Corona-Wundermittel

Ivermectin nur noch für Pferdemädchen APOTHEKE ADHOC, 04.09.2021 08:37 Uhr

Ivermectin ist in den USA so nachgefragt, dass eine Tierhandlung vor der Abgabe nun ein Beweisfoto vom Kaltblüter sehen möchte. Screenshot
Berlin - 

In den USA ist das Entwurmungsmittel Ivermectin vielerorts so beliebt, dass eine Tierhandlung nun Konsequenzen zog: Beim Kauf des Arzneistoffes müssen die Kund:innen ein Bild von sich und ihrem Pferd vorzeigen. Die amerikanische Arzneimittelbehörde warnt eindringlich vor der Einnahme des angeblichen Corona-Wundermittels.

Ivermectin geriet bereits vor Wochen in die Schlagzeilen. Der Arzneistoff kann bei Menschen und Tieren gleichermaßen zur Parasiten- und Wurmbehandlung eingesetzt werden. In Europa ist Ivermectin vor allem aus der Krätze-Behandlung bekannt (Driponin, Pädia). Das Antiparasitikum soll antivirale Eigenschaften besitzen und die Viruslast senken können.

Doch die Studienlage ist schwammig. Australische Forscher vermuteten eine antivirale Wirkung bereits im vergangenen Jahr, Länder wie die Slowakei sprachen Einnahmeempfehlungen aus. Auch in den USA ist die Nachfrage gesteigert. Anders als in Deutschland kann das Wurmmittel dort direkt in Tierhandlungen bezogen werden. In größeren Mengen wird es vor allem zur Entwurmung von Pferden eingesetzt. In einigen Regionen ist die Nachfrage als Corona-Wundermittel so hoch, dass die Betreiber:innen der Tierhandlungen nun Konsequenzen ziehen müssen.

„What a time to be alive“, twitter eine Kundin einer Tierhandlung in Las Vegas, als sie den Hinweis am Regal zu Ivermectin liest. Die Abgabe würde nur noch bei Vorlage eines Fotos von sich und seinem Pferd erfolgen. Denn der Arzneistoff ist knapp. Die protektive Wirkung gegen Sars-CoV-2 nicht belegt. Die Nebenwirkungen für den Menschen können bei dauerhafter Einnahme in hohen Dosierungen schwerwiegend ausfallen. Die FDA reagiert auf Twitter und warnt: „Auch wenn Tierarzneimittel denselben Wirkstoff wie ein zugelassenes Humanarzneimittel haben, wurden Tierarzneimittel nicht auf Sicherheit oder Wirksamkeit beim Menschen untersucht. Die Behandlung menschlicher Erkrankungen mit Tierarzneimitteln kann sehr gefährlich sein. Das Medikament kann möglicherweise überhaupt nicht wirken oder die Krankheit verschlimmern und zu schwerwiegenden, möglicherweise lebensbedrohlichen gesundheitlichen Komplikationen führen. Menschen sollten keine Produkte einnehmen, die für die Veterinärmedizin zugelassen sind […].“