Studie zeigt positive Ergebnisse

Interferon beta: Inhalativ gegen Covid-19?

, Uhr
Berlin -

Noch immer wird nach neuen Therapieoptionen für Patienten mit Covid-19 gesucht. Die Firma Synairgen aus England hat den Wirkstoff Interferon beta in inhalativer Form bei den Erkrankten getestet – die Ergebnisse sind vielversprechend.

Die Wirkung der inhalativen Interferon beta-Formulierung „SNG001“ wurde in einer doppelblinden, placebokontrollierten Phase-II-Studie an 220 Patienten getestet, darunter 100 hospitalisierte und 120 ambulante Erkrankte. Der Wirkstoff wurde über einen Vernebler appliziert und konnte die Erholung der Patienten nach Angaben des Herstellers fördern. „Wir alle sind erfreut über die heute bekannt gegebenen Studienergebnisse, wonach die Zahl der Patienten, die im Laufe der Hospitalisierung beatmungspflichtig wurden, durch eine Behandlung mit SNG001 stark reduziert wird“, erläutert Richard Marsden, CEO von Synairgen.

Seltener beatmet, weniger Todesfälle

Demnach sei die Wahrscheinlichkeit, einen schweren Erkrankungsverlauf mit Beatmung oder Todesfolge zu entwickeln, unter der Therapie mit Interferon beta um 79 Prozent geringer gewesen im Vergleich zu den Patienten, die Placebo erhielten. Die mit SNG001 behandelten Patienten erholten sich außerdem mehr als doppelt so häufig. Die Erholung war dabei als „keine Einschränkung der Aktivi­täten“ oder „kein klinischer oder virologischer Hinweis auf eine Infektion“ definiert. Vor allem die bestehende Atemnot der Patienten soll sich durch die Inhalationen verringert haben.

Im Vergleich zu Placebo war auch die Wahrscheinlichkeit im Verlauf der Therapie mit Interferon beta aus der Klinik entlassen zu werden um 72 Prozent erhöht: Patienten mit schweren Verläufen konnten im Mittel nach sechs Tagen entlassen werden, bei der Placebo-Gruppe waren es hingegen neun Tage. In der Kontrollgruppe verstarben 6 Prozent der Covid-Patienten, bei der Verumgruppe wurden keine Todesfälle verzeichnet.

Laut Synairgen besteht die Wirksamkeit unabhängig vom Behandlungsbeginn oder der Dauer der Covid-Erkrankung. Daher könne die Interferon beta-Formulierung SNG001 in inhalativer Form in allen Phasen von Covid-19 eingesetzt werden und wirksam sein. Interferone gehören zu den natürlich vorkommenden Botenstoffen des Körpers. Sie gehören zu den sogenannten Zytokinen und werden bei einer Infektion von den Epithelzellen gebildet. Interferon beta ist ein Glykoprotein welches zu den immunmodulierenden und antiviralen Proteinen gehört, die eine Erstabwehr des Immunsystems darstellen.

Zulassung könnte schnell folgen

In der rekombinanten Form ist die Substanz bereits als Injektion zur Basistherapie der schubförmigen Multiple Sklerose (MS) zugelassen. Dabei kann es das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und zudem die Frequenz der Schübe verringern. Die Sicherheit des Wirkstoffs ist dadurch bereits bekannt, was eine künftige Zulassung für die inhalative Formulierung verkürzen könnte. Bevor es soweit ist, müssen die Ergebnisse jedoch noch extern geprüft werden.

Interferon auch in der Schwangerschaft

Im Herbst 2019 wurden neue Daten zur Sicherheit des Wirkstoffs vorgestellt: Demnach hat eine Behandlung mit Interferon beta vor oder während der Schwangerschaft keine Auswirkungen auf das Geburtsgewicht oder den Kopfumfang des ungeborenen Kindes. Unter 666 Lebendgeburten unter IFN-β-Exposition und 1330 Lebendgeburten ohne Exposition zeigte sich kein statistischer Unterschied zwischen Patientinnen mit und ohne IFN-β-Exposition. Eine Behandlung kann daher auch bei bestehendem Kinderwunsch fortgesetzt werden.

 

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Gesundes Weihnachtsgewürz
Nach dem Festessen: Eine Tasse Zimttee
Hormonhaushalt im Gleichgewicht
Eisbaden: Gesundheits-Booster für Frauen
Novo Nordisk veröffentlicht Studienergebnisse
CagriSema: Enttäuschende Ergebnisse für Ozempic-Nachfolger
Mehr aus Ressort
„Auffällig höhere Fallzahlen“
Corona: Sommerwelle ist da
„Pandemie der Ungeimpften“
RKI-Protokolle bringen Spahn unter Druck

APOTHEKE ADHOC Debatte