Gesundheitssystem braucht Resilienz

Infektiologie-Chef fordert Konsequenzen aus Corona-Krise

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Berlin -

Mehr Schutzkleidung, rasch verfügbare Betten in den Kliniken – und mehr Medikamente sowie Chemikalien aus dem eigenen Land: Das sind für den Münchner Mediziner Professor Dr. Clemens Wendtner die Konsequenzen, die Deutschland aus der Corona-Krise ziehen sollte. Das Gesundheitssystem dürfe nicht „auf Kante genäht“ sein, sagte der Chefarzt der Klinik für Infektiologie in der München Klinik Schwabing, der im Januar die ersten Corona-Patienten in Deutschland behandelt hatte.

„Wir haben durch die Pandemie gelernt, dass eine Resilienz – die Fähigkeit, eine Krise zu überstehen – auch im Gesundheitswesen nötig ist“, sagte Wendtner. So sollten zum Beispiel mehr Betten in Krankenhäusern kurzfristig verfügbar gemacht werden können. „Wir müssen künftig auch größere Mengen an Schutzkleidung vorhalten.“ Zudem müssten Maschinen und Chemikalien zur Herstellung von Virus-Tests vorrätig sein, so dass diese im eigenen Land produzierbar seien, ebenso wie Medikamente. Der wesentliche Faktor seien darüber hinaus die Menschen, die engagiert bleiben und Hygiene, Mundschutz und Abstandsregeln ernst nehmen.

„Keiner wäre heute so vermessen zu sagen: Wir haben damals alles richtig gemacht“, sagte Wendtner. Umso wichtiger sei es, in Zukunft vorbereitet zu sein. Schon jetzt müsse man sich rüsten für mögliche weitere und dann eventuell andersgeartete Pandemien.

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) 454 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet. Damit waren seit Beginn der Corona-Krise mindestens 202.799 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert, wie das RKI am Mittwochmorgen meldete (Datenstand 22.7., 0.00 Uhr).

In Deutschland starben den RKI-Angaben zufolge bislang 9095 mit dem Virus infizierte Menschen – das bedeutet ein Plus von 5 im Vergleich zum Vortag. Bis Mittwochmorgen hatten 188.600 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen mit Datenstand 21.7., 0.00 Uhr, in Deutschland bei 1,04 (Vortag: 1,15). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwa einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Zudem gibt das RKI ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Es bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert mit Datenstand 21.7., 0.00 Uhr, bei 1,08 (Vortag: 1,13). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.

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