Impfstoffentwicklung abgeschlossen? Alexandra Negt, 05.05.2020 14:33 Uhr
Es häufen sich Berichte darüber, dass es Forschern in einem israelischen Labor gelungen sei Antikörper gegen Covid-19 zu isolieren. Auch der Einsatz bei Covid-19 positiven Personen soll schon erfolgt sein und sich als wirksam ergeben haben. Ist die Entwicklung eines Impfstoffes damit tatsächlich abgeschlossen? Der Schritt sei ein „bedeutender Durchbruch" in Richtung einer möglichen Behandlung der Covid-19-Pandemie, sagte Israels Verteidigungsminister Naftali Bennett. Noch ist die Datenlage aus Israel sehr dünn.
Ersten Berichten zufolge wurde ein wirksamer Impfstoff-Kandidat gegen Covid-19 in einem israelischen Labor gefunden. Der am Israel Institute for Biological Research (IIBR) entwickelte neutralisierende monoklonale Antikörper kann nach Aussagen des Verteidigungsministers Sars-CoV-2 im Körper der Träger neutralisieren, sagte Bennett. Ob eine Testung am Menschen bereits stattfand ist nicht ganz klar – die Forscher halten sich zunächst bedeckt, viele Fragen bleiben offen. Der nächste Schritt stehe jedoch bereits fest: „In der nächsten Phase werden sich Forscher an internationale Unternehmen wenden, um den Antikörper im kommerziellen Maßstab herzustellen“, schreibt die „Times of Israel“.
Darüber hinaus liegen Berichte vor, dass Israel eine erste Impfstoffproduktionsanlage im Land errichten wird. Der Bau soll in Kooperation mit dem Israel Institute for Biological Research (IIBR) und einem internationalen Pharmaunternehmen entstehen. Das teilte ein Sprecher des Gemeinderats der Stadt Yeruham der Jerusalem Post mit. Diese Ankündigung erfolgte, nachdem das IIBR die Entwicklung eines Impfstoffes bekannt gegeben hatte.
Monoklonale Antikörper gegen Covid-19
Humanisierte monoklonale Antikörper könnten sich als wirksam gegen Sars-CoV-2 erweisen, da sie eine Verbindung mit dem Spike-Protein auf der Virus-Oberfläche eingehen, sodass das Virus nicht mehr in die Wirtszelle eindringen kann – es wird sozusagen neutralisiert. Humane monoklonale Antikörper bestehen vollständig aus menschlichen Aminosäuresequenzen. Bei humanisierten Antikörpern handelt es sich um Substanzen, die von Hybridomzellen einer anderen Spezies (zum Beispiel Mäuse) produziert werden.
Siltuximab
Erste Zwischenergebnisse für den Wirkstoff Siltuximab (Eusa Pharma) lassen eine Wirksamkeit gegen Covid-19 vermuten. Untersucht wurde der Antikörper in einer Beobachtungsfallkontrollstudie: Die „SISCO-Studie“ (Siltuximab In Serious Covid-19) untersucht die Anwendung von Siltuximab bei Covid-19-Patienten mit Lungenentzündung oder akutem Atemnotsyndrom (ARDS) im Rahmen eines Compassionate Use-Programms im Krankenhaus Papa Giovanni XXIII in Bergamo.
47D11
47D11 ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der die Spike-Proteine des aktuellen Corona-Virus bindet und neutralisiert. Der Stoff richtet sich gegen ein bestimmtes Epitop in der Kernstruktur der rezeptorbindenden Areale der Spikes. Unter Epitopen versteht man Molekülabschnitte eines Antigens, die eine spezifische Immunantwort auslösen können. Bisher konnte in vitro gezeigt werden, dass der Antikörper fähig ist, die Infektion von Zellkulturen erfolgreich zu verhindern. 47D11 könnte auch bei der Entwicklung neuer Testverfahren für die Antigen-Erkennung in der Labordiagnostik hilfreich sein. Noch handelt es sich um ausschließlich laborexperimentelle Erkenntnisse. Eine Überprüfung am Tier oder am Menschen erfolgte bisher nicht.
Verfügbarkeit eines Impfstoffes
Forscher und Experten rechnen zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit der Verfügbarkeit eines Impfstoffes. So geht der US-Regierungsberater und Immunologe Anthony Fauci davon aus, dass es im Idealfall ab Januar einen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus geben wird. „Ich kann das aber nicht garantieren“, schränkte Fauci seine Aussage ein. Deutsche Forscher halten diese Angabe für zu kurzfristig. Wenn alle Prüfungen optimal verlaufen gehen sie davon aus, dass es im Sommer nächsten Jahres einen Impfstoff geben könnte. Dieser sei dann vermutlich vorerst auch nur beschränkt verfügbar, sagte Spahn in einem Zeitungsinterview. Die Impfkommission beim Robert-Koch-Institut habe nun den Auftrag, Empfehlungen zu machen, wer zuerst geimpft werden solle. „Dazu werden sicher die Risikogruppen und das medizinische Personal gehören.“ Es werde zwar so schnell keinen marktreifen Impfstoff geben, so Spahn.