Noweda-Chef kritisiert Impfstrategie

„Impfzentren sind überflüssig“

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Berlin -

Noweda-Chef Michael Kuck hat sich für die Schließung der Impfzentren ausgesprochen. „Impfzentren sind überflüssig“, sagte er bei „19 - die Chefvisite“, einem Videoformat des Wirtschaftsportals DUP (Deutsche Unternehmer Plattform). Er wolle die „Impfstoffe auf die Hausärzte umleiten“. Dort sei die Schwelle, sich impfen zu lassen, niedriger und das Vertrauen höher.

Kuck ist überzeugt, dass es die „teure zusätzliche Infrastruktur“ der Impfzentren gar nicht gebraucht hätte, „wenn man uns denn gefragt hätte“. Die Apotheken seien erst „Ende Februar, Anfang März“ in die Impfkampagne eingebunden worden. Damit die Impfkampagne weiter Fahrt aufnimmt, plädiert Kuck dafür, dass auch Apotheker impfen sollten. Deutschlandweit hätten sie rund drei Millionen Kundenkontakte am Tag.

Scharfe Kritik übte er daran, dass Impfzubehör wie etwa Spritzen in den Zentren gehortet werde, „während wir uns das Material auf dem freien Markt beschaffen müssen“. „Die Länder sitzen auf dem Zubehör und wir kommen nicht dran“, rügte Kuck. „Da stimmt die Priorisierung nicht.“

Aktuell „kommt es darauf an, möglichst viele möglichst schnell zu impfen“, so der Noweda-Chef. Dazu seien Arztpraxen besser geeignet, sagte er unter Verweis auf die Zahl der Impfungen, die sich mit dem Einstieg der Hausärzte in die Impfkampagne verdoppelt hätten. Dort sei die Impfung zudem günstiger als in einem Zentrum. Experten gingen davon aus, dass die Kosten im Impfzentrum deutlich höher liegen als in einer Arztpraxis.

Von ungefähr kommt seine Forderung aber nicht: Der Großhandel kann für die Auslieferung des Impfstoffs pro kühlpflichtiger Durchstechflasche 9,65 Euro und für jede abgegebene ultra- oder tiefkühlpflichtige Durchstechflasche 11,55 Euro abrechnen. Diese Großhandelsvergütung ist befristet: Ab dem 10. Mai sinkt sie auf 6,55 Euro netto.

„Ganz große Sorge“ bereitet Kuck die Situation in Indien. Das von einer schweren Corona-Welle getroffene Land gilt als „Apotheke der Welt“, ein großer Teil der Wirkstoffe für in Deutschland verwendete Medikamente wird dort produziert. „Wir fahren sicherheitshalber die Vorräte hoch“, so Kuck. Er warnte: Sollte Indien zum Beispiel Exportbeschränkungen erlassen, um zunächst die eigene Bevölkerung zu versorgen, „kommen Deutschland und Europa in ganz erhebliche Probleme“. Bei Pharmaprodukten sei die Abhängigkeit von ausländischen Herstellern lange bekannt, „aber die Pandemie bringt die Lage an den Tag“, sagte Kuck.

 

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