Um die gesamte Bevölkerung schnell und reibungslos gegen das Sars-CoV2 impfen zu können, sollen in den kommenden Wochen im ganzen Land Impfzentren entstehen. Erklärtes Ziel von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist es, Impfzentren bis zum 15. Dezember einsatzbereit zu haben. Verantwortlich für den Aufbau sind die Bundesländer. Immer mehr Standorte stehen fest. In großen Städten wie Berlin sollen bis zu sechs Zentren entstehen.
Die Aufgabe der Zentren wird in der ersten Phase der pandemischen Impfung vor allem die Impfung von vulnerablen Personengruppen sein. Hierzu gehören neben chronisch kranken Menschen auch ältere Menschen. Auch deshalb planen alle Bundesländer zusätzlich zu den Impfzentren mit mobilen Impfteams. Diese sollen gleichzeitig mit den Impfzentren startklar sein und die Bewohner von Kliniken und Pflegeheimen erreichen. Zahlreiche Bürger könnten nicht ohne Anstrengungen und logistischen Aufwand in die Impfzentren kommen, sodass der Einsatz der mobilen Teams insbesondere zu Beginn der Massenimpfungen von größter Bedeutung sei, so die Länder.
Spahn setzt in der Corona-Pandemie darauf, dass im Januar die ersten Impfungen absolviert sind. „Unser Ziel ist es, dass bereits im Januar die ersten Risikogruppen und Pflegebeschäftigen geimpft sind“, sagte Spahn am Dienstag im Deutschlandfunk. Dennoch lautet die Vereinbarung mit den einzelnen Ländern, dass ein Impfstart Mitte Dezember theoretisch möglich sein sollte. Auch an den bisher definierten Patientengruppen, die priorisiert geimpft werden sollen, hielt Spahn fest: Alte und Vorerkrankte sollen zu den zuerst zu Impfenden zählen. Zu seiner eigenen Impfbereitschaft verkündete Spahn: „In dem Moment, wo ein Covid-19-Impfstoff zugelassen ist, bin ich natürlich sofort und grundsätzlich bereit, mich impfen zu lassen – aber tatsächlich dann, wenn ich dran bin.“
In Berlin informiert Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) den Senat bei dessen Sitzung am Dienstag über den aktuellen Stand bei den geplanten Impfzentren. In Berlin sind sechs solcher Zentren vorgesehen, in denen täglich bis zu 20.000 Dosen verabreicht werden könnten. Die Standorte stehen bereits fest: Umgebaut werden sollen Teile des ehemaligen Flughafens Tegel (Terminal C) und der Hangar 4 des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Ebenfalls geimpft werden soll in der Messehalle 11, im Erika-Heß-Eisstadion in Mitte, im Velodrom in Pankow und in der Veranstaltungshalle Arena in Treptow-Köpenick. Dringend gesucht werden Menschen, die dort mit anpacken, etwa Ärzte, Sanitäter und Betreuer für ältere Menschen. Wie Kalayci am Montag in Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses sagte, hat der Aufbau der Impfzentren bereits begonnen. Einen Termin für die Fertigstellung gebe es aber noch nicht. Ziel sei, ab Mitte Dezember impfen zu können.
Auch Thüringen bereitet sich auf die bevorstehenden Corona-Schutzimpfungen vor. Landesweit sollen nach derzeitigem Stand 29 Impfpraxen und zehn mobile Impfteams für den Einsatz etwa in Pflegeheimen eingerichtet werden. Über Details zum Impfkonzept dazu wollen Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) und die Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Annette Rommel, am Dienstag informieren. Bereits bekannt ist, dass in jedem der 23 Landkreise und in jeder kreisfreien Stadt zentrale Anlaufstellen für die Impfung eingerichtet werden sollen, in größeren Städten wie Erfurt auch zwei. Geimpft wird dort ausschließlich mit Termin. Für die Lagerung eines Impfstoffs, der tiefgekühlt werden muss, wurden bislang zwei Lagerhäuser mit entsprechender Kühltechnik festgelegt.
In Mecklenburg-Vorpommern sind rund ein Dutzend Impfzentren geplant. Neben Rostock und Greifswald nannte Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) bereits Pasewalk, Wismar, Neubrandenburg und Güstrow. Die Impfzentren sollen über alle kreisfreien Städte und Landkreise verteilt sein. Die Bundeswehr soll einbezogen werden. Glawe wird dem Kabinett heute in einer Videokonferenz seine Impfstrategie gegen Corona vorstellen. Zum 15. Dezember will Mecklenburg-Vorpommern mit den Impfzentren startklar sein, hatte der Minister am Wochenende angekündigt.
Mit Rechenmodellen und viel Logistikarbeit bereitet sich der Freistaat Bayern auf die große Impfaktion gegen das Covid-19 vor. „Sobald ein Impfstoff zugelassen ist, wollen wir so schnell wie möglich mit dem Impfen beginnen“, betonte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Wie lange es allerdings dauern werde, alle Impfwilligen zu impfen, sei derzeit nicht seriös abschätzbar. Für die geplanten Impfzentren in allen bayerischen Landkreisen und kreisfreien Städten geht das Gesundheitsministerium davon aus, dass zwei jeweils fünfköpfige Teams binnen vier Stunden 100 Menschen impfen können. „Pro solchem Team ist ein Arzt notwendig“, sagte Huml. Die übrigen Teammitglieder seien medizinisches Fachpersonal sowie Verwaltungskräfte.
Für die mobilen Impfteams, die direkt zu Risikogruppen etwa in Pflegeheimen fahren sollen, sind mindestens jeweils ein Arzt oder eine Ärztin, eine Verwaltungskraft und eine medizinische Assistenz vorgesehen. „Pro Impfzentrum gibt es mindestens ein mobiles Impfteam“, erläuterte Huml. Sie gehe aber davon aus, dass letztlich noch weitere mobile Teams zum Einsatz kommen. „Die genauen Planungen laufen noch.“ Inzwischen haben sich rund 2500 Vertragsärztinnen und -ärzte bereit erklärt, sich an den Impfungen zu beteiligen. Weitere werden gesucht – doch die Tendenz ist steigend. Vor knapp drei Wochen waren es nach Angaben der KV noch 1850.
Die Impfzentren würden jedoch nur als Übergangslösung dienen. Dauerhaft soll die Durchführung wie gewohnt in den hausärztlichen Praxen stattfinden. Zu Beginn sei dies aus verschiedenen Gründen nicht möglich. Zum einen erfordert die Lagerung aufgrund der niedrigen Temperaturen einen hohen anfänglichen logistischen Aufwand, zum anderen wird der Impfstoff zunächst nur als Mehrdosenbehältnis verfügbar sein.
Spahn zeigt sich jedoch optimistisch, dass Impfungen beim Hausarzt ab Frühsommer 2021 möglich sein könnten. Dann wären die Phasen I-A und I-B soweit abgeschlossen, dass die Phase II mit der breiten, dezentralen Routine-Verimpfung starten könnte. Dann sollen auch die Apotheken eingebunden werden. „Wenn es einmal da drin ist im normalen System, schaffen wir auch große Zahlen.“
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