Die Coronakrise bringt schon genug Herausforderungen mit sich, da scheint es wenig opportun, als Inhaber auch noch selbst grundlegende Veränderungen anzustoßen. Aber Verträge sind Verträge. Inhaber Horst Jakobi hat das gerade selbst erlebt: Zum 1. April hat er den Betrieb gewechselt – seine Apotheke geschlossen und eine andere übernommen. Die Hälfte seines Teams bekommt er nun ausgerechnet in den ersten Wochen gar nicht zu Gesicht. Denn es arbeitet in der anderen Schicht.
Zum 31. März ging für Jakobi nicht nur ein Quartal zu Ende, sondern ein Lebensabschnitt: Seit 21 Jahren hatte er die Ratsapotheke in Halver betrieben. „Aber die Zahlen sahen nicht so aus, dass es da noch viel Zukunft gibt“, sagt er. „Das Geld kam zwar rein, man will dafür aber nicht unbedingt 70 Stunden die Woche arbeiten.“ Doch da kam der Zufall zu Hilfe: Der Inhaber der Stadt-Apotheke in Werdohl geht nämlich auf den Ruhestand zu und wollte deshalb eine seiner drei Apotheken verkaufen. Hinzu kam, dass ihm seine Filialleiterin gekündigt hatte und er keine neue fand.
Und er ist bei derselben Unternehmensberatung wie Jakobi. „Da wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, die Stadt-Apotheke zu übernehmen.“ Das konnte er und tat es. Eine entscheidende Bedingung gab es für ihn allerdings: Er wollte seine vier Mitarbeiter aus der Ratsapotheke mitnehmen. „Da kann man mich gern einen Romantiker nennen“, scherzt er. „Aber das war mir wichtig, mit meinen Mitarbeitern arbeite ich zum Teil schon seit mehr als zehn Jahren, wir sind eingespielt.“
Also packten Jakobi und seine Mitarbeiter das Warenlager in Kartons und brachten es in die neue Apotheke. Der Rest des Betriebes steht noch wie eh und je im Ort – über eine Nachnutzung werde derzeit noch nachgedacht. Wird es beispielsweise ein Gesundheitsdienstleister, könne er wenigstens einen Teil des Interieurs noch veräußern. Viel Zeit war für den Umzug ohnehin nicht: Die Ratsapotheke hatte am 31. März ihren letzten Tag und ab dem 1. April war Jakobi bereits Inhaber der Stadt-Apotheke.
Dort musste er unter verschärften Bedingungen anfangen. „Man wünscht sich sicherlich ruhigere Zeiten, um sich mit dem Team einzuarbeiten, aber die sind schon gut eingespielt, deshalb gibt es keine größeren Probleme“, sagt Jakobi. „Ich konnte es mir ja nicht aussuchen, die Verträge waren ja schon unterschrieben.“ 18 Mitarbeiter hatte die Apotheke bereits, jetzt kommen Jakobi und seine vier hinzu.
Von der Belegschaft bekommt er seit der Übernahme allerdings nur die Hälfte zu Gesicht. Die Stadt-Apotheke arbeitet wie viele andere auch im Schichtbetrieb, um zu verhindern, dass der ganze Betrieb geschlossen werden muss, sollte es einen Infektionsfall im Team geben. „Ich habe sie zwar vor der Übernahme schon einmal gesehen, aber zusammenarbeiten können wir im Moment nicht“, erklärt er. Hier rentiert sich allerdings, dass das Team sich bereits kennt und eingespielt ist. „Die arbeiten mehr oder weniger weiter wie bisher“, sagt er.
Größere Probleme bereite ihm die aktuelle Coronakrise also nicht. „Im Großen und Ganzen kann ich mich nicht beschweren“, sagt er. Ein paar Einschränkungen macht er aber dennoch: Er verzichtet auf Sonderaktionen, wie sie nach Neueröffnungen oder Übernahmen üblich sind. Das wäre im Moment nicht opportun, findet er. „Wir machen gerade keine Aktionen, weil das in der derzeitigen Situation total verpuffen würde“, so Jakobi. „Es sei denn natürlich, ich hätte hier 10.000 Atemmasken auf Lager.“
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