In den einzelnen Bundesländern herrscht Uneinigkeit bei der Bezahlung in den Impfzentren. Nicht überall erhalten Apotheker und PTA die vorgeschlagenen Entlohnungen. Vielerorts erhalten gerade Apotheker einen geringeren Stundenlohn. In Berlin scheint es überdies ein Problem mit den Berufsbezeichnungen zu geben – eine Pharmazie-Ingenieurin berichtet, dass sie keinen Arbeitsvertrag erhalten kann, da ihre Berufsgruppe bei der Vertragserstellung nicht berücksichtigt wurde.
Der fehlende Impfstoff ist in vielen Impfzentren nicht das einzige Problem, häufig geht es auch ums Geld. Denn nicht überall bekommen Ärzte, Apotheker & Co. dieselbe Entlohnung. So regt sich beispielsweise bei Hessens Ärzten Unmut über die Bezahlung. 120 Euro pro Stunde war der für Ärzte und Apotheker vorgesehene Stundenlohn. Die Landkreise bezahlen aber zum Teil deutlich weniger, beklagen die Ärzte-Gremien. Sie raten den Ärzten, dies nicht zu akzeptieren. Die Kreise verteidigen sich: Es handle sich um eine Obergenze.
„Leider müssen wir feststellen, dass diese Summen von Seiten der Ministerien als Höchstsätze interpretiert werden, so dass einzelne Gebietskörperschaften deutlich niedrigere Stundensätze von 50 bis 60 Euro anbieten“, schreibt die Kassenärztliche Vereinigung (KV) in einem Rundschreiben an alle hessischen Kassenärzte. Man werde „den Eindruck nicht los, dass der eine oder andere Landkreis oder Betreiber des Impfzentrums das große Geschäft wittert.“ Nach Recherchen der KV werden die niedriger dotierten Verträge vor allem in jenen Impfzenten angeboten, bei denen Dritte im Boot sind. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) betreibt in Hessen beispielsweise 10 der 28 Impfzentren. Was vor Ort ausgehandelt werde, wisse man nicht, heißt es auf Nachfrage. „Der Landesverband hat keinen Einblick in die Verträge, die die einzelnen Körperschaften mit den Kreisverbänden schließen“, sagte eine Sprecherin.
Die Adexa befragte zum Thema „Arbeiten im Impfzentrum“ rund 300 Apotheker und PTA. Im Ergebnis erhielten ein Drittel der Apotheker unter 100 Euro die Stunde. Mit 39 Prozent überwiegt eine Vergütung von 81 bis 100 Euro. In den meisten Bundesländern sind für Apotheker Vergütungen von über 100 Euro vorgesehen. Auch bei den PTA schwankt die Vergütung. 21,6 Prozent der PTA erhalten weniger als 30 Euro die Stunde. Knapp 47 Prozent erhalten zwischen 30 und 40 Euro. Bei 60 Euro die Stunde ist für die technischen Assistenten Schluss – keine der befragten PTA verdient mehr.
Für Pharmazie-Ingenieure scheint es noch eine Stufe komplizierter. Nicht überall wurde die Berufsgruppe bei der Honorierung von Anfang an berücksichtigt. Eine Pharmazie-Ingenieurin aus Berlin, die ebenfalls im Impfzentrum helfen wollte, konnte bislang aufgrund ihrer Berufsbezeichnung keinen Vertrag erhalten. Nach mehreren Anfragen bei der zwischengeschalteten Zeitarbeitsfirma, die die Koordination der Einsätze leitet, erhielt die Ingenieurin die Antwort, dass es vom Senat nur Verträge für PTA und Apotheker gäbe, Pharmazieingenieure aber als Berufsgruppe in der Planung nicht vorhanden wären. „Inzwischen haben alle meine Kollegen, die sich ebenfalls angemeldet haben, schon ihre ersten Einsätze absolviert Zusagen für weitere“, berichtet sie. „Meine Anfragen beim Senat als auch bei der Apothekerkammer diesbezüglich blieben unbeantwortet.“
Die Kammer sieht bei dem Einsatz der Pharmazie-Ingenieure kein Problem. „Die Apothekerkammer Berlin unterstützt die Senatsverwaltung bei der Akquise von pharmazeutischem Personal für die Impfzentren. Angesprochen sind alle Apothekenberufe“, heißt es seitens der Kammer, „auch Pharmazieingenieurinnen und Pharmazieingenieure sind angesprochen. Wir übermitteln alle Eintragungen an die Senatsverwaltung. Der Senatsverwaltung sind die Apothekenberufe und die damit verbundenen Qualifikationen bekannt.“ Laut Kammer ist für die Berufsgruppe die gleiche Vergütung vorgesehen wie für PTA – 40 Euro pro Stunde.
Neben der variierenden Bezahlung scheint aber auch die Haftung uneinheitliche zu sein. Die Umfrage der Adexa zeigt, dass bei der Hälfte der Bewerbungsgespräche das Thema Haftung nicht einmal erwähnt wurde. So sorgen auch die vom Berliner Senat vorgegebenen Honorarverträge für reichlich Unmut und Verunsicherung bei Apothekern und PTA. Zwar sind die Stundensätze mit 120 Euro pro Stunde für den diensthabenden Apotheker, 100 Euro für weitere Approbierte und 40 Euro für PTA eindeutig geregelt, doch schiefgehen sollte bei der Tätigkeit besser nichts. „Es besteht kein Unfall- und Versicherungsschutz“ steht im Vertrag. Weder arbeitsrechtliche Bestimmungen noch Tarifverträge gelten. Somit müssen sich Apotheker und PTA zusätzlich um einen angemessenen Versicherungsschutz kümmern. Das schmälert die Entlohnung.
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