“ zur Verfügung stehen.
Eine zweite Phase-III-Studie mit einem Zwei-Dosis-Schema soll ebenfalls durchgeführt werden. Der Studienstart ist für die kommenden Wochen geplant. Die Studienergebnisse sollen so früh wie möglich öffentlich zugänglich gemacht werden. So will der Hersteller größtmögliche Transparenz schaffen. Der Impfstoffkandidat basiert auf der AdVac-Technologie von Janssen. Diese wurde auch bei der Entwicklung des bereits zugelassenen Ebola-Impfstoffs eingesetzt. Auch bei weiteren Impfstoffkandidaten setzt das Unternehmen auf diese Technologie, darunter bei Impfstoffen gegen den HIV-, RSV- und Zika-Virus.
Die Kommission hat bereits ähnliche Verträge mit AstraZeneca und mit Sanofi-GSK geschlossen, die ebenfalls aussichtsreiche Impfstoff-Kandidaten testen. Bisher ist aber noch keiner dieser Stoffe zugelassen. Ein Kommissionssprecher wollte keine Prognose abgeben, wann die Mittel auf den Markt kommen. Man arbeite daran, so schnell wie möglich einen sicheren Impfstoff von hoher Qualität verfügbar zu haben, sagte er.
Die Abnahmeverträge mit Vorkasse sollen die Entwicklung und Massenproduktion der Impfstoffe beschleunigen. Sie sehen Kaufoptionen für die EU-Staaten vor, sobald die Impfstoffe zugelassen sind. Mit den Firmen Curevac, Biontech-Pfizer und Moderna habe man zudem erfolgreiche Sondierungsgespräche abgeschlossen, erklärte die Kommission weiter.
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